Adexa kritisiert fehlenden Tarifabschluss

„Mit der TGL Nordrhein geht es nicht voran“

03.05.2024, 12:10 Uhr

Andreas May und Tanja Kratt von Adexa kritisieren die Tarifpolitik der TGL Nordrhein. (Foto: Adexa)

Andreas May und Tanja Kratt von Adexa kritisieren die Tarifpolitik der TGL Nordrhein. (Foto: Adexa)


Die Apothekengewerkschaft Adexa hat den Gehaltstarifvertrag für Nordrhein zum Ende vergangenen Jahres gekündigt. Ein neuer Abschluss ist nicht in Sicht. Während die TGL auf die schlechte wirtschaftliche Lage verweist, die keinen Spielraum lässt, kommt von der Adexa deutliche Kritik, unter anderem, weil PKA-Berufseinsteiger in Nordrhein aufgrund der Nachwirkung des gekündigten Tarifvertrags unter Mindestlohn verdienen.

Nordrhein fällt ebenso wie Sachsen nicht unter den Bundesrahmentarifvertrag (BRTV). Neben einem eigenen Rahmentarifvertrag gibt es jeweils auch eigene Gehaltstarifverträge. Letzteren hat die Apothekengewerkschaft Adexa zum 
31. Dezember 2023 gekündigt. Ein neuer Abschluss steht aus. Auf ihrer Webseite erläutert die Tarifgemeinschaft der Apothekenleiter Nordrhein (TGL) in einer Mitteilung von Ende April, dass bis zu einer neuen Einigung die sogenannte Nachwirkung gelte. Das heißt, der bisherige Tarifinhalt besteht weiter, solange es keinen gültigen Anschlussvertrag gibt. Zudem wird auf die prekäre wirtschaftliche Situation vieler Apotheken, auch im Kammergebiet Nordrhein, verwiesen. Die auf dem DAV-Wirtschaftsforum veröffentlichten Zahlen hätten dies unterstrichen. Aus diesem Grund sieht der 2. TGL-Vorsitzende Sebastian Berges derzeit keinen Spielraum für Tariferhöhungen, heißt es weiter. Er hoffe aber darauf, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen bessern: „Sobald den Apotheken mehr Honorar zufließt, eröffnen sich wieder Perspektiven für Tarifentwicklungen.“

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Bei Adexa weiß man natürlich auch, dass die wirtschaftliche Lage mancher Apotheken nicht gut ist, wie Vorstand Andreas May gegenüber der DAZ betont. Deswegen setze sich die Gewerkschaft bereits seit langer Zeit im Gesundheitsministerium für eine angemessene Erhöhung und Dynamisierung ein. Aber dass deswegen Stillstand bei den Gehältern herrscht, dafür hat May kein Verständnis: „Man kann nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren, wenn man eine zukunftsgerechte Personalpolitik anstrebt. Wenn die jungen Leute und die ehrgeizigen qualifizierten Kräfte den Apotheken generell und insbesondere den Apotheken in Nordrhein den Rücken kehren, wird sich das Apothekenstreben weiter beschleunigen.“

Auch mit dem ADA noch keine Einigung

Die PTA und alle anderen Beschäftigten in den öffentlichen Apotheken – inklusive PKA-Azubis, PhiP und PTA-Praktikantinnen – warten seit Ende 2023 auf einen Tarifabschluss für das Jahr 2024, so der Adexa-Vorstand weiter. Einen Abschluss, der ihrer großen Arbeitsbelastung Rechnung trage und ebenso der hohen Inflation der letzten Jahre und den damit verbundenen Verlusten bei der Kaufkraft. Die Frustration, das Unverständnis seien mittlerweile gewaltig. Das gilt für den Tarifbereich Nordrhein ebenso wie für den Tarifbereich des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA), der den bundesweiten Vertrag verhandelt.

Allerdings zeichneten sich mit dem ADA immerhin konstruktive Lösungsansätze ab, ergänzt Mays Vorstandskollegin Tanja Kratt, die bei Adexa für die Tarifpolitik zuständig ist. Mit der TGL hingegen gehe überhaupt nichts voran. Dabei habe die TGL Nordrhein doch auch eine Verantwortung dafür, dass der Fachkräftemangel und der Nachwuchsmangel nicht noch größer werden, so Kratt. „Daher erwarten wir von der Arbeitgebervertretung in Nordrhein, dass – außer dem Verweis auf die Politik in Berlin und der Nachwirkung von Tarifverträgen – auch konkrete Ideen vorgelegt werden. Adexa war hier in Vorleistung gegangen, aber der TGL fehlt es ganz offensichtlich an Mut und Kreativität.“

PKA-Anfänger unter Mindestlohn

Und wenn die TGL schon öffentlich auf die Nachwirkung des gekündigten Tarifvertrags für Nordrhein verweise, sollte sie immerhin so ehrlich sein, dass die PKA-Berufseinsteiger:innen nach diesem Tarifvertrag jetzt unter dem geltenden Mindestlohn von 12,41 Euro liegen und man zumindest dieses Manko als Arbeitgeber beheben müsse.

Außerdem gibt es in Tanja Kratts Augen überhaupt keine plausible Begründung, warum die Tarifgehälter und der Urlaubsanspruch in Nordrhein schlechter sein sollten als im übrigen Bundesgebiet. Nordrhein habe Nachholbedarf und keinerlei Grund, dass die Mitarbeitenden noch weiter abgehängt werden.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Eine Bezahlung unter dem Mindestlohn ist nich akzeptabel!

von Wenking, Joachim (ab 1.12.2014 Rentner) am 05.05.2024 um 11:05 Uhr

PKA Anfänger müßten mindestens in Höhe des Mindestlohn bezahlt werden; Bezahlungen von weniger als 12,41 € stündlich
sind nicht akzeptabel!

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