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Zu viel Morganella-Bakterien bei Depressionen
Wie beeinflusst das Mikrobiom unsere Gemütslage?
Menschen mit schweren Depressionen haben mehr Morganella-Bakterien
Einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Erkrankung machten die australischen Wissenschaftler allerdings nur in einem Fall aus: die Wirkung der Bakteriengattung Morganella auf schwere Depressionen (Major Depression). Bei 181 Studienteilnehmern, die eine Depression entwickelten, war – nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und BMI – Morganella sichtlich erhöht. „Insgesamt deutet diese vermutete Verbindung zwischen Morganella und schweren Depressionen darauf hin, dass weitere Anstrengungen unternommen werden sollten, um die mögliche Rolle dieses Bakteriums bei der Modulation der Darm-Hirn-Achse weiter zu erforschen“, finden die Wissenschaftler.
Begleitend zu der Studie erschien im Fachjournal „Science“6 ein redaktioneller Beitrag dazu. Hier kommen Wissenschaftler zu Wort, die sich an der Studie nicht beteiligt hatten. Jack Gilbert, ein Mikrobenökologe von der University of California (San Diego), spricht von „einem wirklich soliden Beweis dafür, dass dieser Zusammenhang von großer klinischer Bedeutung sein könnte“. Der gleichen Ansicht ist Jeroen Raes, ein Mikrobiologe an der KU Leuven (Belgien), den die hergestellte Verbindung zwischen „erhöhten Werten des Bakteriums und Patienten mit Depressionen“ begeistert.
Kann man Morganella bei Depressiven entfernen?
Doch welche Konsequenzen haben diese neuen Erkenntnisse nun? Gerard Clarke, Mikrobiom-Forscher am University College Cork, zufolge steckt das Forschungsfeld hierzu „noch in den Kinderschuhen“. Denn: Es gebe viele Formen von Depressionen und viele Möglichkeiten, wie das Mikrobiom die Erkrankung beeinflussen könne. Der „heilige Gral“ sei es aber, eine fehlende Mikrobe zu finden, die als Ergänzung verabreicht werden könnte, sagt er. Allerdings: Morganella ist der Studie zufolge bei Depressiven ja erhöht – wie also „Morganella aus dem Darm entfernt werden könnte, um die Symptome zu lindern“ sei eine „etwas größere Herausforderung“, gibt der Wissenschaftler zu.
Zusammenhang zwischen Morganella und Depression bekannt
Interessant ist vor allem: Die australischen Wissenschaftler sind nicht die ersten Forscher, die einen Zusammenhang zwischen Morganella und Depressionen herausfanden. Bereits 2008 gab es eine Arbeit dazu in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Neuroendocrinology Letters“7. Es ging um Entzündungsfaktoren (LPS, Lipopolysaccharide) von bestimmten Bakterien – unter anderem Morganella –, die bei Menschen mit Depressionen erhöht waren.
Literatur
1 „JAMA Psychiatry“: „Perturbations in Gut Microbiota Composition in Psychiatric Disorders: A Review and Meta-analysis“
2„Frontiers of Psychiatry“: „Fecal Microbiota Transplantation (FMT) as an Adjunctive Therapy for Depression—Case Report“
3„Nature Genetics“: „Combined effects of host genetics and diet on human gut microbiota and incident disease in a single population cohort“
4The National Finrisk-Study: THL 2022 - FINNISH INSTITUTE FOR HEALTH AND WELFARE
5„PLOS ONE“: „A novel probiotic mixture exerts a therapeutic effect on experimental autoimmune encephalomyelitis mediated by IL-10 producing regulatory T cells“
6„Science“: „Gut microbe linked to depression in large health study“
7„Neuroendocrinology Letters“: „The gut-brain barrier in major depression: intestinal mucosal dysfunction with an increased translocation of LPS from gram negative enterobacteria (leaky gut) plays a role in the inflammatory pathophysiology of depression“
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