Keine Einigung über neue TI-Pauschalen

Rüdinger: Kassen lassen Apotheken und Versicherte hängen

Berlin - 20.04.2023, 16:45 Uhr

Anke Rüdinger ist verärgert, dass erneut Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband gescheitert sind. (Foto: ABDA)

Anke Rüdinger ist verärgert, dass erneut Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband gescheitert sind. (Foto: ABDA)


Deutscher Apothekerverband und GKV-Spitzenverband sind sich abermals nicht fristgerecht einig geworden: Diesmal geht es um die TI-Pauschalen, die Apotheken ab Juli monatlich erhalten sollen. Anders als in anderen Streitfällen in der Selbstverwaltung muss jetzt aber nicht die Schiedsstelle ran – vielmehr ist es Sache des Bundesgesundheitsministeriums, die Details zur Pauschale festzulegen. DAV-Vorstand Anke Rüdinger wirft der Kassenseite Blockade vor.

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) ruft das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) an, um die Finanzierung der Telematikinfrastruktur (TI) ab 1. Juli 2023 sicherzustellen. Der Hintergrund: Ab 1. Juli sollen Apotheken eine sogenannte TI-Pauschale von den Kassen erhalten. Diese soll die Kosten für die Ausstattung mit den nötigen TI-Komponenten sowie die Betriebskosten ausgleichen und die bislang geltende TI-Refinanzierungsvereinbarung zwischen Kassen und Apotheken von 2021 ablösen. 

Die neue Regelung (§ 379 SGB V) wurde Ende 2022 mit dem Krankenhauspflege-Entlastungsgesetz eingeführt. Sie sieht vor, dass DAV und GKV-Spitzenverband bis zum 30. April „das Nähere zur Höhe und zu den der Berechnung zugrunde zu legenden Komponenten und Diensten sowie zur Abrechnung der TI-Pauschale vereinbaren“. Doch genau das ist nicht gelungen, wie der DAV jetzt mitteilt. Man habe sich nicht über die Höhe der monatlichen Pauschale, Art und Umfang der notwendigen TI-Komponenten sowie die Behandlung von Alt- und Neufällen verständigen können, heißt es in einer Pressemitteilung.

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Damit ist nun das BMG am Zug. Denn anders als bei anderen gescheiterten Verhandlungen muss jetzt nicht eine Schiedsstelle entscheiden. Vielmehr muss das BMG binnen zwei Monaten den Inhalt der Vereinbarung festlegen.

Kassen blockieren Apotheken, auf dem neuesten Stand zu bleiben

Anke Rüdinger vom DAV-Vorstand beklagt: „Die Krankenkassen lassen die Apotheken und damit vor allem ihre Versicherten bei der Digitalisierung hängen. Einerseits sagen sie, dass sie ihren Versicherten moderne Versorgungsangebote machen wollen. Andererseits wollen sie kein Geld für notwendige Investitionen und Betriebskosten ausgeben“. Rüdinger spitzt zu: „Die Krankenkassen blockieren die Apotheken, beim E-Rezept auf dem neuesten Stand zu bleiben, und treffen damit vor allem ihre eigenen Versicherten.“ Sie versichert, dass der DAV alles dafür tue, dass das E-Rezept flächendeckend ausgestellt und eingelöst werden könne. Das BMG sollte nun gemäß seiner Digitalisierungsstrategie ganz schnell die Pauschalen festlegen, „damit das E-Rezept ab 1. Juli 2023 auch weiterhin in jeder Apotheke erfolgreich umgesetzt werden kann“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Macht der Kassen

von Dorf-Apothekerin am 21.04.2023 um 9:26 Uhr

Das ist das Ergebnis vom damaligen Bundeskanzler Schröder, der angetreten war mit den Worten: "Jetzt müssen erstmal die Kassen mehr Macht bekommen. Und wir müssen endlich an Arzneimitteln sparen."
Diese Aussage kam nach 20 Jahren Gesundheitsreformen, die nur versucht haben bei Arzneimitteln zu sparen. Seit dem versucht man mit einem Anteil von jetzt 14% und damals 17% die übrigen 83 bis 86 % zu sanieren. mit der Begründung: " Wir wissen, dass wir an Arzneimitteln nichts mehr sparen können, aber Arzneimittel sind berechenbar und deshalb machen wir dort weiter.
Ulla Schmid hat dann mit Prof. Langenbach diese Anweisung umgesetzt, die uns seit dem auf die Füße fällt.
Es braucht die über die Jahre eingesparten Milliarden, um die Arzneimittelversorgung wieder auf sichere Füße zu stellen und dafür fehlt der Politik die Sicht. Schließen wir bundesweit die Apotheken für einen Notdiensttournus, sonst wird das keiner begreifen.

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nur konsequentes Entmachten ist zielführend

von Thomas B am 20.04.2023 um 22:11 Uhr

An allen Ecken und Enden reizen die kranken Kassen ihr Blatt aus: Retaxmissbrauch, Abschluss unsinniger und/oder unmoralischer Rabattverträge, PQ-Wahnsinn, Festbeträge, Erstattungspreise, absichtliche Chaotisierung diverser Lieferverträge, jetzt TI-Erstattung, EKV, aus der Luft gegriffene Schuldzuweisungen, abstruse Forderungen von immer mehr Leistungen zum Nulltarif wie Hash-Code, diverse Inkassoaufgaben, Umsetzung von Verträgen Dritter usw......
Wird höchste Zeit, dass der Gesetzgeber da einfach mal auf den Tisch haut und diese kranken Kassen-Funktionäre in ihre Schranken weist.....

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: nur konsequentes Entmachten ist zielfü

von Anja Belling am 24.04.2023 um 10:13 Uhr

Ich sehr das genauso.
Bei jedem Handwerker wird jede Zusatzleistung extra bezahlt und wir machen Hashtag etc komplett umsonst..
Dann habe ich noch von dem Sohn eines Freundes erfahren, der bei einer Kasse Praktikum während seines Studium gemacht hat- dieser war erstaunt, wie viel die Angestellten bei der Kasse verdienen. Unverschämtheit, wenn dafür über all in den Apotheken gespart!

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