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KBV-Umfrage in Praxen
Überstürzte Digitalisierung führt zu enttäuschten Erwartungen
Bei der Hälfte der Praxen kommt es mindestens wöchentlich zu TI-Fehlern
Doch welche Hemmnisse werden in den Praxen beim Thema Digitalisierung wahrgenommen? Für je knapp zwei Drittel der Praxen sind Umstellungsaufwand, ungünstige Kosten-Nutzen-Verhältnisse und die Fehleranfälligkeit von EDV-Systemen starke Hemmnisse der weiteren Digitalisierung. Bemerkenswert ist dabei, dass sich hier ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr zeigt – bei der Fehleranfälligkeit sind es sogar 12 Prozentpunkte. Zudem sehen 55 Prozent der Praxen in der fehlenden Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen ein starkes Hemmnis – 2019 waren es noch 36 Prozent, 2020 bereits 41 Prozent.
Zu dieser Entwicklung dürften vor allem die zum Teil negativen Erfahrungen geführt haben, die die Praxen zwischenzeitlich mit der Digitalisierung gemacht haben. Eine wichtige Rolle hat dabei sicher auch die Fehlerhäufigkeit im Zusammenhang mit der TI gespielt. Diese hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen: Der Anteil von Praxen, die von täglich auftretenden Fehlern berichten, hat sich auf 18 Prozent verdoppelt. Zudem treten bei weiteren 32 Prozent der Praxen wöchentlich Fehler auf. Dabei wurden in der Fragestellung die ersten acht Wochen nach erfolgreicher Installation und Inbetriebnahme bewusst ausgeklammert.
KBV fordert Konsequenzen der Politik
Angesichts der Ergebnisse der Umfrage fordert die KBV, dass die Politik Konsequenzen ziehen müsse. „Die unter Zeitdruck forcierte Einführung hat zur Einhaltung der Termine billigend in Kauf genommen, dass nicht ausreichend getestete digitale Anwendungen in die Praxen kamen. Diese Ignoranz hat ihren Preis“, heißt es in der Stellungnahme. Die unreife Anwendung eAU habe die Ärzte erwartbar frustriert und die Akzeptanz der Digitalisierung gravierend beschädigt. Die KBV fordert daher: „Die neue Bundesregierung, die sich in ihrem Koalitionsvertrag auf den versorgungsrelevanten Ausbau der Digitalisierung verständigt hatte, hat jetzt die Chance, einen Kurswechsel einzuleiten – vor allem in Hinblick auf das E-Rezept.“
First Mover incentivieren statt alle Anwender frustrieren
Insbesondere setzt sich die KBV dafür ein, dass digitale Neuerungen vor einer flächendeckenden Einführung umfassend getestet werden müssten. In Bezug auf die Erfahrungen mit der eAU heißt es: „Digitale Prozesse dürfen nicht umständlicher sein als die analogen. Bei der eAU ist das bisher nicht der Fall.“ Grundsätzlich ist die KBV allerdings schon davon überzeugt, „dass sich praxistaugliche und sinnvolle digitale Angebote aufgrund ihres Mehrwerts in der Versorgung durchsetzen“.
Hilfreich sei dabei mehr Flexibilität bei der Umsetzung von gesetzlichen, insbesondere zeitlichen Vorgaben: „Die neuen Anwendungen können im weiteren Verlauf auf ihren Erfolg überprüft und – entsprechende Praxistauglichkeit und Akzeptanz vorausgesetzt – verpflichtend gemacht werden.“ Für förderlich hält die KBV zudem „eine Incentivierung von First Movern, anstatt durch dysfunktionale Anwendungen mit begrenztem Nutzen in der Versorgung die Frustration aller Anwender hervorzurufen“.
Nutzen muss Aufwände aufwiegen
Ein wesentliches Problem sieht die KBV auch darin, dass die Praxen keinen direkten Nutzen durch die Digitalisierung erkennen können. „Im Gegensatz zum Empfänger strukturierter digitaler Informationen sind die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten als Produzenten solcher Informationen keine direkten Nutznießer“, heißt es. „Sie tragen jedoch einen erheblichen Anteil am Aufwand für den digitalen Ausbau, bislang ohne adäquaten Nutzen.“ Die KBV fordert daher eine angemessene Finanzierung, zudem müssten sich mögliche Effizienzgewinne durch die Digitalisierung in mehr Zeit für die Arzt-Patienten-Beziehung niederschlagen. „Für weitere Digitalisierungsfortschritte muss deren Nutzen die Aufwände für die Ärzte aufwiegen.“
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