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Kalte Finger bis zur Amputation
Verschlimmern Migräne-Antikörper ein Raynaud-Syndrom?
Fallberichte zeigen, dass CGRP-(Rezeptor-)Antikörper zur Behandlung von Migräne ein Raynaud-Syndrom auslösen oder verschlimmern können – teilweise bis zur Amputation eines Fingers.
Lösen Migräne-Antikörper ein Raynaud-Syndrom aus oder verschlechtern es? Die Fachinformationen zu Erenumab (Aimovig®), Fremanezumab (Ajovy®) und Galcanezumab (Emgality)® nennen die vasomotorische Störung nicht als Nebenwirkung – schaut man jedoch bei Eudravigilance, so finden sich für alle drei CGRP-Rezeptor- beziehungsweise CGRP-Antikörper Berichte über ein Raynaud-Syndrom.
Laut Eudravigilance wurden zu Erenumab bislang zwölf Fälle eines Raynaud-Syndroms berichtet (neun Frauen, drei Männer), bei zweien hat sich das unerwünschte Ereignis wieder zurückgebildet, sechs geben an, dass sie sich noch nicht erholt hätten, teilweise ist der Ausgang der Erkrankung ungewiss. Auch bei anderen Antikörpern im CGRP-System ist ein Raynaud-Syndrom beschrieben: Unter Fremanezumab kam es zu sechs Fällen (nur Frauen), fünf geben an, noch immer Beschwerden zu haben, bei einer Frau liegen keine Informationen über den Ausgang vor. Bei Galcanezumab sind acht Fälle beschrieben, alle betreffen Frauen, drei haben sich erholt, zwei nicht, bei dreien liegen keine Informationen dazu vor.
Raynaud-Syndrom und Migräne
Dass Patient:innen mit Raynaud-Syndrom häufig auch gleichzeitig an Migräne leiden, zeigen mehrere Arbeiten, veröffentlicht unter anderem im „Annals of Internal Medicine“ („Increased Prevalence of Migraine and Chest Pain in Patients with Primary Raynaud Disease“) oder „JAMA Network“ („Prevalence of Raynaud's Phenomenon in Patients With Migraine“). Umso wichtiger scheint es, dass mit Therapie der einen Erkrankung die andere sich nicht verschlechtert.
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Das „Arznei-Telegramm“, eigenen Angaben zufolge werbefrei und damit unabhängig von der Pharmaindustrie, hat sich die potenzielle unerwünschte Wirkung der CGRP-Antikörper genauer angesehen und auch die Literatur durchforstet. Bereits 2019 berichtete das Fachjournal „Headache“ („Raynaud's Phenomenon Associated With Calcitonin Gene-Related Peptide Monoclonal Antibody Antagonists”) über drei Migränepatienten, bei denen die Migräne-Antikörper ein Raynaud-Syndrom entweder verschlimmerten – Fremanezumab und Galcanezumab – oder es ganz neu auftreten ließen (Erenumab).
Nekrosen bis zur Fingeramputation
In einer aktuellen Arbeit, veröffentlicht im „JAMA Network Open“, („Evaluation of the Safety of Calcitonin Gene-Related Peptide Antagonists for Migraine Treatment Among Adults With Raynaud Phenomenon“) untersuchten die Wissenschaftler:innen die Sicherheit von CGRP-Antagonisten bei Migränepatient:innen mit Raynaud-Syndrom. Die Ergebnisse erschrecken teilweise durchaus: Von 160 Patient:innen traten bei 9 (5,3 Prozent) mikrovaskuläre Komplikationen auf (fünf bereits zuvor diagnostiziert, vier neu diagnostiziert). Diese reichten von einer Verschlechterung der Raynaud-Symptome bis zu Gangrän, Autonekrose und in einem Fall machten sie die Amputation des distalen Fingers erforderlich. Letztere Patientin hatte keine Vorgeschichte mit Raynaud-Syndrom, drei der Patient:innen hatten Galcanezumab erhalten, fünf Erenumab und einer Fremanezuamb. Die Wissenschaftler:innen zogen folgenden Schluss: „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass mikrovaskuläre Komplikationen bei der Anwendung von CGRP-Antagonisten bei Patienten mit zugrundeliegendem Raynaud-Syndrom ungewöhnlich sind. Das Auftreten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse ist zwar selten, doch ist bei der Verwendung dieser Wirkstoffe bei Patienten mit RP Vorsicht geboten“.
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