Neufassung des Perspektivpapiers 2030

Apotheke soll zum Drehkreuz im Gesundheitswesen werden

Traunstein - 13.01.2022, 17:50 Uhr

Das Perspektivpapier von 2014 wurde überarbeitet. (Foto: DAZ)

Das Perspektivpapier von 2014 wurde überarbeitet. (Foto: DAZ)


Mehr Raum für pharmazeutischen Dienstleistungen 

Mehr Raum als zuvor nehmen die pharmazeutischen Dienstleistungen ein. Zwar spielten auch in der ersten Version Medikationsanalyse und -management eine große Rolle, doch da nun die honorierten Dienstleistungen kurz vor der Umsetzung stehen, hat das Gebiet eine andere Bedeutung gewonnen. Unter der Überschrift „Weiterentwicklung der pharmazeutischen Dienstleistungen“ steht dazu: „Die öffentlichen Apotheken beobachten die Entwicklung des Versorgungsbedarfs. Sie erarbeiten dazu passgenaue pharmazeutische Dienstleistungen und setzen sich für deren Implementierung ein.“ 

Der Trivialisierung entgegenwirken

Offenbar als Reaktion auf die zunehmende Marktmacht der Versender greift die neue Version des Perspektivpapiers das Thema „Der Trivialisierung von Arzneimitteln entgegenwirken“ auf. Dabei wird davor gewarnt, Medikamente wie beliebige Konsumgüter zu betrachten, da ansonsten ihre Trivialisierung drohe: „Die Einnahme wird verharmlost, Fehl- und Mehrgebrauch sind die Folge.“ Der Trivialisierung müsse man konsequent entgegenwirken mit „Verbraucherschutznormen, die unter anderem in der Verschreibungspflicht sowie der Apothekenpflicht in Verbindung mit der freien Apothekenwahl ihren Ausdruck finden“. Diese müssten erhalten und bei Bedarf geschärft werden, heißt es weiter. Damit dürfte insbesondere auf die Aufweichung der Verschreibungspflicht durch Internetportale, die eine Verordnung von Rx-Arzneimitteln auf Basis eines Fragebogens ermöglichen, angespielt werden. Zudem müssten Anreize für Fehl- und Mehrgebrauch vermieden werden, genannt werden unangemessene Werbung und Preisdumping im OTC-Bereich. „Diese Prinzipien sind auch bei Entscheidungen auf europäischer Ebene zu berücksichtigen. Auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung rechtfertigt der Verbraucherschutz partielle Einschränkungen von Grundfreiheiten des Binnenmarktes“, wird abschließend betont.

 Drei Themenfelder stärker herausgearbeitet und ergänzt

In der Pressemeldung äußert ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu der neuen Fassung: „Mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens, dem Kampf gegen die Trivialisierung von Arzneimitteln und der Schaffung von gesellschaftlichem Nutzen durch neue Dienstleistungen sind nun drei Themenfelder stärker herausgearbeitet und ergänzt, die unsere Arbeit künftig bestimmen werden. Ich freue mich, dass wir das Update in einem kompakten Verfahren mit Kammern und Verbänden so schnell hingekriegt haben.“ Jetzt sollen aus dem Papier  Handlungsfelder für die konkrete berufspolitische Arbeit abgeleitet werden, heißt es weiter.

Die neue Version des Perspektivpapiers kann hier abgerufen werden.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Apotheke 2030

von Barth Christiane am 14.01.2022 um 12:22 Uhr

Es gibt eine europäische Vorgabe für nationale Vor-Ort-Versorgung, es gibt seit Jahren einen bayerischen Beschluss, die ländlichen Regionen genauso zu stellen, wie die städtischen. Es gibt seit 2014 das Perspektivpapier. Wann fängt die Standespolitik
endlich an zu Handeln. Der Kuschelkurs der letzten Jahre mit dem Gesundheitsministerium und die Macht der Krankenkassen, von Bundeskanzler a.D. Schröder gewollt, sind für die sinkende Zahl der Apotheken verantwortlich. Von einer noch Flächendeckung kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Die Weiterentwicklung des Berufes und der Gesundheitsversorgung wird zur Luftnummer, wenn der Staat die Folgen von Ärzte und Apothekenmangel weiter kleinredet.
Die uralte Gesetzgebung muß dem digitalen Zeitalter angepasst werden, damit zum Beispiel wie bei den Ärzten auch bei den Apotheken Sateliten-Betriebe entstehen können, bei denen ein Apotheker auch über einen Bildschirm zu kontaktieren ist. So ein Netz von Apotheken könnte im Katastrophenschutz verankert sein, damit keine Begehrlichkeiten bei Niederlasungswilligen entstehen könnten.
Wenn auch die Hoffnung zuletzt stirbt, so gehe ich davon aus, dass die Infrastruktur der Gesundheitsversorgung 2030 eher nicht mehr existiert, als dass bis dahin bedarfsgerecht auf hohem Niveau die nationalen Vor-Ort-Apotheken die Arzneimittelversorgung im Griff haben.

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Fazit

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 14.01.2022 um 8:19 Uhr

Klingt gut, müsste aber noch konkretisiert werden. Für neue Aufgaben brauchen wir mehr generelle Rechtssicherheit und den Auftrag durch den Gesetzgeber. Vor Behördenwillkür und Überbürokratisierung muss der "freie Beruf" besser geschützt werden. Bei heilkundlicher Tätigkeit muss gelten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

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