Vereinbarung mit NGDA setzt auf Branchenstandard

Gesund.de will Card-Link-Verfahren nicht den Versendern überlassen

Berlin - 19.01.2024, 17:00 Uhr

Die eGK als Schlüssel zum E-Rezept – bald soll das auch gehen, ohne die Karte in ein Terminal zu stecken. (Foto: imago images / JOKER

Die eGK als Schlüssel zum E-Rezept – bald soll das auch gehen, ohne die Karte in ein Terminal zu stecken. (Foto: imago images / JOKER


E-Rezepte einlösen via eGK – das soll künftig auch funktionieren, ohne dass Versicherte ihre Karte vor Ort in ein Terminal stecken. Dieses sogenannte Card-Link-Verfahren lässt vor allem die EU-Versender frohlocken. Aber auch Gesund.de will die neuen Möglichkeiten nutzen. Der Plattformbetreiber hat jetzt eine Vereinbarung mit der NGDA getroffen, die für einen sicheren Datenaustausch sorgen soll. Damit will man einen Branchenstandard setzen.

Seit vergangenem Juli können E-Rezepte über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) eingelöst werden. Für die Apotheken vor Ort war dies eine äußerst willkommene dritte Option – neben der Einlösung über die E-Rezept-App der Gematik und dem Token-Ausdruck. Denn aufrufen lässt sich das auf dem Gematik-Server gespeicherte E-Rezept nur, indem die eGK vor Ort in ein Kartenleseterminal der Apotheke gesteckt wird.

Shop Apotheke und DocMorris reagierten hingegen mehr als verschnupft. Sie fühlten sich durch diesen Einlöseweg diskriminiert und forderten lautstark „zeitnah benutzerfreundliche volldigitale Verfahren“ ein. Schließlich warten sie schon so lange auf das E-Rezept in Deutschland, das ihnen und ihren Shareholdern endlich ein nennenswertes Stück vom Rx-Kuchen verschaffen soll. Doch mit der einst als Königsweg gepriesenen Gematik-App freunden sich die Versicherten nach wie vor nicht wirklich an, mag sie inzwischen auch anwenderfreundlicher geworden sein. Und einen Scan vom ausgedruckten Token via App des Versenders an diesen zu schicken, scheint sich auch noch nicht im großen Stil durchgesetzt zu haben – ganz abgesehen davon, dass ein solches Verfahren gerade keine volldigitale Lösung ist.

Die EU-Versender pochten also auf eine volldigitale Lösung, mit der sie nicht abgehängt sind. Und tatsächlich ließ die Gematik im vergangenen Dezember wissen, dass sie für Arzneimittelversender einen eigenen Abrufweg über die eGK ohne PIN erarbeitet. Eine Vorab-Spezifikation gibt es bereits – im Februar wird sie voraussichtlich fertig sein. Liegt die Spezifikation vor, können auf ihrer Basis Produkt- und Anbieterzulassungen erteilt werden. DocMorris und Shop Apotheke dürften bereits Habachtstellung eingenommen haben. Aber auch die Gesundheitsplattform Gesund.de steht in den Startlöchern.

Verknüpfung mittels NFC 

Laufen soll das Einlösen der E-Rezepte ohne eingesteckte eGK so, dass Versicherte ihre NFC-fähige eGK auf ihr NFC-fähiges Smartphone halten; dabei nutzen sie die App des Versenders oder der Plattform. Dann werden sie aufgefordert, die Kartennummer (keine PIN!) einzugeben. Ist dies geschehen, können die Versicherten über die App ihre E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb legen – also auf den Wegen der Telematikinfrastruktur einer Apotheke ihrer Wahl übermitteln.

Für die Vor-Ort-Apotheken klingt das natürlich kritisch – damit wäre ihr eGK-Vorteil gegenüber den Versendern schnell wieder verloren. Entpuppt sich die eGK am Ende doch als trojanisches Pferd? Gerade jetzt, da sich das E-Rezept in den ersten Wochen dieses Jahres wirklich in der Versorgung etabliert, müssen die Apotheken alles daran setzen, dass die Versicherten die E-Rezept-Einlösung ganz selbstverständlich mit der Apotheke vor Ort verknüpfen. 

Gesund.de will gleich lange Schwerter

Bei Gesund.de will man allerdings auch die steckfreie eGK-Lösung – Card-Link-Verfahren genannt – für die Vor-Ort-Apotheken als Chance begreifen. Sie soll nicht nur den großen EU-Versendern in die Hände spielen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Gesund.de mitgeteilt, seit Herbst an der technischen Anschlussfähigkeit seiner App für das neue Card-Link-Verfahren zu arbeiten. 

Diese Woche hieß es dann, dass ein weiterer wichtiger Schritt getan sei: Die NGDA (Netzgesellschaft Deutscher Apotheker GmbH) und Gesund.de hätten eine Vereinbarung zur Anbindung der Gesund.de-Plattform an die von der NGDA entwickelten und betriebenen Datenaustauschplattform N-Connect-Hub getroffen. „Damit wird sichergestellt, dass die über Card-Link abgerufenen Rezeptinformationen auch sicher zurück an die Gesund.de-App übertragen werden können“, heißt es in der Pressemitteilung vom Dienstag. 

Gegenüber der DAZ betonten die Gesund.de-Geschäftsführer Maximilian Achenbach und Peter Schreiner, es gehe ihnen um „gleich lange Schwerter“ für Versender und Vor-Ort-Apotheken. Und: Sie wollen die ersten sein, die für die Apotheken vor Ort den Weg ebnen. 

Was ist der N-Connect-Hub?

Der N-Connect-Hub ist die von der NGDA betriebene Datenaustauschplattform, auf der elektronische Daten verschlüsselt​ zwischen Akteuren im Gesundheitswesen ausgetauscht werden können.Sie können darüber hinaus verschiedenste Datenobjekte senden und empfangen. Die Plattform wurde in den letzten beiden Jahren in enger Abstimmung mit der ADAS, dem Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser, entwickelt, um allen öffentlichen Apotheken eine einfache Lösung zur Anbindung von Drittanbieterplattformen zu ermöglichen. 

Die Gesund.de-Geschäfstführer legen besonderen Wert darauf, dass es sich um eine standardisierte Lösung handelt, die der ganzen Branche offen steht. Achenbach erklärt in der Pressemitteilung: „Wir wollen die Einführung des neuen Card-Link-Verfahrens im Markt nutzen, um Standards zu schaffen und eine sichere Datenübermittlung zwischen den Akteuren zu gewährleisten. Wir schlagen deshalb bewusst einen Weg ein, der auch anderen Akteuren offensteht.“

Auch Christian Krüger, Geschäftsführer der NGDA, ist voller Zuversicht: Der N-Connect-Hub sei in enger Abstimmung mit dem ADAS genau für derartige Anwendungsfälle auf Basis der ADAS-Schnittstelle als Branchenstandard konzipiert und entwickelt worden. Daher freue man sich bei der NGDA sehr, mit Gesund.de nun den E-Rezept-Prozess auf Basis der neuen Gematik-Spezifikation für Card-Link darüber abzubilden. „Das zeigt, dass wir mit unserem Engagement für marktneutrale und sichere Lösungen auf dem richtigen Weg sind, um die öffentlichen Apotheken in ihrem Wettbewerb zu unterstützen“, so Krüger. Er ist überzeugt: „Die Plattform auf Basis von N-Ident wird den Warenwirtschaftsanbietern und den Apothekenpartnern die Zusammenarbeit im Austausch mit den öffentlichen Apotheken zukünftig stark vereinfachen.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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