Kein verbessertes Überleben

Metformin enttäuscht bei Brustkrebs

Stuttgart - 27.05.2022, 16:45 Uhr

Kein verbessertes krankheitsfreies Überleben: Metformin hat keinen positiven Effekt zusätzlich zur Standardbehandlung bei Brustkrebs. (b/Foto: romaset / AdobeStock)

Kein verbessertes krankheitsfreies Überleben: Metformin hat keinen positiven Effekt zusätzlich zur Standardbehandlung bei Brustkrebs. (b/Foto: romaset / AdobeStock)


Kein Grund für Metfomin bei Brustkrebs

Somit führte bei Patientinnen mit operablem Hochrisiko-Brustkrebs ohne Diabetes die zusätzliche Gabe von Metformin im Vergleich zu Placebo zur Standard-Brustkrebstherapie nicht zu einer signifikanten Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens oder anderer Brustkrebs-Endpunkten, was den Einsatz des Biguanids als adjuvante Standardtherapie bei Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium ohne Diabetes nicht befürworten lässt.

Metformin bei Brustkrebs – wie entstand die „Idee“?

Metformin kennt man als typisches Arzneimittel aus der Behandlung von Diabetes. Allerdings lieferten Beobachtungsstudien, in denen Diabetikerinnen mit Brustkrebs teilnahmen, Hinweise, dass Metformin die Prognose bei Brustkrebs verbessern kann – auch wenn die Studienergebnisse uneinheitlich waren: „Metformin könnte in der Standardkrebsbehandlung sowohl das krebsspezifische wie auch das Gesamtüberleben von Diabetikerinnen mit Brustkrebs verbessern“, lautete das Fazit einer 2015 im „The Oncologist“ veröffentlichten Studie(2). Dem standen Forschungsergebnisse von 2013 gegenüber, die „keinen Zusammenhang zwischen einer verbesserten Überlebensrate und einer längeren kumulativen Metformin-Dauer bei älteren Brustkrebspatientinnen, bei denen der Diabetes erst kürzlich aufgetreten war“ zeigten („Diabetes Care“(3)).

Metformin senkt nachweislich den Nüchterninsulinspiegel und verbessert die mit Fettleibigkeit verbundene Physiologie bei Patientinnen mit Brustkrebs – auch, wenn sie keinen Diabetes haben. Doch ob das auch das Überleben bei Krebs beeinflusst, und wie, war bislang nicht geklärt. 
Man geht derzeit davon aus, dass Metformin eine indirekte Antitumorwirkung über eine Reduzierung des Insulinsignals und zudem eine direkte Antitumorwirkung haben könnte. In mehreren Studien konnte Metformin den intratumoralen Ki67-Wert (einen Marker für die Teilungsgeschwindigkeit von Zellen) senken(4).

Darüber hinaus wirkte sich bei Patientinnen mit ERBB2-positivem Brustkrebs (HER2-positiv) und neoadjuvanter Chemotherapie sowie ERBB2-spezifischer Behandlung Metformin positiv auf das Ansprechen der Patientinnen aus(5).

Diese Daten bildeten die Grundlage für die Hypothese, dass Metformin, verglichen mit Placebo, das krankheitsfreie Überleben von Brusktkrenspatientinnen über fünf Jahre verbessern könnte und formten damit die Idee, der jetzt im JAMA publizierten MA.32-Studie.

1. „JAMA“: „Effect of Metformin vs Placebo on Invasive Disease–Free Survival in Patients With Breast Cancer The MA.32 Randomized Clinical Trial“ (doi:10.1001/jama.2022.6147)

2. „The Oncologist“: „Metformin Use Is Associated With Better Survival of Breast Cancer Patients With Diabetes: A Meta-Analysis“ (DOI: 10.1634/theoncologist.2015-0096)

3. „Diabetes Care“: „Association Between Metformin Therapy and Mortality After Breast Cancer: A population-based study“ (doi.org/10.2337/dc12-2535)

4. „Breast Cancer Research and Treatment“: „Metformin in early breast cancer: a prospective window of opportunity neoadjuvant study“

5. „Frontiers in Oncology“: „The C Allele of ATM rs11212617 Associates With Higher Pathological Complete Remission Rate in Breast Cancer Patients Treated With Neoadjuvant Metformin“; (doi.org/10.3389/fonc.2019.00193)



Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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