Neue Option gegen Reizhusten in der Selbstmedikation

Was Apotheker über den Hustensaft Levodropropizin wissen sollten

Rosenheim - 23.02.2022, 09:15 Uhr

Der Wirkstoff Levodropropizin ist bereits in zahlreichen EU-Ländern rezeptfrei erhältlich – nun auch bald in Deutschland. Ganz geklärt ist sein Wirkmechanismus jedoch nicht. (c / Symbolfoto: photophonie / AdobeStock)

Der Wirkstoff Levodropropizin ist bereits in zahlreichen EU-Ländern rezeptfrei erhältlich – nun auch bald in Deutschland. Ganz geklärt ist sein Wirkmechanismus jedoch nicht. (c / Symbolfoto: photophonie / AdobeStock)


Vor- und Nachteile von Levodropropizin

Häufig treten unter Dextromethorphan Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindelgefühl oder Übelkeit auf. Das synthetische Opioid unterdrückt den Husten zwar ähnlich effektiv wie Codein bei nur geringem Abhängigkeitspotenzial, aber da es über das CYP2D6-Enzym metabolisiert wird, müssen auch Interaktionen berücksichtigt werden. Zudem kann es bei missbräuchlicher Überdosierung Halluzinationen und rauschähnliche Zustände hervorrufen.

Auch bei Pentoxyverin treten gelegentlich Müdigkeit und sogar häufig Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Oberbauchschmerzen auf. Es wirkt zentral auf das Hustenzentrum und hemmt zusätzlich peripher sensible Rezeptoren im Bronchialtrakt. Dank seines leicht bronchodilatorischen Effekts darf Pentoxyverin – im Gegensatz zu Dextromethorphan – auch bei Asthma bronchiale oder COPD eingesetzt werden.

Für diese Patienten kommt nun auch Levodropropizin infrage. Die Kontraindikationen sind überschaubar, wie etwa stark eingeschränkte Leberfunktion und produktiver Husten, um keinen Sekretstau zu riskieren. Außerdem darf Levodropropizin nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung bei schwerer Niereninsuffizienz verwendet werden. Wechselwirkungen müssen nicht beachtet werden, lediglich bei gleichzeitiger Einnahme von sedierenden Arzneistoffen ist bei empfindlichen Personen Vorsicht geboten. Sicherheitshalber soll der Wirkstoff auch bei Älteren vorsichtig dosiert werden.

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Kurzum: Im Apothekenalltag sind die gute Verträglichkeit und wenige Gegenanzeigen wohl die wichtigsten Vorteile von Levodropropizin. Nachteilig ist die kurze Wirkdauer von Levodropropizin. Mit einer Halbwertszeit von nur ein bis zwei Stunden wird es üblicherweise dreimal täglich zwischen den Mahlzeiten eingenommen. Der Abstand zwischen zwei Einzeldosen sollte mindestens sechs Stunden betragen. Erwachsene und Jugendliche über 12 Jahren nehmen üblicherweise 60 mg pro Einzeldosis, Kinder 1 mg pro kg Körpergewicht.

Die Anwendungsbeschränkung auf sieben Tage sollte für die Praxis kaum eine Rolle spielen. Denn Husten tritt als Symptom zahlreicher Infekte mit beispielsweise Rhino-, Corona- oder Parainfluenzaviren auf, wobei die meisten Infekte selbstlimitierend sind und mit oder ohne Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen abklingen. In Einzelfällen kann der Husten als postinfektiöser Husten über Wochen anhalten. Diese Patienten sollten jedoch ohnehin an den Arzt verwiesen werden. Auch bei Säuglingen und Kleinkindern sind Eltern gut damit beraten, lieber einmal zu oft ihren Kinderarzt aufzusuchen. Treten Beschwerden aus völliger Gesundheit auf, könnte womöglich eine unbemerkte Aspiration von Nahrungsmitteln oder Spielzeugteilen dahinter stecken.



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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