BPI-Umfrage

Sorge um den Pharmastandort Deutschland

Berlin - 14.05.2024, 09:15 Uhr

Pharmastandort Deutschland und Europa – wie kann die Politik die Rahmenbedingungen verbessern? (Foto: BPI / Peter Steinheisser)

Pharmastandort Deutschland und Europa – wie kann die Politik die Rahmenbedingungen verbessern? (Foto: BPI / Peter Steinheisser)


Die überwiegende Mehrheit der Bundesbürger*innen findet, dass sich Deutschland unabhängiger machen muss von globalen Arzneimittel-Lieferketten. Zudem müsse die Politik hierzulande bessere Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion schaffen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie in Auftrag gegeben hat.

Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hält diese Woche in Berlin seine Hauptversammlung ab. Schon am heutigen Dienstagabend werden Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als Gastredner erwartet. Am Mittwoch hält bei der Hauptversammlung selbst CDU-Chef Friedrich Merz ein Grußwort. Gerade Habeck hatte in letzter Zeit einiges für die Pharmaindustrie angestoßen und ist selbst auf Reisen gegangen, um sich Einblick in die Branche zu verschaffen. Doch was außer wertschätzenden Worten wirklich bei den Unternehmen ankommt, muss sich erst noch zeigen.

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Im Vorfeld der BPI-Veranstaltung hat der Verband die Ergebnisse einer Anfang Mai in seinem Auftrag durchgeführten Telefon-Umfrage unter 1.003 Bundesbürger*innen veröffentlicht. Die Ergebnisse passen in weiten Teilen sehr gut zu den Forderungen des Verbandes an die Politik. Der Grundtenor geht dahin, die hiesige Pharmaindustrie zu stärken.

Engpass-Erfahrungen

Ausgangspunkt der Umfrage sind einmal mehr die Erfahrungen mit Lieferengpässen. 41 Prozent der Befragten gaben an, bereits persönliche Erfahrungen mit fehlenden Arzneimitteln gemacht zu haben. In zwei Dritteln der Fälle half ein anderes Produkt. 23 Prozent gaben aber an, auf das Medikament verzichtet zu haben. Von negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand berichteten 36 Prozent der Betroffenen (deutlich verschlechtert: 14 Prozent, etwas verschlechtert: 22 Prozent). 35 Prozent erklärten, nach den Engpass-Erfahrungen auf Vorräte gesetzt zu haben – 61 Prozent deckten sich allerdings nicht vorsorglich ein.

Politik sollte Industrie fördern und schützen

Sodann sollten die Befragten angeben, wie sehr sie bestimmten Aussagen zustimmen. Etwa der, dass sich Deutschland in der Arzneimittelversorgung unabhängig von globalen Lieferketten machen müsse. Dieser Aussage stimmten 52 Prozent „absolut“ zu, weitere 29 Prozent „eher“. Nur 9 Prozent stimmten ihr nicht zu, der Rest wusste es nicht oder machte keine Angabe. Dass die Politik mehr für die Ansiedlung von Medikamenten-Herstellern in Deutschland tun müsse (z. B. bessere Rahmenbedingungen für Forschung und Produktion) unterstützen 82 Prozent (46 Prozent absolut, 36 Prozent eher). 76 Prozent meinen auch, dass die Bundesregierung hierzulande tätige Pharma-Unternehmen stärker als bislang schützen müsse – etwa vor Insolvenzen oder Abwanderung (43 Prozent absolut, 33 Prozent eher).

Hohe Zustimmungswerte gab es überdies für die Aussage, dass Deutschland starke Pharmabetriebe brauche (45 Prozent absolut, 35 Prozent eher). 77 Prozent sind überzeugt, dass die Bürokratie in Deutschland das Gesundheitssystem zu teuer mache. Dass es hierzulande in fünf Jahren deutlich weniger Hersteller geben werde als heute, befürchtet rund die Hälfte der Befragten.

Keine Subventionen, aber stimmige Rahmenbedingungen

Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des BPI, betont die Dringlichkeit der Lage: „Lieferengpässe bedeuten nicht nur eine Gefahr für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland, für Fortschritt, Wohlstand und Arbeitsplätze. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt und gemeinsam mit der Pharmaindustrie nachhaltige Lösungen entwickelt. Wir brauchen keine Subventionen, aber Rahmenbedingungen, in denen wir auskömmlich forschen, entwickeln und produzieren können.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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