Impfen und Rx-Medikamente

Dm will Gesundheitsdienstleister werden

Traunstein - 22.03.2022, 13:45 Uhr

Firmenschild eines dm-Markts. (Foto: IMAGO / Zoonar)

Firmenschild eines dm-Markts. (Foto: IMAGO / Zoonar)


Christoph Werner leitet seit September 2019 Deutschlands größte Drogeriekette dm – als Nachfolger des Firmengründers Götz Werner. Im Zuge der Corona-Pandemie wagte dm sich auf fremdes Terrain vor, betreibt Teststationen und bietet Impfungen in seinen Räumlichkeiten an. Doch die Bestrebungen gehen weiter: Im Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ zeigt Werner starkes Interesse daran, dass auch Drogerien zukünftig Impfungen und verschreibungspflichtige Medikamente anbieten sollen – und nennt dabei als Vorbild die USA. 

Dm-Chef Christoph Werner hat im Rahmen seiner Tätigkeit für GlaxoSmithKline Consumer Healthcare etliche Jahre in den USA gelebt. Das dortige Apothekenwesen – oft kleine Ecken in Super- oder Drogeriemärkten – hat offenbar seine Vorstellungen von der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nachhaltig geprägt. 

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Das zeigt sich auch in einem aktuellen Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“. Auf die Frage, ob er dm stärker als Gesundheitsdienstleister ausrichten wolle, antwortet er: „Dies ist auf jeden Fall eine Chance, sofern sich die regulatorischen Rahmenbedingungen ändern.“ Und verweist auf die USA, „wo die Drogerien auch verschreibungspflichtige Medikamente oder gängige Impfungen wie gegen Grippe oder Tetanus anbieten“.

Allerdings erwähnt Werner an dieser Stelle nicht, dass dies keine Drogeriemärkte im deutschen Sinne wie beispielsweise dm sind. Vielmehr werden Impfungen und Rx-Medikamente eben nicht von Drogisten, sondern räumlich getrennt von Apothekern angeboten – es handelt sich sozusagen um ein „Geschäft im Geschäft“. 

Vorbild USA mit seinen enormen Gesundheitsausgaben?

Warum Angebote wie Impfen und Rx-Medikamente in Drogeriemärkten sinnvoll wären, begründet Werner mit Kosteneinsparungen: „In Deutschland ist das bisher nicht erlaubt. Aber der Gesetzgeber wird sich Gedanken machen müssen, wie das Gesundheitssystem erschwinglich bleiben kann – ohne an der Qualität zu sparen. Dazu könnten wir einen Beitrag leisten.“ 

Erstaunlich, dass Werner die USA als Vorbild beim Kostensparen nennt. Denn dort sind die Ausgaben für das Gesundheitswesen bekanntlich doppelt so hoch wie in anderen vergleichbaren Ländern. Und was bedeutet „ohne an der Qualität zu sparen“? Denkt er, dass Drogisten beim Thema Arzneimittel ebenso qualifiziert sind wie Apotheker?

Auf den Einwand des Interviewers „Das werden die Apothekerverbände zu verhindern wissen“, antwortet Werner: „Es ist bemerkenswert, wie die Apothekenlobby ihr Territorium verteidigt, zugleich sich aber nicht geniert, auch Produkte anzubieten, die in Drogerien oder im Einzelhandel verkauft werden.“ 

Auch das erstaunt: Ist es wirklich bemerkenswert, wenn eine Berufsgruppe ihr Kerngeschäft verteidigt? Und weiß Werner nicht, dass viele Produkte, die heutzutage Drogeriemärkte anbieten, zuvor von Apotheken verkauft wurden? Und sich das seit dem Aufkommen der Drogeriemärkte mit ihren günstigen Angeboten kaum mehr lohnt?

Auch andere Aspekte klammert Werner aus: Wie sieht es aus mit dem Nacht- und Notdienst? Und mit Rezepturen? Fazit: Das Ganze erscheint wenig durchdacht und vor allem von dem Wunsch nach einer Erweiterung des eigenen Geschäftsfelds getrieben. Dumm nur, dass es durchaus Politiker geben könnte, die in solchen Vorschlägen ernsthafte Alternativen zur bewährten Arzneimittelversorgung durch die Vor-Ort-Apotheken sehen.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

DM

von Brigitte am 22.03.2022 um 22:15 Uhr

Sind das nicht auch die, deren Personal zu Schwangeren sagt dass Magnesium auf keinen Fall in der Schwangerschaft genommen werden darf? Und machen die dann auch Nacht- und Notdienste??????

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Nur zu

von Stefan Haydn am 22.03.2022 um 18:29 Uhr

Wenn DM das Geschäft wie jede Apotheke betreiben muss, auch mit entsprechendem Personal, nur zu.

Dann mache ich zu und lasse mich teuer anstellen. Ich fürchte nur DM wird das schneller wieder einstellen, als man Piep sagen kann.

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DM?

von Der Spötter am 22.03.2022 um 14:27 Uhr

Sind das nicht die, die es noch nicht einmal schaffen, korrekt gekennzeichnete Schokoeier zu verkaufen? Und denen soll man Teile der Arzneimittelversorgung übertragen? Na, dann.
Btw waren das nicht auch die mit den Teststellen, die sofort verschwunden waren, als sich das Testgeschäft nicht mehr rentierte und sich zuvor mit Manne Lucha, Spahn und Konsorten als Retter der Menschheit stilisiert hatten. Peinlich.

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.

von Anita Peter am 22.03.2022 um 14:26 Uhr

Als die Tests letztes Jahr für DM nicht mehr rantabel waren, waren die DM Testzelte über Nacht plötzlich alle weg. Also ein sehr zuverlässiger Dienstleister im Gesundheitswesen.
Ein defizitäres Geschäft ( UL < BE ) zu betreiben ist in Deutschland den Apotheken vorbehalten.

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