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Einmal mehr zeigt sich die bayerische Gesundheitsministerin im Schulterschluss mit den Apotheken: Judith Gerlach teilt die Befürchtungen, dass mit Karl Lauterbachs Reformplänen die Arzneimittelversorgung gefährdet wird.
In den Ländern ist das Verständnis für die Sorgen der Apotheken stets größer als im Bund. Vor allem die bayerischen Gesundheitsminister*innen zeigen sich traditionell eng verbunden mit der Apothekerschaft. Am gestrigen Donnerstag traf sich Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) mit den Chefs von Apothekerverband (BAV) und -kammer (BLAK), um sich über die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Apothekenreform auszutauschen. Während Lauterbach meint, mit seinem Ansatz, das Apothekensterben beenden zu können, ist man in Bayern überzeugt: Das angedachte Gesetz würde die Arzneimittelversorgung nicht verbessern, sondern gefährden. Das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung von BAV und Bayerischem Staatsministerium hervor.
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„Durch die Zulassung von reinen Arzneimittel-Abgabestellen ohne persönlich anwesende Apothekerin oder Apotheker wird der Begriff ‚Apotheke‘ ausgehöhlt“, erläutert Kammerpräsident Thomas Benkert. Durch die geplanten Maßnahmen entstünden Gefahren für die Patientensicherheit, weil damit eine qualitativ schlechtere Versorgung mit Arzneimitteln etabliert werde. So etwa bei der Beratung von Patienten, die eine Vielzahl an Arzneimitteln brauchen oder bei der Herstellung individueller Rezepturen, zum Beispiel für Kinder.
Ministerin Gerlach kann sich dem nur anschließen: „Die geplante Apothekenreform des Bundesgesundheitsministers schwächt die Vor-Ort-Apotheken mehr, als dass sie sie stärkt. Videoapotheken ohne anwesende Apotheker können nicht die einzige Idee sein, um auch in Zukunft eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Dies stellt eine große Gefahr für die sichere wohnortnahe Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln vor allem in den ländlichen Regionen dar.“
Ohne angemessene Vergütung geht es nicht
Ein weiterer Kritikpunkt sind die geplanten neuen Vergütungsregeln, die letztlich nur auf Umverteilung setzen. Dabei, so BAV-Chef Hans-Peter Hubmann, sei eine auskömmliche Vergütung dringend nötig, um weitere Apothekenschließungen zu verhindern: „Mit der aktuellen Honorierung befinden wir uns auf dem Niveau von 2013. Im gleichen Zeitraum sind jedoch Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten massiv gestiegen.“ Gerlach pflichtet dem bei: „Um das Apothekensterben zu beenden, müssen die Leistungen der öffentlichen Apotheken endlich wieder angemessen vergütet werden“.
Hubmann appelliert an das Bundesgesundheitsministerium, „den völlig verfehlten Referentenentwurf zurückzuziehen und endlich für eine angemessene Finanzierung des bewährten Systems Sorge zu tragen“. Er verweist auf die Unterstützung aus den Ländern, nicht nur aus Bayern, sondern auch von der Gesundheitsministerkonferenz. „Wir setzen daher auf die Initiative der Länder, das Lauterbach‘sche Gesetzesvorhaben mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzuhalten.“
Gerlach formulierte etwas gemäßigter – und ebenfalls unter Hinweis auf die GMK: „Die Bundesregierung muss diesen Gesetzentwurf in Abstimmung mit den Apothekerinnen und Apothekern und den Ländern dringend überarbeiten.“
1 Kommentar
Hubmann
von Roland Mückschel am 02.08.2024 um 16:18 Uhr
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