Corona-Impfung

Vierte Dosis – für wen und warum?

Stuttgart - 17.01.2022, 13:45 Uhr

Wer sollte sich viermal gegen Corona impfen lassen? (Foto: i-am-helen / AdobeStock)

Wer sollte sich viermal gegen Corona impfen lassen? (Foto: i-am-helen / AdobeStock)


Studien zu harten Endpunkten wie Tod fehlen

Willicombe findet dem Journalisten Gareth Iacobucci zufolge, die israelischen Ergebnisse – dass eine vierte Dosis bei Gesunden die Antikörperspiegel erhöht – nicht überraschend. Die Frage müsse jedoch lauten, ob eine vierte Dosis bei Immungesunden überhaupt notwendig sei. Dafür seien jedoch Daten erforderlich, die nicht lediglich die Antikörpertiter untersuchten, sondern harte Endpunkte – wie Krankenhauseinweisungen oder Todesfälle.

Drei Impfungen verhindern Krankenhausweinweisungen besser als zwei

Solche Daten gibt es zumindest für eine dritte Impfstoffdosis: In einer britischen Untersuchung und einem Report der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA (UK Health Security Agency) zufolge verringerte eine dritte Impfstoffdosis das Risiko für Krankenhausweinweisung nach Infektion mit der Omikron-Variante um 88 Prozent, während eine zweifache Impfung eine Krankenhauseinweisung nur zu 72 Prozent reduzierte. Chef-Virologe der Berliner Charité, Professor Christian Drosten, bestätigte am 4. Januar im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ ebenfalls den Nutzen einer dritten Impfung: „Was also richtig schützt gegen Omikron, ist eine Dreifach-Impfung“, sagte Drosten.

Andere Impfungen umfassen auch vier Dosen

Die Corona-Impfung wäre nicht die erste Impfung, bei der vier Impfstoffdosen für einen vollständigen Impfschutz erforderlich wären, so gelten vier Impfstoffdosen bei Keuchhusten und Polio als Standardimpfung (drei Grundimmunisierungen und Auffrischimpfungen), erinnert Peter Openshaw, ein Immunologe und Professor für experimentelle Medizin am Imperial College London, im „BMJ“-Bericht und: „Dasselbe könnte auch für das Coronavirus gelten, aber wir müssen abwarten“.

Dass es für eine generelle Impfempfehlung für eine vierte Corona-Impfung derzeit noch zu früh ist, findet auch Professor Sandra Ciesek (Universitätsklinik Frankfurt am Main) im NDR-Corona-Podcast vom 21. Dezember, viel helfe nicht immer viel. Auch ein Booster biete keinen hundertprozentigen Schutz, sodass vielleicht nur „bestimmte Gruppen“ geboostert werden könnten, ähnlich wie bei Influenza. Sie gibt, vor allem auch bei Jugendlichen, auch mögliche Nebenwirkungen – wie Myokarditiden – zu bedenken.

Auch Andrew Polland, Vorsitzender des JCVI, plädiert für eine gezielte weitere Boosterimpfung, man könne nicht den ganzen Planeten alle sechs Monate impfen, erklärte er der britischen Zeitung „The Telegraph“ Anfang Januar. Man müsse sich künftig auf die „Schwachen“ konzentrieren und ihnen Auffrischungsimpfungen oder Behandlungen zur Verfügung stellen, um sie zu schützen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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