BfR aktualisiert Beratungsleitfaden

Folsäure – schon bei Kinderwunsch einnehmen

Stuttgart - 24.02.2022, 09:15 Uhr

Schwangere und auch Frauen mit Kinderwunsch sollten auf eine ausreichende Folat- und Jodzufuhr achten. (s / Foto: ChristArt / AdobeStock)

Schwangere und auch Frauen mit Kinderwunsch sollten auf eine ausreichende Folat- und Jodzufuhr achten. (s / Foto: ChristArt / AdobeStock)


Warum brauchen Schwangere mehr Jod?

Jod benötigt die Schilddrüse für die Synthese von Schilddrüsenhormonen, die im Organismus wichtige Stoffwechselfunktionen regulieren und für die gesunde Entwicklung von inneren Organen, Nervensystem, Kreislauforganen und Muskulatur des Kindes notwendig sind – und das auch bereits vor Geburt. Für Schwangere empfiehlt die DGE eine tägliche Gesamtzufuhr von 230 µg Jod, Stillende sollten mit 260 µg sogar noch etwas mehr zu sich nehmen. Dabei können Meeresfisch mit hohem Jodgehalt „bedeutend zur Jodversorgung beitragen“, erklärt das BfR, ebenso Milch und Milchprodukte. Neben der Versorgung über Nahrungsmittel sollten Schwangere und Stillende jedoch zur Jodmangelprophylaxe „nach vorheriger Jodanamnese“ 100 µg bis 150 µg Jod zusätzlich über Supplemente zu sich nehmen.

Der erhöhte Jodbedarf von Schwangeren lässt sich zum einen durch den gesteigerten Grundumsatz der werdenden Mutter, einen vergrößerten Jodverteilungsraum sowie eine verstärkte Ausscheidung über die Nieren erklären. Estrogenbedingt steigt außerdem die Konzentration von TBG (Thyroxinbindendem Globulin) und damit die Bindungskapazität für Schilddrüsenhormone – das stimuliert letztlich die TSH-Ausschüttung aus der Hypophyse und erhöht damit die Synthese von Schilddrüsenhormonen. Ein Jodmangel kann folglich unter Umständen zu einem Struma (Kropf) führen und zu einer isolierten Hypothyroxinämie, bei der TSH zwar normal ist, freies Tetraiodthyronin (fT4) jedoch erniedrigt, da die Schilddrüse vor allem Triiodthyronin – das nur drei Jodatome benötigt – bildet.

Die Schilddrüse des Babys beginnt erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte selbst Schilddrüsenhormone zu bilden, denn erst ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche ist die fetale Schilddrüse funktionsfähig. Das bedeutet: Zuvor ist das Baby auf die Schilddrüsenhormonzufuhr der Mutter angewiesen – was ebenfalls deren erhöhten Jodbedarf erklärt.

Wer ist besonders für einen Jodmangel in der Schwangerschaft gefährdet?

Ein Jodmangel kann vor allem bei Frauen mit speziellen Ernährungsgewohnheiten treffen – wenn sie als Veganerinnen auf Seefisch und Milchprodukte verzichten. Auch die Anwendung hormonaler Kontrazeptiva kann einen Jodmangel verstärken (erhöhte Bindungskapazität von Schilddrüsenhormonen durch erhöhte TBG-Spiegel), und bei Raucherinnen kann das im Rauch enthaltene Thiocyanat den Jodidtransport in die Schilddrüse hemmen, was ebenfalls eine ausreichende Versorgung mit Schilddrüsenhormonen gefährdet.

„Schwerer Jodmangel in der Schwangerschaft ist mit einer erhöhten Rate an Fehl- und Totgeburten sowie Fehlbildungen assoziiert“, erklärt das BfR. Und: „Die fetale Schilddrüsenfunktion, aber auch die frühkindliche Entwicklung des zentralen Nervensystems sowie Körperwachstum und -reifung sind von einer ausreichenden Jodversorgung der Mutter abhängig.“

500 µg pro Tag nicht überschreiten

Doch ein Zuviel an Jod gilt es zu vermeiden. Als gesundheitlich unbedenklich gilt eine Gesamtzufuhr von 500 µg pro Tag. Das BfR weist darauf hin, dass vor allem getrocknete Algen- und Tangpräparate hohe Jodmengen enthalten können. Auch kann durch Einnahme mehrerer jodhaltiger Supplemente die Gesamttageszufuhr überschritten werden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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