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Positive Wirkung auf Lungenparameter
Hilft N-Acetylcystein bei Tuberkulose?
In einer aktuellen Phase-II-Studie hatte N-Acetylcystein keinen Zusatznutzen bei einer Tuberkulose-Standardtherapie zur Eradikation des Erregers Mycobacterium tuberculosis. Allerdings zeigte sich eine verbesserte Lungenfunktion bei moderater bis schwerer Schädigung der Lunge.
N-Acetylcystein (NAC) wird vor allem als Expektorans eingesetzt. NAC bzw. sein aktiver Metabolit Cystein spaltet Disulfidbrücken des Bronchialschleims und setzt so dessen Viskosität herab. Dies erleichtert das Abhusten des Schleims. Daher ist die häufigste Indikation erkältungsbedingte Bronchitis. Auch wird NAC als Antidot bei akuter Paracetamol-Vergiftung eingesetzt. Als Thiolgruppen-Donator kann NAC den toxischen Chinonimin-Metaboliten von Paracetamol entgiften und so Leberzellschädigungen vermeiden, sofern es noch nicht zu einer irreversiblen Schädigung der Hepatozyten gekommen ist [2]. Außerdem werden NAC antioxidative und antiinflammatorische Eigenschaften zugeschrieben. Zum einen wirkt es direkt antioxidativ über die Inaktivierung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), zum anderen indirekt über die Stimulation der Synthese von Glutathion in Hepatozyten [3].
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Auch eine antimikrobielle Wirkung bei Tuberkulose (TBC) wird untersucht. In einer aktuellen Studie setzten Wissenschaftler NAC als Zusatztherapie zur Standardtherapie ein [1]. Die kontrollierte, randomisierte Phase-II-Studie mit 140 Teilnehmern wurde am Mbeya Medical Research Center des National Institute for Medical Research in Tansania im Rahmen des TB Sequel Projekts durchgeführt. In diesem Projekt, das unter anderem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, untersuchten Wissenschaftler die Langzeiteffekte von Tuberkulose und erforschten Faktoren eines schlechten Therapieverlaufs. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer Rifampicin-empfindlichen Tuberkulose und einer über Röntgen-Thorax-Untersuchung bestätigten moderaten bis schweren Tuberkulose. Auch HIV-positive Patienten mit Tuberkulose nahmen teil, wenn sie eine antiretrovirale Therapie erhielten und die CD4-positive T-Zellzahl über 100/µl lag.
Sputumkonversion unverändert
N-Acetylcystein wurde in der Verumgruppe für 112 Tage in einer Dosierung von zweimal täglich 1200 mg zusätzlich zur Standardtherapie eingesetzt. In definierten Zeitintervallen wurden eine Sputumkultur angelegt und spirometrische Untersuchungen durchgeführt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verkürzte sich die Zeit bis zur stabilen Sputumkonversion (Mykoplasmen-Freiheit des Sputums) unter NAC nicht signifikant (Hazard Ratio [HR] = 0,84, 95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,59 bis 1,20, p = 0,33), obwohl die Glutathionspiegel im Blut unter NAC nachweislich anstiegen. Auch ein Wiederauftreten der Tuberkulose wurde durch NAC nicht verhindert. Bei einem Teilnehmer aus der Verumgruppe und bei einem Teilnehmer aus der Kontrollgruppe versagte die Therapie, das heißt, es kam zu keiner Sputumkonversion [1].
Lungenfunktion verbessert
Trotzdem konnte gezeigt werden, dass NAC die Lungenfunktion der TBC-Patienten verbessern konnte. So ließen sich eine Verbesserung der Einsekundenkapazität FEV1 (HR = 0,42, 95%-KI = -0,06 bis 0,91) und der forcierten Vitalkapazität FVC (HR = 0,49, 95%-KI = 0,02 bis 0,95) zeigen. Die Wirkung von NAC auf die Lungenfunktion war am größten bei Teilnehmern mit einer schweren Lungenfunktionseinschränkung und hielt über die Dauer der Gabe von NAC an. Die Forscher vermuten daher einen Disease-Modifying-Effect von NAC auf die Lungenfunktion.
Die Studienautoren räumen ein, dass keine Verblindung und nur eine kleine Teilnehmerzahl vorlag. Ob NAC auch langfristig zu einer Regeneration der durch Tuberkulose beeinträchtigten Lungenfunktion beitragen kann, muss weiter untersucht werden.
Literatur
[1] Wallis RS et al. Adjunctive N-Acetylcysteine and Lung Function in Pulmonary Tuberculosis. NEJM Evid 2024;3(9):EVIDoa2300332, doi: 10.1056/EVIDoa2300332
[2] Geisslinger G et al. Mutschler. Arzneimittelwirkungen. 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
[3] Bruhn C. N-Acetylcystein kann mehr als Sekret lösen. DAZ 2012, Nr. 7, S. 52
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