Schulkinder

Kinder mit Corona: Bauchschmerzen – Hinweis auf schwere Verläufe?

Stuttgart - 20.01.2022, 07:00 Uhr

Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen – sollte man bei Kindern mit Magen-Darm-Beschwerden nicht nur an Noro- und Rotaviren, sondern auch an SARS-CoV-2 denken? (x / Foto: Halfpoint / AdobeStock)

Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen – sollte man bei Kindern mit Magen-Darm-Beschwerden nicht nur an Noro- und Rotaviren, sondern auch an SARS-CoV-2 denken? (x / Foto: Halfpoint / AdobeStock)


Mehr als ein Drittel der Kinder hat Magen-Darm-Symptome

Von den 685 in die Studie eingeschlossenen Kindern (56,4 Prozent Jungen, 43,6 Prozent Mädchen) waren fast alle (n=628, 91,7 Prozent) SARS-CoV-2 positiv, 57 Kinder erhielten die Diagnose PIMS (8,3 Prozent). Mehr als ein Drittel (37,5 Prozent, n=257) dieser Kinder litten an gastrointestinalen Symptomen. Auffallend war, dass Kinder, die gastrointestinale Beschwerden berichteten, häufiger ins Krankenhaus aufgenommen (2,64-fach erhöhtes Risiko) und intensivmedizinisch betreut (3,9-fach erhöhtes Risiko) werden mussten.

Doch welche gastrointestinalen Beschwerden traten am häufigsten auf? Lagen nur leichte bis mittelschwere Magen-Darm-Symptome vor, waren dies vor allem Durchfall, gefolgt von Erbrechen oder Bauchschmerzen. Kinder, die später eine PIMS-Diagnose erhielten, hatten zu 77,2 Prozent eine Magen-Darm-Beteiligung gezeigt.

Vor allem ältere Kinder haben schwere Magen-Darm-Beteiligungen 

Bei 65 Kindern (9,5 Prozent) ordneten die Wissenschaftler die Magen-Darm-Beteiligungen als „schwer“ ein: Knapp 40 Prozent der Kinder entwickelten entzündlichen Veränderungen des Fettgewebes, ein Drittel (33,5 Prozent) eine Blinddarmentzündung, jeder Fünfte wies Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum auf (21,3 Prozent), daneben wurden Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (6,9 Prozent) und Einstülpungen des Darms (4,6 Prozent) diagnostiziert. Dabei sahen sich die Ärzte im Mittel bei zwei von fünf Kindern gezwungen, zu operieren. Das Alter scheint hierbei als ein wichtiger Risikofaktor schwere Magen-Darm-Beteiligungen zu beeinflussen: Kinder mit schweren GI-Symptomen waren älter (9,9 Jahre) als Kinder mit lediglich leichten bis mittelschweren (6,5 Jahre) oder keinen (6,6 Jahre) GI-Symptomen und Kinder zwischen fünf und zehn Jahren hatten ein 8,33-fach erhöhtes Risiko für schwere GI-Folgen verglichen mit Kindern im Vorschulalter.

Bauchschmerzen und Entzündungswerte

Als weitere Risikofaktoren für schwerwiegende Magen-Darm-Beteiligungen machten die Wissenschaftler Bauchschmerzen (87,7 Prozent) und Erbrechen (60 Prozent) aus. Hingegen litten SARS-CoV-2-infizierte Kinder mit schweren Magen-Darm-Folgen seltener an Fieber, Husten und Schnupfen als Kinder ohne GI-Beteiligung. Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass „eine klinische Präsentation, die durch Bauchschmerzen, Lymphopenie und erhöhte C-reaktive Protein- und Ferritinwerte gekennzeichnet ist“, mit einer 9- bis 30-fach erhöhten Wahrscheinlichkeit für schwere gastrointestinale Folgen verbunden war. Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen PIMS und schweren Magen-Darm-Beteiligungen: Bei mehr als der Hälfte aller PIMS-Kinder (56,1 Prozent) wurden auch schwere Magen-Darm-Beteiligungen festgestellt.

Bei älteren Kindern mit Bauchschmerzen wachsam sein

Ihr Fazit: Die Wissenschaftler vermuten, dass etwa eines von zehn Kindern mit COVID-19 schwere GI-Folgen entwickeln kann, die eine hohe Rate an Krankenhausaufenthalten und die Aufnahme in die Intensivstation erfordern. Aus diesem Grund könne das Wissen um Faktoren, die mit schweren GI-Folgen einhergehen, Ärzten helfen, diese Kinder direkt zu erkennen und zu behandeln. Bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter sowie bei allen Kindern mit Bauchschmerzen, Leukopenie und erhöhten Entzündungsmarkern oder PIMS, bei denen eine rasche Bildgebung des Bauchraums und ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein können, sollte ein hoher Verdachtsgrad beibehalten werden, so der Rat der Studienautoren.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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