Auf der regulatorischen Ebene setzen wir uns mit aller Kraft dafür ein, die überregulierten und teils existenzgefährdenden Auflagen entlang der realen Lebenssituation anzupassen. Ich weiß, hier gibt es für unsere Branche insgesamt dicke Bretter zu bohren.
Natürlich sind Apothekerinnen und Apotheker auch Unternehmer. Daher ist es für uns von der Sanacorp besonders wichtig, dass wir alles für ein funktionierendes Tagesgeschäft in den Apotheken vor Ort tun. Wenn man sich mit der Beschaffung, der Lagerung und der Logistik von Arzneimitteln beschäftigt, dann lernt man schnell, wie aufwendig, teilweise regulatorisch herausfordernd und teuer dieses Geschäft ist. Das übernehmen wir – ebenso wie über die Großhandelsfunktion hinausgehende administrative Aufgaben, Marketing-Unterstützung, Fortbildung, kaufmännische Beratung, Vereinfachung und Beschleunigung von Prozessen durch digitale Lösungen – für unsere angeschlossenen Mitglieder.
DAZ: Hat das genossenschaftliche Organisationsmodell weiterhin seine Berechtigung?
Neuss: Wenn man sich mit dem persönlichen Einsatz der Apothekerinnen und Apotheker und ihren Teams vor Ort im Dienst der Patientinnen und Patienten beschäftigt, dann versteht man schnell, welch großer Dienst am Menschen in den Apotheken geleistet wird. Die Apotheke ist oft die erste Anlaufstelle nach einem Arztbesuch. Das Gespräch mit den Menschen nach einer Diagnose verdient den allergrößten Respekt, genau wie die Begleitung während einer Therapie. Die Apotheken ersetzen mit ihrem enorm fundierten Fachwissen für viele Menschen häufig auch den Arztbesuch.
Der persönliche Kontakt mit erkrankten Personen ist oft durch nichts zu ersetzen. Daher sehe ich eine unbedingte Notwendigkeit für die Apotheken vor Ort. Logischerweise ergibt sich daraus, dass diese von uns eine exzellente Unterstützung und ein zuverlässiges Leistungsversprechen benötigen, um sich im Alltag so gut wie möglich auf ihre Patientinnen und Patienten konzentrieren zu können.
Vor diesem Hintergrund hat ein genossenschaftliches Modell einen enormen Wert, um die unternehmerische Individualität und Vielfalt zu unterstützen und zugleich gemeinsame Interessen zu bündeln und inhaltliche wie auch ökonomische Vorteile zu schaffen. Das Genossenschaftsmodell ist die Organisationsform, die qua Definition die Interessen der Apothekerinnen und Apotheker vor Ort uneigennützig in deren Sinne vertritt. Deshalb es ist unsere Aufgabe, so viel wie möglich vor Ort zu sein, gut zuzuhören, die Anforderungen der Apothekerinnen und Apotheker aufzunehmen und in ihrem Auftrag zu erfüllen.
Ich persönlich möchte weiterhin in einer menschlichen Welt leben. Und ich kann Ihnen nach meinen Besuchen sagen: Es gibt wenige Orte im Handel, in denen Freud und Leid und so viel Menschliches zusammenfinden. Daher ist es gut, dass es die Apotheken vor Ort gibt.
DAZ: Herr Lang, Herr Neuss, vielen Dank für das Gespräch!
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