Stillstand seit zwei Jahren

Wo bleibt die neue Approbationsordnung?

15.08.2024, 07:00 Uhr

Bislang gab es wohl keine Antwort aus dem BMG zum Positionspapier für eine neue Approbationsordnung. (Foto: IMAGO / Müller-Stauffenberg)

Bislang gab es wohl keine Antwort aus dem BMG zum Positionspapier für eine neue Approbationsordnung. (Foto: IMAGO / Müller-Stauffenberg)


Die Approbationsordnung für Apotheker ist in die Jahre gekommen. Der Vorschlag des Runden Tisches, der aus Sicht der Apothekerschaft als Grundlage für eine Novellierung dienen könnte, liegt seit geraumer Zeit im Bundesgesundheitsministerium. Es gibt hierfür aber bislang nicht einmal einen Entwurf. Das BMG hat andere Prioritäten, dabei macht eine neue EU-Richtlinie zumindest bestimmte Anpassungen bis März 2026 erforderlich.

Lange hat es gedauert, bis sich die Standesvertretung durchgerungen hat, Vorschläge für eine Novellierung der Approbationsordnung zu erarbeiten. Die Forderung stand zwar von verschiedenen Seiten immer wieder im Raum, wurde aber von der Verantwortlichen stets abgebogen mit dem Argument, es drohe die Umstellung vom Staatsexamen auf Bachelor und Master. Stattdessen wurde viel Zeit und Geld in die Erarbeitung des Kompetenz-orientierten Lernzielkatalogs Pharmazie (KLP-P) gesteckt und darauf gesetzt, dass Hochschullehrer diesen dann mit Freude und Freiwilligkeit umsetzen. Durchgesetzt hat er sich nicht.

2019 hat die Bundesapothekerkammer (BAK) sich des Themas aber dann doch endlich angenommen. Im darauffolgenden Jahr lud sie zu einem Runden Tisch, der die „zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen der Beteiligten“ über die zukünftige Apothekerausbildung zu einem Grundkonsens zusammenführen sollte, wie BAK-Präsident Thomas Benkert damals sagte. Dieser Runde Tisch, an dem neben der BAK unter anderem der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD), der Verband der Professoren an Pharmazeutischen Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland, die Apothekengewerkschaft Adexa und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft, beteiligt waren, legte zwei Jahre später ein Positionspapier vor, das die BAK bei ihrer Mitgliederversammlung im Mai 2022 verabschiedete. 

Der Deutsche Apothekertag forderte dann 2022 gemäß einem Antrag des Geschäftsführenden Vorstands den Verordnungsgeber auf, die Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) unverzüglich auf der Basis der Ergebnisse des Runden Tisches „Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker“ zu überarbeiten. 

Im Februar 2023 fand ein erstes Gespräch im Bundesgesundheitsministerium (BMG) statt, wie die DAZ auf Nachfrage von der BAK erfuhr. Im Nachgang seien noch weitere Unterlagen erstellt worden, die das BMG angefordert hatte, so ein Sprecher. Und weiter: „Grundsätzlich nutzt die Bundesapothekerkammer stattfindende Termine mit Vertreterinnen und Vertretern des BMG, um das Thema voranzutreiben.“ 

Mit welchem Nachdruck das passiert, lässt sich von außen schwer beurteilen. Aber es konnte durchaus das Gefühl entstehen, dass die neue Approbationsordnung der Honorardebatte untergeordnet wurde.

Keine Antwort aus dem BMG

Nun haben die Hochschullehrer die Novellierung wieder aufs Tapet gebracht. In einer Stellungnahme tun sie ihren Unmut über den Stillstand kund. Sie werten ihn als Zeichen der Geringschätzung. Es sei ihnen durchaus bewusst, dass gerade im Gesundheitswesen viele dringende Fragen anstehen. Das seit Langem andauernde Schweigen zu dem Entwurf der Novellierung der Approbationsordnung stelle jedoch eine Missachtung der Notwendigkeit einer zeitgemäßen, auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Ausbildung der Apotheker dar. Dass man bislang keine Antwort vom BMG auf die Vorschläge des Runden Tischs erhalten habe, ist für die Hochschullehrer nicht verständlich.

Im Übrigen sind es nicht nur die Apotheker, die auf ein Update ihre Ausbildung drängen. Druck kommt auch seitens der EU. Bis März 2026 gilt es neue Mindestanforderungen für die Apothekerausbildung umzusetzen, sonst werden in Deutschland erworbene Abschlüsse im EU-Ausland nicht mehr anerkannt. Der Vorschlag des Runden Tisches entspreche jedoch den neuen Vorgaben, erklären die Hochschullehrer. Obwohl die Zeit dränge, sei man aber vom BMG nicht darauf angesprochen worden.

Auch die Bundesapothekerkammer weist laut eigener Aussage das BMG anlassbezogen auf das Anliegen und seine Dringlichkeit hin, zum Beispiel eben mit Blick auf die Aktualisierung der EU-Berufsqualifikationsrichtlinie und die damit verbundenen notwendigen Anpassungen der Approbationsordnung bis März 2026, heißt es auf Nachfrage. Die BAK habe in diesem Zusammenhang angeregt, die beiden Prozesse, das heißt den Antrag zur Neuordnung der Approbationsordnung auf Grundlage des Positionspapiers und die Aktualisierung der Berufsqualifikationsrichtlinie sowie damit einhergehende Änderungsbedarfe, in der Diskussion zusammenzuführen und diese zeitnah zu beginnen. Bisher verfolge das BMG prioritär allerdings andere Vorhaben.

Es ist fraglich, ob sich das BMG in dieser Legislaturperiode noch eingehend mit der Thematik befasst. Allerdings ist bis März 2026 nicht mehr so viel Zeit und bis dahin müssen zumindest die Mindestanforderungen der EU umgesetzt sein. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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Gute Ansätze nicht zu Ende gedacht

1 Kommentar

Wieso?

von Peter am 15.08.2024 um 9:39 Uhr

Es ist fraglich, ob sich das BMG in dieser Legislaturperiode noch eingehend mit der Thematik befasst. Allerdings ist bis März 2026 nicht mehr so viel Zeit und bis dahin müssen zumindest die Mindestanforderungen der EU umgesetzt sein.

KL setzt doch gerade alles daran die Appr. nur noch für Eigentümer "nötig sein zu lassen". Wir haben sie schon, Nachwuchs wird nicht groß Apotheken übernehmen, Appr. werden in den Apotheken als Angestellte dann kaum noch gebraucht, und für PTA gilt keine Appr.O, wir haben also alle Zeit der Welt...

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