- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
4. Februar 2022
Apotheken-Nachtdienst, Apotheken-Notdienst – mein liebes Tagebuch, das sind gigantische Reizwörter. Solange ich Apotheker bin und das ist schon eine Zeitlang, kann ich mich erinnern, dass wir Apothekers damit irgendwie schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Clinch liegen. Von der Forderung, diese Special Services am besten gleich abzuschaffen über die Forderung nach „gerechter“ Entlohnung bis hin zu „ohne geht gar nicht“ war schon alles da gewesen und kommt immer wieder hoch. Wie positionieren wir uns eigentlich im Jahr 2022 zum Nacht- und Notdienst? Im Zeitalter der Digitalisierung und der EU-Versender? Und das vor dem Hintergrund des Nacht- und Notdienstfonds? Das wäre doch echt wieder mal eine Diskussionsrunde wert. Angestoßen hat das Thema ein Leserbrief der Zwickauer Apothekerin Daniela Hänel, erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft. Sie hat den Brief bereits breit gestreut, nicht nur bei Apothekerkammern und -verbänden, sondern auch in die Politik. Hänel beklagt in ihrem Brief nicht nur, welche Herausforderungen der Notdienst an die Apothekeninhaberinnen und -inhaber persönlich, organisatorisch und finanziell stellt, sondern macht auch konkrete Vorschläge, welche Reformen nötig sind, bevor „wir weitere Vor-Ort-Apotheken in der Fläche verlieren“. Ganz klar, der Nacht- und Notdienst müsse besser vergütet werden, so ihre Forderung, die telefonische Beratung könnte zum Teil über eine einheitliche Servicenummer laufen, den Dienst könnten weniger Apotheken ausführen und es es könnte steuerliche Vorteile geben, um nur einige ihrer Vorschläge zu nennen. Mein liebes Tagebuch, sicher alles diskussionswürdig. Was man allerdings in alle Betrachtungen und Reformwünsche miteinfließen lassen sollte: Den Nacht- und Notdienst kann kein Versender machen, das ist etwas, was nur die Apotheke vor Ort kann – wir haben damit also auch ein Stück weit eine besondere Position. Und wir sollten die Möglichkeit der Digitalisierung ausloten – wie lassen sich diese Dienste besser steuern, ankündigen, was lässt sich zentralisieren, automatisieren, telepharmazeutisch abwickeln? Mein liebes Tagebuch, das Nachtdienst-Thema könnte das Zeug haben, mal breit diskutiert zu werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.