Schlank durch Botox?

Vergiftungsfälle nach „Magen-Botox“

Stuttgart - 14.03.2023, 16:45 Uhr

Das von Clostridienstämmen gebildete Exotoxin wird sowohl therapeutisch als auch kosmetisch eingesetzt. (Foto: Aleksandra Gigowska / Adobe Stock) 

Das von Clostridienstämmen gebildete Exotoxin wird sowohl therapeutisch als auch kosmetisch eingesetzt. (Foto: Aleksandra Gigowska / Adobe Stock) 


Wer von einer Behandlung mit Botox hört, denkt vermutlich zunächst an die kosmetische Anwendung gegen Falten im Gesichtsbereich. Scheinbar bieten manche Kliniken in der Türkei jedoch auch Injektionen des Nervengiftes in die Magenwand zur Gewichtsreduktion an. Hierbei kam es laut Berichten des Robert-Koch-Institutes zu mehreren Vergiftungsfällen.

Botulismus, also die Vergiftung mit dem Nervengift Botulinum-Neurotoxin, ist Apothekenteams als eine nahrungsmittelbedingte oder Wundinfektion bekannt. Aber auch iatrogene Vergiftungen, also solche, die durch ärztliche Behandlungen ausgelöst werden, können auftreten. Letzteres scheint in nun gleich mehreren Fällen geschehen zu sein. Am 9. März 2023 berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin 10/2023 über neun Fälle von iatrogenem Botulismus. Jetzt bestätigte das RKI gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass die Zahl auf zwölf Fälle angestiegen sei.

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Gemeinsam ist allen Patient:innen, dass sie sich Ende Februar einer besonderen Botox-Behandlung in der Türkei unterzogen hatten, bei der endoskopisch Botox in die Magenwand injiziert wurde. Von dieser Behandlung, die die Anbieter im Internet teilweise auf deutscher Sprache beworben hatten, versprachen sie sich offenbar eine Unterstützung beim Gewichtsverlust. Die postulierte Rationale dahinter: Das Nervengift soll die Magenmotilität hemmen und somit zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl beitragen. Ist das sinnvoll?

Sicher ist jedenfalls: Zu viel Botox ist gar nicht gut, schließlich handelt es sich um das Nervengift mit der höchsten toxischen Potenz. Überdosierungen führen nach einer Latenzzeit, die mehrere Tage dauern kann, zu verschiedenen, zunächst unspezifischen Symptomen. Als frühe Anzeichen nennt das RKI Mundtrockenheit sowie die „4Ds“ Diplopie, Dysphagie, Dysphonie und Dysarthrie (also Doppelsehen, Schluck-, Stimm- und Artikulationsstörungen). Später treten Lähmungserscheinungen auf, dabei kommt es zu Sehstörungen und Schwierigkeiten bei feinmotorischen Tätigkeiten. Auch eine Lähmung der Atmung ist möglich und kann unbehandelt zum Tod führen.

Aufgrund der zunächst unspezifischen Symptome der Botox-Vergiftung, hält es das RKI im Epidemiologischen Bulletin 10/2023 für möglich, dass noch weitere Fälle bekannt werden. Apothekenteams sollten Patient:innen, die sich mit unspezifischen Lähmungserscheinungen an sie wenden und eine Botox-Injektion in der Türkei erhalten haben, umgehend an einen Arzt/eine Ärztin verweisen.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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