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Delegiertenversammlung der SLAK
Flächendeckung in Gefahr – Sächsische Apotheker schlagen Alarm
In Sachsen spitzt sich die Versorgungssituation immer weiter zu: Vor allem auf dem Land haben in den vergangenen Jahren viele Apotheken für immer geschlossen. Dieser Trend wird anhalten, so die Prognose. Es brauche jetzt finanzielle Unterstützung für die Apotheken vonseiten der Politik – und laut SLAK-Chef Friedemann Schmidt muss sich der Berufsstand der Diskussion stellen, ob die Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung weiterhin uneingeschränkt immer und überall gelten sollen.
Die Apothekendichte in Sachsen ist seit dem Jahr 2010 stetig gesunken. Insgesamt 61 Betriebe schlossen seither ihre Türen für immer, berichtete Apotheker Daniel Mädler, Vorsitzender des Ausschusses Dienstbereitschaft / Rezeptsammelstellen / Berufs- und Wettbewerbsrecht der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK) am gestrigen Mittwoch bei der Delegiertenversammlung der Kammer in Dresden. Der Schwerpunkt lag dabei auf den ländlichen Regionen: Dort sperrten 47 Offizinen zu, 14 waren es in den Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz.
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Und auch die Prognose für das Jahr 2022 fällt düster aus: Mädler erwartet, dass insgesamt etwa 20 Apotheken im Bundesland aufgeben werden. Pandemieeffekte haben dem Ausschussvorsitzenden zufolge manch einen Betrieb am Leben erhalten – fallen sie weg, werden sich einige nicht länger halten können. „Vor allem die Pauschale für die Ausgabe der Masken hat kleinen Apotheken überproportional geholfen“, sagte Mädler.
Was bedeutet es für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung, wenn mit dem Ende der Pandemieeffekte die erwarteten Schließungen kommen? Dazu schauten sich Mädler und Kollegen jene Apotheken an, die innerhalb ihres Postleitzahlgebiets diese Aufgabe allein stemmen. In Sachsen sind das 133 Betriebe, die der Ausschuss in drei Cluster einteilte: Nur in einem Fall liegt demnach die nächste Apotheke weniger als 1 km entfernt – auch für ältere Menschen dürfte diese Entfernung zu schaffen sein, so die Einschätzung. In 61 Fällen ist die nächste Apotheke 1 bis 4 km weit weg – für Jüngere zu Fuß noch machbar, für Ältere eher nicht. Für die restlichen 71 der 133 Betriebe gilt: Bis zur nächsten Apotheke müssen die Patientinnen und Patienten mehr als 4 km überwinden. Ohne Auto könnte das für alle zum Problem werden.
Auch das Alter der Inhaberinnen und Inhaber stimmt nachdenklich. 27 von ihnen sind älter als 60 Jahre und werden sich wohl bald nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger umsehen. Ob eine Übergabe in allen Fällen gelingen wird, ist mit Blick auf die Betriebsergebnisse mehr als fraglich: Vier der 133 betroffenen Apotheken erwirtschaften einen Jahresumsatz von weniger als 1 Million Euro und gelten somit als unverkäuflich. Auch für die 48 Betriebe, die zwischen 1 und 2 Millionen Euro Jahresumsatz bringen, dürften sich nur wenige potenzielle Käuferinnen und Käufer interessieren. 2 bis 3 Millionen Euro Umsatz im Jahr verzeichnen 46 der 133 Apotheken, die ein Postleitzahlgebiet allein versorgen. Nur jeweils 16 erwirtschaften 3 bis 4 Millionen Euro beziehungsweise mehr als 4 Millionen Euro Umsatz im Jahr.
DAT-Antrag: Mehr Geld für die Apotheken
Für jene Apotheken, die betriebswirtschaftlich ohnehin schon schlecht dastehen, wird auch die Einführung des E-Rezepts zur besonderen Herausforderung, gab Mädler zu bedenken. Es gelte jetzt, eine drohende Unterversorgung vor allem in den ländlichen Regionen zu verhindern. Zu diesem Zweck will die SLAK Mädler zufolge im September beim Deutschen Apothekertag in München einen Antrag einbringen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, dieser Entwicklung mit finanziellen Mitteln für die Apotheken entgegenzuwirken.
Der Vizepräsident der Kammer, Göran Donner, ist allerdings nicht besonders optimistisch, dass die Politik den betroffenen Betrieben tatsächlich helfen können wird. „Der Schluck aus der Gießkanne müsste so groß sein, das wird nicht passieren“, sagte er in Dresden. SLAK-Präsident Friedemann Schmidt gab sich etwas zuversichtlicher als sein Vize: Aus dem Koalitionsvertrag der Ampel-Partner sei abzuleiten, dass man in Berlin durchaus bereit sei, sich mit den Apothekenstrukturen zu befassen. Insbesondere die Grünen lassen durchblicken, dass sie durchaus offen dafür sind, in versorgungskritischen Situationen bestimmte Vorgaben der Apothekenbetriebsordnung zu lockern.
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In der Vergangenheit seien solch grundlegende Veränderungen allerdings meist am Widerstand der Apothekerinnen und Apotheker gescheitert, erinnerte Schmidt – aus Angst, am Ende möglicherweise schlechter dazustehen als vorher. Dieser Diskussion müsse man sich jetzt noch einmal ernsthaft stellen. „Wir brauchen Selbstvertrauen und Mut zum Risiko.“ Ob die strengen Regeln der Apothekenbetriebsordnung heutzutage tatsächlich noch immer und überall in Deutschland zur Versorgungsrealität passten, stellte er infrage.
1 Kommentar
Apotheken-Notdienst in Sachsen
von Daniela Hänel am 08.04.2022 um 7:23 Uhr
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