Japanische Enzephalitis

Ixiaro ist nicht lieferbar – was tun?

Stuttgart - 09.06.2022, 09:15 Uhr

Für Ixiaro gibt es keinen alternativen zugelassenen Impfstoff, der ebenfalls vor Japanischer Enzephalitis schützt. (Foto: Valneva)

Für Ixiaro gibt es keinen alternativen zugelassenen Impfstoff, der ebenfalls vor Japanischer Enzephalitis schützt. (Foto: Valneva)


Der einzige Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis ist nicht lieferbar. Die STIKO gibt Empfehlungen, auf welche alternativen Schutzmöglichkeiten Apotheker bei Reisen in Endemiegebiete hinweisen sollten.

Der Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis zählt nicht zu den Blockbuster-Impfstoffen hierzulande. Die STIKO (Ständige Impfkommission) rät zu einer Impfung gegen die von Mücken übertragene Viruserkrankung bei Reisen in Endemiegebiete (oder Labortätigkeiten) – das funktioniert allerdings nur, wenn Ixiaro auch lieferbar ist, was aktuell nicht der Fall ist. Was tun?

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Ein alternativer Japanische-Enzephalitis-Impfstoff ist nicht auf dem Markt. Um die Zeit des Lieferengpasses zu überbrücken, hat die STIKO Empfehlungen veröffentlicht. Zunächst weist die STIKO auf mögliche regionale Restbestände hin, die Apotheken unter Umständen noch mobilisieren können. Für längere Reisen in Endemiegebiete seien zudem gegebenenfalls Impfungen auch vor Ort möglich. Die normalerweise gültige Empfehlung, dass eine Woche vor Aufenthalt im Endemiegebiet die Grundimmunisierung (bestehend aus zwei Impfstoffdosen – je nach Alter im Abstand von vier Wochen oder nur einer Woche) abgeschlossen sein sollte, ist sodann nicht haltbar.

So wird geimpft

Die Grundimmunisierung mit Ixiaro umfasst zwei Impfstoffdosen. Ixiaro ist bereits für Säuglinge ab zwei Monaten zugelassen. Geimpft wird im Abstand von vier Wochen, wobei Säuglinge und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr nur jeweils die Hälfte der Erwachsenendosis erhalten (à 3 µg, 0,25 ml). Ab dem dritten Lebensjahr wird mit der Erwachsenendosis (à 6 µg, 0,5 ml) geimpft. Für Erwachsene von 18 bis 65 Jahren ist zudem ein Schnellimpfschema zugelassen: Hier erfolgen die beiden Impfungen im Abstand von lediglich einer Woche, was einen besonders raschen Impfschutz ermöglicht – bei spontanen Reisen in Endemiegebiete zum Beispiel. Auffrischimpfungen werden nur dann empfohlen, wenn das Expositionsrisiko weiter oder wiederholt besteht. Diese finden dann nach zwölf bis 24 Monaten statt. Die nächste Auffrischimpfung steht dann erst wieder – und nur bei Exposition – zehn Jahre nach der ersten Auffrischung an.

Ixiaro ist ein inaktivierter Impfstoff, Zulassungsinhaber ist Valneva, der Impfstoffhersteller, der auch einen Ganzvirus-COVID-19-Impfstoff entwickelt (VLA2001) hat. Im April wurde VLA2001 in Großbritannien zugelassen. Für beide Impfstoffe, Ixiaro und VLA2001, nutzt Valneva die gleiche Vero-Zell-Plattform.

Sorgfältiger Mückenschutz 

Mangels eines alternativen Impfstoffs bleibt der STIKO nur, zu einem „konsequenten Mückenschutz“ zu raten – also: „Übernachtung in Unterkünften mit Klimaanlage, Fenster-Mückennetz und/oder Moskitonetz über dem Bett und adäquater Mückenschutz am Tag (Imprägnieren der Kleidung und Repellents für die unbedeckte Haut)“. Der Lieferengpass soll laut STIKO bis Ende Juni 2022 bestehen.

Japanische Enzephalitis

Bei der Japanischen Enzephalitis handelt es sich um eine Viruserkrankung, die vor allem durch nachtaktive Stechmücken übertragen wird, und zwar im asiatisch-pazifischen Raum (Endemiegebiete) – also Ländern wie China, Indien, Indonesien, Nepal, Philippinen, Sri Lanka oder Thailand. Wie auch die Erreger von Gelbfieber oder Denguefieber, zählt das Japanische Enzephalitisvirus zu den Flaviviren. Bislang gelang es, fünf Genotypen zu identifizieren, deren Virulenz vergleichbar ist. Hauptwirt des Erregers sind Schweine und wildlebende Vögel, teilweise auch Pferde, Reptilien und Fledermäuse – die Stechmücke hingegen fungiert lediglich als Vektor und überträgt die Viren von einem Reservoir zum nächsten. Infektionen treten am häufigsten am Ende der Regenzeit auf und stehen im lokalen Zusammenhang mit Reisanbau und Schweinezucht. Dem RKI zufolge gibt es jährlich knapp 68.000 Fälle, die WHO geht von bis zu zehnmal mehr Infektionen aus.

Meistens verläuft die Infektion mild, bisweilen entwickeln die Infizierten sogar keinerlei Symptome. Allerdings können auch schwere Verläufe mit Enzephalitis auftreten (1 von 250 Infizierten). Hier zeigen die Infizierten nach der Inkubationszeit von fünf bis 15 Tagen Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen als Symptome. Hinzukommen können neurologische Symptome und Bewusstseinsstörungen. Kommt es zum Ausbruch der Erkrankungen, stirbt etwa ein Drittel der Erkrankten, zudem können bei den Überlebenden dauerhafte Beeinträchtigungen bleiben, was bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen der Fall ist. Eine kausale Therapie existiert nicht.


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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