In der Pipeline für die Wechseljahre

Therapie von Hitzewallungen mit nicht-hormonellen Wirkstoffen?

Stuttgart - 16.01.2023, 13:45 Uhr

Fächern, kühlen, lüften – wenn das in den Wechseljahren nicht mehr hilft und der Leidensdruck hoch ist, ist Unterstützung aus der Apotheke gefragt. (s / Foto: RFBSIP / Adobe Stock)

Fächern, kühlen, lüften – wenn das in den Wechseljahren nicht mehr hilft und der Leidensdruck hoch ist, ist Unterstützung aus der Apotheke gefragt. (s / Foto: RFBSIP / Adobe Stock)


Patientinnen mit starken vasomotorischen Beschwerden (in den Wechseljahren) stehen bislang eine überschaubare Anzahl von Therapieoptionen zur Verfügung, vorneweg die Hormonersatztherapie. Da diese für die besonders betroffenen Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Brustkrebs kontraindiziert sind, werden weitere Arzneimittel benötigt. Zwei vielversprechende Wirkstoffkandidaten sind Fezolinetant und Elinzanetant, die über eine Blockade von Neurokinin-Rezeptoren wirken.

Hitzewallungen und Schweißausbrüche, sogenannte vasomotorische Beschwerden, sind eine unliebsame, aber häufige Begleiterscheinung der Wechseljahre. Schränken diese und andere Wechseljahrsbeschwerden die Lebensqualität der Patientinnen stark ein, so kann gemäß der S3-Leitline „Peri- und Postmenopause“ eine Hormonersatztherapie begonnen werden. Ist solch eine Therapie von der Patientin nicht erwünscht oder sogar kontraindiziert, können beispielsweise Phytopharmaka mit Traubensilberkerze, Rotklee oder Johanniskraut zum Einsatz kommen oder ein Therapieversuch mit SSRI oder SNRI unternommen werden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen bleibt jedoch hinter der Hormonersatztherapie zurück.

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Für Patientinnen, die einen hormonrezeptorpositiven Brustkrebs haben oder hatten, ist die Auswahl an Therapieoptionen noch geringer. Neben der Hormonersatztherapie sind für sie auch Cimcifuga- und Rotklee-Präparate kontraindiziert. Dabei hätten gerade Patientinnen, die im Rahmen ihrer adjuvanten endokrinen Erhaltungstherapie mit Tamoxifen, Aromataseinhibitoren oder GnRH-Analoga behandelt werden, einen besonderen Bedarf an wirksamen Therapieoptionen. Ihre Medikation wird nämlich häufig von vasomotorischen Nebenwirkungen begleitet. Mitunter sind diese so stark, dass die Therapie vorzeitig abgebrochen werden muss. 

Fezolinetant und Elinzanetant wirken über Neurokinin-Rezeptor-Blockade

Wenngleich der Pathomechanismus der unliebsamen Hitzeschübe noch nicht in Gänze aufgeklärt ist, so scheinen bestimmte (KNDy)-Neurone im Hypothalamus eine Schlüsselrolle zu spielen. Diese Neurone exprimieren die Botenstoffe Kisspeptin, Neurokinin-B und Dynorphin und aktivieren den thermoregulatorischen Signalweg – in Anwesenheit des inhibierend wirkenden Estrogens weniger, in Anwesenheit des aktivierend wirkenden Neurokinins B hingegen verstärkt. Ist in den Wechseljahren oder aufgrund einer antiestrogenen Therapie der Estrogenspiegel erniedrigt, so kommt es zu einer Hyperaktivierung des Signalweges.

Anstatt das fehlende Estrogen zu ersetzen, ist also auch eine Blockade von Neurokinin-(NK-)Rezeptoren ein denkbares Wirkprinzip, zu dem es auch bereits einige Wirkstoffkandidaten gibt. Die beiden vielversprechendsten sind Fezolinetant und Elinzanetant.

Für Fezolinetant wurde bereits die Zulassung beantragt

Bei Fezolinetant handelt es sich um einen selektiven Inhibitor des NK3-Rezeptors vom japanischen Pharmaunternehmen Astellas. Die klinischen Studien für diesen Wirkstoff sind bereits abgeschlossen worden und das Unternehmen hat im vergangenen Jahr sowohl bei der US-amerikanischen als auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde (FDA und EMA) die Zulassung beantragt. Beide Behörden prüfen zurzeit die Unterlagen.

Einen Schritt dahinter liegt der Wirkstoffkandidat Elinzanetant der Firma Bayer. Anders als Fezolinetant antagonisiert dieser die Neurokinin-Rezeptoren 1 und 3 und dürfte sich insofern im Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil etwas von Fezolinetant unterscheiden. Zu Elinzanetant laufen derzeit noch klinische Studien der Phase III, in die explizit auch Patientinnen mit vasomotorischen Beschwerden eingeschlossen werden, die durch eine adjuvante endokrine Erhaltungstherapie ausgelöst werden. 

Eine NK-1 Blockade kennen Apotheker:innen übrigens bereits von Antiemetika wie Aprepitant. Eine baldige Erweiterung des Therapiespektrums für von Hitzewellen geplagte Patientinnen scheint nicht mehr allzu weit entfernt zu sein.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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