Ursachen und Behandlung

Was hilft bei Scheidentrockenheit?

Stuttgart - 21.02.2022, 09:15 Uhr

Können Tampons mit Joghurt bei Scheidentrockenheit helfen? Was sagen Frauenärzte dazu? (x / Foto: JRJfin / AdobeStock)

Können Tampons mit Joghurt bei Scheidentrockenheit helfen? Was sagen Frauenärzte dazu? (x / Foto: JRJfin / AdobeStock)


Hinter Juckreiz, Schmerzen und Trockenheitsgefühl im Intimbereich, Irritationen oder Schmerzen bei der Penetration steckt nicht immer eine Infektion. Manchmal ist die Diagnose ganz einfach: Scheidentrockenheit. Die gute Nachricht ist: Meist lässt sich die Ursache ausmachen und eine Therapie finden – auch in der Apotheke.

Es brennt, juckt und ist schmerzhaft – vor allem beim Geschlechtsverkehr: Scheidentrockenheit. Welche Ursachen liegen den vulvovaginalen Beschwerden zugrunde? Und welche Hilfe gibt es aus der Apotheke?

Estrogenmangel in den Wechseljahren

Ursachen gibt es viele. So können hormonelle Umstellungen, zum Beispiel Estrogenmangel während und nach den Wechseljahren, eine vaginale Trockenheit begünstigen. Das Problem ist sogar weit verbreitet: Laut der „North American Menopause Society“ (NAMS) leiden bis zu 84 Prozent der postmenopausalen Frauen an einem genitourinären Syndrom der Menopause (GSM) – also durch Estrogenmangel bedingte Symptome des Urogenitaltrakts. Zu deren Hauptsymptomen zählt neben vaginaler Trockenheit auch schmerzhafter Sex und Brennen.

Wichtig zu wissen ist: Das Problem löst sich nicht von alleine und die Beschwerden bessern sich folglich auch nicht ohne Therapie. Vielmehr ist es so, dass durch eine trockene Scheide es zu Einrissen in der Schleimhaut kommt, was auch das Eindringen von Krankheitserregern begünstigt. Trotzdem suchen der NAMS zufolge nur wenige Frauen Hilfe: Eine US-Umfrage mit 1.859 menopausalen Frauen ergab, dass nur 50 Prozent der Betroffenen ihre Beschwerden je behandelt haben.

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Gut zu wissen: Wie Estrogenmangel zu Scheidentrockenheit führt

Um zu verstehen, wie Estrogene mit vaginaler Trockenheit zusammenhängen, hilft es zu verstehen, welche physiologischen Funktionen diese auf die Schleimhaut haben und was in den Wechseljahren nach und nach anders wird. 

So werden die weiblichen Sexualhormone Estrogen und Progesteron vor allem in den Eierstöcken (Ovarien) produziert, und zwar von den dort monatlich heranreifenden Follikeln. Geringere Mengen Estrogen produzieren auch die Nebennierenrinde und das Fettgewebe. Estrogene fördern die Proliferation der Schleimhaut der Gebärmutter (Uterus), des Gebärmutterhalses (Zervix) und die Schleimhautdicke der Scheide (Vagina). Zudem steuern Estrogene die Anzahl der Milchsäurebakterien in der Scheide und damit den pH-Wert. 

Während der reproduktiven Phase wird das Scheidenmilieu vorwiegend durch Lactobacillus-Arten dominiert und weist einen sauren pH-Wert auf. Mit Beginn der Wechseljahre stellen die Eierstöcke jedoch zunehmend ihre Aktivität ein, es kommt zu einer hormonellen Umstellung und einem Mangel an Estrogenen. Fehlt Estrogen, wird die vaginale Schleimhaut nicht mehr so hoch aufgebaut und die Produktion von Scheidensekret nimmt ab, wodurch sich die Vagina trockener anfühlen kann und leichter verletzlich ist. 

Die hormonellen Veränderungen beeinflussen aber auch das vaginale Mikrobiom. So sinkt nach der Menopause die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen eine von Lactobacillus-Arten dominierte vaginale Bakteriengemeinschaft und einen niedrigen vaginalen pH-Wert aufweisen. Ob die geringere Anzahl an Lactobacillus-Arten direkt mit der Scheidentrockenheit in Zusammenhang steht, dazu ist die Studienlage widersprüchlich. Doch es gibt Daten, dass postmenopausale Frauen mit einem höheren Anteil an Lactobacillus-Arten seltener über vaginale Trockenheit berichten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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