Geschäftszahlen 2022

Zur Rose Group mit Umsatzeinbruch in Deutschland

Frauenfeld / München - 19.01.2023, 10:46 Uhr

2022 brachen bei Zur Rose in vielen Regionen die Umsätze ein, vor allem im vierten Quartal. Auch die Zahl der Kunden entwickelte sich negativ.  (Foto: IMAGO / Andreas Haas)

2022 brachen bei Zur Rose in vielen Regionen die Umsätze ein, vor allem im vierten Quartal. Auch die Zahl der Kunden entwickelte sich negativ.  (Foto: IMAGO / Andreas Haas)


Der Schweizer Arzneimittel-Versandhändler Zur Rose Group, die Muttergesellschaft von Doc Morris, muss angesichts des Fokus auf profitable Geschäfte schmerzhafte Einbußen beim Umsatz hinnehmen. Nach Angaben des Unternehmens brach der Umsatz in Deutschland im Gesamtjahr 2022 um mehr als 18 Prozent und in den südeuropäischen Märkten um rund 14 Prozent ein. Lediglich in der Schweiz konnte Zur Rose den Erlös steigern. Dagegen schreitet das Programm zur Erreichung der Gewinnschwelle schneller voran als geplant.

Der Weg zum Gewinn ist hart und steinig. Das muss der Schweizer Arzneimittel-Versandhändler Zur Rose Group in diesen Monaten erfahren. Das Management verfolgt dabei, kurz gesagt, die Devise: Profitabilität geht vor Umsatz. Um wie vorgesehen im Jahr 2023 die Gewinnschwelle zu erreichen, verzichtet der Konzern vor allem in Deutschland und im südeuropäischen Marktplatzgeschäft in erheblichem Umfang auf Umsatz und Kunden.

Konkret bedeutet das: Auf Konzernebene gab der Außenumsatz im Geschäftsjahr 2022 nach bislang ungeprüften Zahlen um 5,4 Prozent in Lokalwährung beziehungsweise um 9,7 Prozent in Konzernwährung auf 1,84 Milliarden Schweizer Franken nach. Das Ergebnis auf bereinigter EBITDA-Ebene, also vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, soll für 2022 statt der bislang erwarteten -75 bis -85 Millionen Franken nun bei -70 bis -75 Millionen Franken liegen. Der vollständige Geschäftsbericht 2022 mit den finalen Ergebniszahlen soll am 23. März 2023 publiziert werden.

Starke Rückgänge in Deutschland

In Deutschland brach der Umsatz im vierten Quartal des abgelaufenen Jahres 2022 gegenüber der Vorjahreszeit in der Lokalwährung Euro um 27,4 Prozent beziehungsweise in Konzernwährung um 32,7 Prozent auf 237,2 Millionen Schweizer Franken ein. Gründe dafür waren nach Angaben des Unternehmens der Wegfall des kampagnenbedingten Umsatzschubs im Vorjahresquartal und reduzierte Marketingaufwendungen, Effekte aus den Integrations- und Logistikmaßnahmen im Zusammenhang mit der Überführung der Marken Medpex und Eurapon sowie Auswirkungen der Arzneimittelknappheit.

Handelsvolumen der Zur-Rose-Aktie (SWX: ROSE) am SIX Swiss Exchange seit Januar 2020. (Screenshot: zurrosegroup.com / DAZ)

Im Gesamtjahr 2022 ging der Außenumsatz den Angaben zufolge in Deutschland auf Euro-Basis um 12,2 Prozent beziehungsweise in Konzernwährung um 18,4 Prozent auf 1,087 Milliarden Franken zurück. Aufgrund der Konzentration auf potenzielle E-Rezept-Kunden, insbesondere mit einem chronischen Medikamentenbedarf, reduzierte sich die Anzahl aktiver Kunden der Zur Rose-Gruppe zu Ende Dezember 2022 gegenüber Ende September 2022 um rund 800.000 auf 10,4 Millionen.

Umsatzrückgang auch in Südeuropa

Auch im südeuropäischen Marktplatzgeschäft entwickelte sich der Umsatz als Folge des Fokus´ auf Marketingeffizienz „plangemäß“ rückläufig. Im vierten Quartal belief er sich auf 15,5 Millionen Franken (-27,9 Prozent in Lokalwährung beziehungsweise -33,3 Prozent in Konzernwährung) und im Gesamtjahr auf 70,7 Millionen Franken (-7,1 Prozent in Lokalwährung, -13,7 Prozent in Konzernwährung).

Aufschwung in der Schweiz

Im Gegensatz dazu verlief die Geschäftsentwicklung auf dem Schweizer Heimatmarkt von Zur Rose positiv. Im vierten Quartal habe sich der Wachstumstrend in allen Geschäftsfeldern und insbesondere im Ärztegeschäft fortgesetzt, so das Unternehmen. Dabei sei der Umsatz um 7,7 Prozent auf 182,2 Millionen Franken gestiegen. Die während der Pandemie zusätzlich gewonnene Kundschaft habe gehalten werden können. Im Gesamtjahr 2022 habe sich der Umsatz um 9,5 Prozent auf 686,8 Millionen Franken erhöht und sei damit über dem Marktwachstum von 6,1 Prozent gelegen.

Break-even-Programm auf Kurs

Wie Zur Rose weiter mitteilt, schreitet das im vergangenen Jahr lancierte Programm zur Erreichung der Gewinnschwelle (EBITDA-Break-even) in 2023 schneller voran als geplant. Zusätzlich zu den Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion seien bei der Bruttomarge sowie den Logistik- und Marketingkosten Verbesserungen realisiert worden. Die Integration der Marke Medpex sei planmäßig Ende Oktober 2022 vollzogen worden. Zudem würden die Versandkunden von Eurapon seit Dezember 2022 durch Doc Morris aus dem neuen Logistikzentrum im niederländischen Heerlen beliefert. Der Logistikstandort in Bremen sei per Ende Dezember 2022 geschlossen und die Marke Eurapon eingestellt worden.

2023: Gewinnschwelle erreichen

Für das laufende Jahr 2023 bekräftigt die Gruppe wie bereits bisher, die Gewinnschwelle auf bereinigter EBITDA-Stufe erreichen zu wollen, unabhängig von der Hochlaufgeschwindigkeit des E-Rezepts. Mittelfristig liege die EBITDA-Zielmarge unverändert bei acht Prozent.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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