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„Gesundheitssystem nicht optimal eingerichtet“
Fachkräftemangel: Sachverständigenrat fordert strukturelle Reformen
Selbst wenn es zu einer überdurchschnittlichen Zunahme an Personal kommen sollte, wäre das deutsche Gesundheitssystem nicht für die Zukunft gewappnet. Das geht aus dem Gutachten des Sachverständigenrates Gesundheit und Pflege hervor. Es gibt aber Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken – und auch die Apotheken spielen dabei eine Rolle.
Fast täglich klagen die im Gesundheitswesen tätigen Verbände über fehlendes Personal – und warnen, dass der Mangel sich in den kommenden Jahren ernsthaft verschärfen wird, wenn nicht bald gegengesteuert wird. Nun hat sich der Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege der Bundesregierung dem Thema gewidmet. Er kommt in seinem an diesem Donnerstag veröffentlichten Gutachten zu dem Schluss, dass der Bedarf an Versorgung „in den bisherigen Strukturen künftig nicht gedeckt werden“ kann, „selbst wenn es zu einer überdurchschnittlichen Zunahme an Personal kommen würde“.
Dem steht laut dem Rat „die voraussichtlich zunehmende Zahl von Patientinnen und Patienten bzw. Pflegebedürftigen in den kommenden 10 bis 15 Jahren entgegen“. Ein weiterer Punkt: Das zunehmende medizinische Wissen dürfte die Behandlungs- und Pflegebedarfe erhöhen. Eine „potenziell entlastende Wirkung“ durch Erkenntnisfortschritte oder beispielsweise Künstliche Intelligenz könne „nicht seriös“ abgeschätzt werden.
Knappe Ressource Personal
Allgemein wird festgehalten, dass „das deutsche Gesundheitssystem generell für eine hochwertige, zugleich angemessene und effiziente Versorgung nicht optimal eingerichtet ist“. Mit Blick auf die Beschäftigten bedürfe es „struktureller Reformen mit dem Ziel der effizienteren Verwendung der knappen Ressource Personal“.
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„Systemzerstörende Wirkung“
Zur Situation der Apotheke hat das Gutachten nicht viel zu bieten. Das hängt aber auch damit zusammen, dass der Rat sich wegen Zeitknappheit exemplarisch auf die drei zahlenmäßig größten Berufsgruppen konzentrierte: Ärzte, Pflegefachkräfte und Medizinischen Fachangestellte.
Multimedikation und lokale Versorgungsstruktur
Allerdings heißt es beim Thema Multimedikation, dass hier zur Vermeidung von beispielsweise Nebenwirkungen ein „vorausschauendes Management“ notwendig werde, „je nach individueller Situation und Fallschwere unter Einbindung von Hausärzt*innen, Pflegefachpersonen, Apotheker*innen, Fachspezialist*innen und Angehörigen“. In einer verbesserten „interprofessionellen Zusammenarbeit“ wird hier einer der Ansätze verortet.
Stark macht sich der Sachverständigenrat für eine „koordinierte, multiprofessionelle, integrierte, dezentrale Primärversorgungsstruktur“ – also genau das, was aus dem letzten Referentenentwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes herausgeflogen ist.
Vernetzung mit Gesundheitskiosken
Die neuen Einrichtungen – genannt werden sie nicht, aber Gesundheitskioske könnten gemeint sein – sollen in die lokale Versorgungsstruktur eingebettet und „mit den regional bereits existierenden Akteuren“ vernetzt werden. Genannt werden Apotheken, Langzeitpflege und therapeutischen Angebote.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wäre ein „ein Bündel von ineinandergreifenden Maßnahmen“ erforderlich, heißt es. Zur „effizienteren Verwendung der knappen Ressource Personal“ seien auch qualitative Aspekte wichtig, genannt werden „Neustrukturierung der Aufgaben- und Verantwortungsverteilung innerhalb und zwischen den Gesundheitsberufen, eigenverantwortliches, wertgeschätztes Arbeiten, familienfreundliche, verlässliche Arbeitsbedingungen und die effiziente Nutzung digitaler Möglichkeiten, z. B. in der sektorenübergreifenden Dokumentation und Zugänglichkeit von Gesundheitsdaten“.
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