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Telemedizin und Arzneimittelversand
„Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt“
Dass sich Douglas den Arzneimittelversender Disapo einverleibt, hat auch die Freie Ärzteschaft auf den Plan gerufen. Der Verband wehrt sich gegen Großkonzerne, die den bevorstehenden E-Rezept-Start als Trittbrett in den Gesundheitsmarkt missbrauchen wollen. Die erste Vorsitzende der Freien Apothekerschaft sucht jetzt den Schulterschluss mit den Ärzten: Daniela Hänel will sich mit ihnen gemeinsam gegen Kooperationen wehren, die mit ihren Praktiken geltendes Recht umschiffen.
Den Einstieg der Parfümeriekette Douglas in den Arzneimittelmarkt betrachten nicht nur Apotheker:innen mit Sorge: Er hat auch die Freie Ärzteschaft aufgeschreckt, die jüngst insbesondere vor Kooperationen von Telemedizinanbietern und Arzneimittelversendern warnte. Der Verband warnt davor, der geplante E-Rezept-Start könne „zum Türöffner für die Übernahme des ambulanten Medizinbetriebes durch Großkonzerne“ werden.
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Dass nun auch ein ärztlicher Verband öffentlich Stellung bezieht und sich klar gegen solche Verquickungen ausspricht, begrüßt wiederum die Freie Apothekerschaft (FA). Deren erste Vorsitzende Daniela Hänel bringt es jetzt in einem DAZ-Leserbrief auf den Punkt: „Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt“.
Die strikte Trennung zwischen Arzneimittelverordner und -distributeur hat das Ziel, Menschen vor unnötigen Verschreibungen zu schützen. Wer ein Rezept ausstellt, soll demnach nicht an der Abgabe des Medikaments verdienen. Spätestens die Übernahme des Telemedizinanbieters Teleclinic durch den DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose im Sommer 2020 stellte dieses Prinzip infrage. „Dieser Entwicklung hin zu einer rein ökonomischen und gewinnorientierten Zielsetzung muss ein Ende gesetzt werden“, schreibt Hänel. „Auch ein gesamtwirtschaftlicher Schaden wird in Deutschland hervorgerufen, weil Umsätze im Ausland gefördert werden.“
„Ärzte und Apotheker sitzen im selben Boot“
Während die Ärzteschaft seinerzeit den Teleclinic-Deal noch weitgehend gelassen hinnahm, scheint sich das inzwischen geändert zu haben – völlig zu Recht, meint Hänel. „Ärzte und Apotheker sitzen im selben Boot, denn wie die Zuwächse im Fernabsatz ohne Beratung zeigen, macht diese Art der Digitalisierung auch vor dem Berufsstand der Ärzte nicht Halt.“ Elektronische Verordnungen, etwa vom Telemedizinanbieter Zava, fänden inzwischen regelmäßig ihren Weg in die Apotheke vor Ort – wahrscheinlich aber noch viel öfter in die Niederlanden zu den dort ansässigen Versendern, vermutet die FA-Vorsitzende. „Schließlich wurde letztens erst mit Erfolg verkündet, dass über 250.000 Verordnungen ausgestellt wurden.“
„Solange der Rubel rollt, ist alles ok“
Diese Rezepte über PDE-5-Hemmer, Hormone, Antibiotika oder inhalative Beta-Blocker werden Hänel zufolge unkontrolliert über ein paar Klicks erstellt und nach einer gewissen Zeitspanne, die hauptsächlich durch das Personal der Lieferdienste determiniert wird, liegt das Paket im Briefkasten, ohne dass der Patient je Kontakt zu medizinischem Personal hatte. „Patientensicherheit? Fehlanzeige! Eher freie Auswahl aus dem Sammelsurium an hochwirksamen Arzneimitteln.“
Und wer gebietet Einhalt? Wer prüft die wahrheitsgemäßen Angaben des Online-Bestellers? Nebensache! Solange der Rubel rollt, ist alles ok.“
Ob Teleclinic, Zava, Dr. Ansay, GoSpring oder andere Plattformen – sie alle beugen aus Hänels Sicht geltendes Recht, um mit elektronischen Krankschreibungen und Arzneiverordnungen zu verdienen. „Teilweise erfolgt dies auch unter Zuhilfenahme von Ärzten, denen es lukrativ erscheint, vor dem Bildschirm Pseudoverordnungen auszustellen, ohne die Patienten hierfür persönlich zu untersuchen.“ Diese Fachkräfte fehlten wiederum vor Ort für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung.
Bedrohung für Versorgungsstrukturen
Die Einführung des E-Rezepts spiele solchen Anbietern in die Karten. Letztlich, warnt Hänel, werden dadurch die Strukturen, die für eine „echte“ Versorgung notwendig sind, zerstört. „Auch die Zunahme der Arzneimittelintoxikationen und Falschbehandlungen steigen dadurch zunehmend, eine Gefahr für Leib und Leben. Dieser Entwicklung dürfen wir nicht einfach zusehen!“
Die Vorsitzende der Freien Apothekerschaft will jetzt mit der Freien Ärzteschaft gemeinsame Sache machen, um die Politik wachzurütteln und solchen Geschäftsmodellen Einhalt zu gebieten. Gemeinsam könne man mehr erreichen, als jede Gruppe für sich allein, betont Hänel. „Und letztendlich geht es uns allen auch darum, eine berufliche Perspektive für junge Kollegen/innen zu bieten und ein funktionierendes Versorgungssystem in Deutschland zu erhalten.“
Den vollständigen Brief finden Sie in der DAZ-Ausgabe 8/2022.
6 Kommentare
Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt
von Ingrid Schierle am 22.02.2022 um 19:57 Uhr
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AW: Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt
von Dr. House am 23.02.2022 um 14:14 Uhr
AW: Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt
von Marie Bauer am 23.02.2022 um 14:51 Uhr
AW: Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt
von Ingrid Schierle am 23.02.2022 um 15:58 Uhr
AW: Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt
von Dr. House am 23.02.2022 um 16:32 Uhr
Jawoll
von Dr. House am 22.02.2022 um 14:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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