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INTERPHARM online
So klappt die Heimversorgung – Tipps für die Organisation
„Heimversorgung steht und fällt mit der Organisation“ – das machte Apothekerin Isabell Waltering bei ihrem Vortrag am letzten Kongresstag der INTERPHARM online, der unter dem Motto „Heimversorgung KOMPAKT“ stand, mehr als deutlich. Doch sie beließ es nicht bei dieser Aussage, sondern hatte auch noch zahlreiche Tipps auf Lager, wie eine gute Organisation in der Praxis gelingen kann.
Apothekerin Isabell Waltering aus Nottuln ist ein Fan der Heimversorgung. Das wurde in jeder Sekunde ihres Vortrags bei der „Heimversorgung KOMPAKT“, die am heutigen Freitag den Abschluss der INTERPHARM online bildete, deutlich. In ihren Augen spielt nämlich die Vor-Ort-Apotheke eine Schlüsselrolle bei der Betreuung geriatrischer, multimorbider Patient:innen.
Eine pharmazeutisch hochwertige und strukturierte Kooperation von Heim und Apotheke bringe allen Seiten Vorteile, so Waltering. Zum Beispiel reduziere sich für alle Beteiligten der Arbeitsaufwand, was wiederum Kosten spare. Hierfür hat Waltering auch ein plakatives Beispiel: Werden durch Medikationsanalysen im Heim unerwünschte Arzneimittelwirkungen reduziert, könnten 25 Millionen unnötige Pflegestunden eingespart werden, rechnet die Apothekerin vor – pro vermeidbarer UAW fallen 60 Stunden Mehraufwand in der Pflege an, zum Beispiel durch überflüssige Medikamentengabe, Verwaltung und Dokumentation.
Als Vorteile für die Apotheke sieht Waltering die Möglichkeit der Standortsicherung und Vorteile im Qualitätswettbewerb. Zudem werde man durch die verbesserte Versorgungsqualität als Heilberuf wahrgenommen. Und zu guter Letzt führe die Tatsache, dass man das Leben für alle ein wenig besser macht, auch zu beruflicher Befriedigung.
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Eine wesentliche Voraussetzung, dass die Heimversorgung durch die Apotheke zur Zufriedenheit und zum Nutzen aller gelingt, ist in Walterings Augen allerdings eine gute Organisation. „Heimversorgung steht und fällt mit der Organisation“, betonte sie und gab den Teilnehmenden auch einige Tipps mit auf den Weg, wie man die Zusammenarbeit zwischen Heim und Apotheke organisieren kann.
Möglichst keine mündlichen Bestellungen
Unter anderem bezüglich der Lieferzeiten sollte Klarheit bestehen: Waltering spricht sich neben einem festen Liefertag für feste Liefer- und Bestellzeiten in der Apotheke aus. „Es muss klar kommuniziert werden, bis wann bestellt werden kann“, findet sie und ist überzeugt, dass sich bei den Liefer- und Bestellzeiten etwas tun wird. „Wir werden aufgrund der Kostensituation Fahrten reduzieren müssen.“
Mündliche Bestellungen sind für Isabel Waltering ein rotes Tuch: „Wenn möglich, sollte nicht mündlich bestellt werden“, betont sie. Zu groß sei die Gefahr, dass wesentliche Informationen verloren gehen. „Telefonisch bestellt werden, soll nur in Ausnahmefällen.“ Für diese Fälle empfiehlt sie ein Telefonprotokoll zu erstellen, sodass alle benötigten Informationen vorhanden und keine Nachfragen mehr nötig sind.
Ausdruck der Interaktionen aus der ABDA-Datenbank: „Da krieg ich Haarspitzenkatarrh“
Ein weiterer Tipp von der Heimversorgungsexpertin: „Alle Prozesse im QM verankern, und zwar nicht nur im QM der Apotheke, sondern auch im QM des Heims.“
Ein wesentlicher Punkt sei auch, wie Informationen zwischen Heim und Apotheke ausgetauscht werden, erklärt sie. Zum Beispiel Aufbrauchfristen, für die es in der Regel Listen in der Apotheke gibt. Üblicherweise hänge die gleiche Liste im Heim. Die müsste aber aktuell gehalten werden. Waltering hält es für die bessere Lösung, wenn die verantwortliche Person in der Apotheke die Fristen direkt auf der Packung vermerkt.
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Ein weiterer Vorschlag, um Informationen zu übermitteln: farbige Klebepunkte, etwa ein blauer Klebepunkt für Kühlschranklagerung, ein gelber für Lichtschutz, ein grüner für Nüchterngabe, ein roter für BtM. „Damit ist gleich allen klar, dass das sofort weggesperrt werden muss“, erklärt sie. Zu viele Punkte dürften es natürlich nicht sein, räumt sie ein. Außerdem würde Waltering sich freuen, wenn heimversorgende Apotheken auf alle Arzneimittel, die kanzerogene, reproduktionstoxische oder mutagene Wirkstoffe enthalten, einen Totenkopf kleben. „Damit sie nicht unbedarft geteilt werden oder von der schwangeren Pflegekraft damit umgegangen wird“, begründet sie diesen Wunsch.
Kommunikation von Nebenwirkungen auf „kleinen Zetteln“
Um potenzielle Nebenwirkungen zu kommunizieren, empfiehlt sie bei neu angesetzten Arzneimitteln einen kleinen Zettel anzusetzen, auf was zu achten ist, zum Beispiel, dass Mundtrockenheit auftreten könnte, und dass sich das Pflegepersonal bei Problemen in der Apotheke melden soll. Dasselbe Vorgehen empfiehlt Waltering für die Kommunikation relevanter Interaktionen. „Ich krieg Haarspitzenkatarrh, wenn dann immer die ABDA-Datenbank ausgedruckt wird“, echauffiert sie sich. „Diese Ausdrucke verschwinden im Zettelhimmel, wo alle Zettel verschwinden.“ Und den gebe es in jedem Altenheim, davon ist die Apothekerin aus Westfalen-Lippe überzeugt. Deswegen ihr Tipp: Einen kleinen Zettel an die Packung und auch nur, wenn es nicht vermeidbar ist.
4 Kommentare
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von Anita Peter am 04.04.2022 um 10:31 Uhr
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AW: …Heime verlangen einen flexiblen 100% Dienstleister
von Dr. Schneider am 05.04.2022 um 12:46 Uhr
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