Blaue Hand

Schwere Wechselwirkung mit Fluoropyrimidinen

03.12.2024, 17:50 Uhr

Bei Herpes zoster kann ein Hautausschlag auftreten, der sich als halbseitiges, umschriebenes Exanthem äußert. (Foto: AdobeStock/photohasan)

Bei Herpes zoster kann ein Hautausschlag auftreten, der sich als halbseitiges, umschriebenes Exanthem äußert. (Foto: AdobeStock/photohasan)


Mit einer Lebenszeitprävalenz von weltweit 25 bis 50% betrifft Gürtelrose fast jeden Zweiten. Im Akutfall bremsen Brivudin (Zostex®) oder Aciclovir die Virus-Replikation. Doch Achtung: Bei Therapie mit 5-Fluorouracil ist Brivudin auch nach Absetzen wochenlang kontraindiziert. Das gilt auch für die topische Anwendung bei Warzen.

Das Varizella-Zoster-Virus (VZV) schlummert in einem Großteil der Bevölkerung und kann klinisch zu zwei verschiedenen Erkrankungen führen, den Varizellen (Windpocken) und Herpes zoster (Gürtelrose). Eine Primär­infektion mit dem Virus äußert sich im Kindesalter in Form von Wind­pocken, die in der Regel einen milden Verlauf zeigen. Dabei tritt das typische, generalisierte Exanthem mit juckenden Bläschen auf. Anschließend persistiert das Virus in sensorischen Spinal- und Hirnnervenganglien [1].

Üblicherweise ist die körpereigene Immunabwehr in der Lage, das Virus in Schach zu halten. Gelingt das nicht mehr, können die Viren aktiv replizieren, und Gürtelrose tritt als neuro­kutane Erkrankung in Erscheinung. Die Erkrankung ist prinzipiell in ­jedem Alter möglich. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Inzidenz signifikant. Hintergrund ist das Nachlassen der Immunabwehr durch Alterungsprozesse (Immunseneszenz). Eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus tritt ebenfalls bei geschwächtem Immunsystem, unter immun­suppressiver Therapie oder bei reduzierter zellulärer Immunität auf, wie etwa bei malignen Lymphomen und einer HIV-Infektion [2]. Damit erhöht auch eine Chemotherapie das Risiko für Gürtelrose.

Mehr zum Thema

Aktuelle Empfehlungen zur Therapie des Herpes zoster

Brivudin – eine Preisfrage?

The OTC Lab auf der Expopharm

Acetocaustin is back!

Laut Leitlinie, die derzeit überarbeitet wird, sollte Herpes zoster lokalisationsunabhängig bei allen Patienten ab 50 Jahren mit einer systemischen antiviralen Therapie behandelt werden (s. Kasten „Gürtelrose erkennen: Zeit zählt!“), ebenso bei jüngeren Patienten mit Immunsuppression, prädisponierenden Hauterkrankungen (Neurodermitis), bei mittelschweren/starken Schmerzen sowie im Kopf-Hals-Bereich. Bei bis zu 60% der Patienten mit Herpes zoster im Kopf-Hals-Bereich liegt ein asymptomatischer Befall des ZNS mit pathologischem Liquorbefund vor, was eine intra­venöse Therapie erforderlich machen kann. Bei Patienten ohne Risiko­faktoren verläuft Herpes zoster in der Regel selbstlimitierend [2].

Antiviral und analgetisch therapieren

Ziele in der Akutphase sind neben einer adäquaten Schmerzlinderung, die Dauer und Ausdehnung des Zoster-Exanthems zu reduzieren und Komplikationen zu verhindern. Dafür wird die systemische antivirale Therapie mit einer konsequenten Schmerztherapie kombiniert. Pharmazeutisches Personal kann beratend zur Seite stehen und die Compliance des Patienten fördern. Denn vielen Patienten ist nicht bewusst, dass eine frühe Therapie eine Chronifizierung der Schmerzen verhindern kann.

Persistieren Schmerzen länger als drei Monate, sprechen Ärzte von einer Post-Zoster-Neuralgie. Sie kann die Lebensqualität massiv beeinträchtigen und als Folge einer fehlenden multimodalen oder nicht konsequent durchgeführten Schmerztherapie auftreten. Ärzte differenzieren zwischen nozizeptivem, neuropathischem und gemischt nozizeptiv-neuropathischem Schmerz. Gemäß WHO-Stufenschema kommen nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) und/oder Opioide sowie ergänzend Koanalgetika wie Antidepressiva und Antikonvulsiva zum Einsatz. Zusätzlich kann lokal eine antiseptische Therapie erfolgen.

Gürtelrose erkennen: Zeit zählt!

Wenn Patienten über ein halbseitiges, umschriebenes Exanthem klagen, sollte das pharmazeutische Personal hellhörig werden. Gürtelrose äußert sich oft in gruppiert stehenden Bläschen, typischerweise am Thorax und bei älteren Menschen auch häufig im Kopfbereich. Fast alle Patienten berichten, dass bereits vor den Hautveränderungen Allgemeinbeschwerden aufgetreten sind, die von leichten bis mäßigen Schmerzen im betroffenen Hautareal begleitet wurden (Prodromalstadium). Bei Verdacht auf Gürtelrose sollte das Apothekenteam Betroffene unmittelbar zur Diagnostik und Therapie an den Arzt verweisen, um innerhalb von 72 Stunden eine antivirale Therapie zu ermöglichen [2].

Das Virus bremsen

Für die systemische antivirale Therapie kann Aciclovir entweder oral oder intravenös verabreicht werden. Zur oralen Anwendung stehen außerdem Valaciclovir, Famciclovir und Brivudin (Zostex®) zur Verfügung. Diese Wirkstoffe sind sogenannte Nukleosid-Analoga. Als Antimetabolite hemmen sie die virale DNA-Polymerase (s. Kasten „Pharmakologie der Nukleosid-Analoga“). Mittlerweile liegt eine Vielzahl von Studien vor, in denen die Wirkstoffe miteinander hinsichtlich unterschiedlicher Parameter verglichen wurden – mit gemischten Ergebnissen. Im Rahmen des Follow-ups einer randomisierten kontrollierten Studie konnte unter Brivudin eine signifikant niedrigere Inzidenz einer postzosterischen Neuralgie im Gegensatz zur Aciclovir-Behandlung festgestellt werden. Laut Leitlinie wies eine weitere randomisierte kontrollierte Studie zwischen Brivudin und Famci­clovir hingegen keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich Prävalenz und Dauer des Schmerzes nach. Statistisch signifikante Unterschiede fehlten ebenfalls zwischen Valaciclovir, Aciclovir sowie Famciclovir und Aci­clovir. Zusammenfassend wird bei kompliziertem Herpes zoster oder Risikofaktoren für komplizierte Verläufe laut Leitlinie und konsensusbasiert die intravenöse Gabe von Aciclovir bevorzugt. Bei allen Patienten ohne Indikation für eine intravenöse Therapie entscheiden Kontraindikationen, Komorbiditäten, Arzneimittelinteraktionen sowie die Berücksichtigung der Einnahmefrequenz über die Wahl des Wirkstoffs [2].

Pharmakologie der Nukleosid-Analoga

Bei Infektionen mit Herpes-simplex-Viren, Varizellen oder Cytomegalieviren kommen verschiedene Nukleosid-­Analoga zum Einsatz. Der bekannteste Wirkstoff ist Aciclovir, ein sogenanntes azyklisches Guanin-Nukleosid-Analogon. Strukturell wurde die Desoxyribose durch eine azyklische Seitenkette ersetzt, an der die 3‘-Hydroxygruppe fehlt. Die Wirkstoffe Brivudin, Aciclovir, Famciclovir und Valaciclovir sind allesamt Prodrugs und müssen zunächst intrazellulär phosphoryliert werden: Brivudin wird in Zellen, die vom Varizella-zoster-Virus befallen sind, zunächst durch eine virale Thymidin-Kinase und anschließend durch zelleigene Kinasen zu Brivudin-­Triphosphat phosphoryliert. Das Triphosphat blockiert anschließend die virale DNA-Polymerase. Analog wird auch Aciclovir zunächst durch virale Thymidin-Kinasen in Aciclovir-Monophosphat und anschließend durch zelluläre Kinasen in das wirksame Triphosphat überführt. Nach dem Einbau in die ­virale DNA bricht die DNA-Synthese irreversibel ab, da an der modifizierten Seitenkette keine weitere Kettenverlängerung möglich ist [3].

Therapie schnell starten

Unabhängig vom Wirkstoff soll eine antivirale Therapie laut Leitlinie schnellstmöglich und innerhalb von 72 Stunden nach Symptombeginn eingeleitet werden. Wurde das Zeitfenster versäumt, kann ein späterer Therapiebeginn trotzdem noch indiziert sein. Dies betrifft insbesondere immunsupprimierte Patienten oder bei Zoster ophthalmicus, bei Zeichen für eine neurologische Dissemination oder solange neue Bläschen entstehen.

Aciclovir wird als Tablette standardmäßig fünfmal täglich alle vier Stunden dosiert [4]. Aciclovir wird oral nur schlecht resorbiert und soll deshalb vorzugsweise nach dem Essen eingenommen werden. Valaciclovir ist ein Prodrug mit drei- bis fünffach höherer Bioverfügbarkeit und wird nach peroraler Gabe vollständig zu Aciclovir umgesetzt – das umgeht die schlechte Bioverfügbarkeit. Im Apothekenalltag spielen jedoch fast nur Aciclovir und Brivudin eine Rolle.

Im Gegensatz zu Aciclovir müssen Patienten Brivudin nur einmal täglich über sieben Tage einnehmen, da es eine lange intrazelluläre Verweildauer hat [3]. Es ist zudem bei Niereninsuffizienz Mittel der Wahl, sofern keine intravenöse Therapie indiziert ist. Nehmen Patienten dopaminerge Wirkstoffe zur Behandlung von Parkinson ein, gibt es laut Fachinformation Hinweise, dass in Kombination mit Brivudin möglicherweise Chorea (Dyskinesien) ausgelöst werden kann [5]. In der Leitlinie findet Parkinson hingegen keine Erwähnung [2].

Brivudin: Nach Chemo fragen

Brivudin ist jedoch nicht für alle Patienten geeignet: Anlässlich eines aufgetretenen Todesfalles wies bereits 2006 die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) auf die potenziell tödliche Interaktion mit 5-Fluorouracil und Derivaten hin [6]. Damals wurde ein Rektumkarzinom-Patient drei Tage nach Ende einer Brivudin-Therapie mit einem weiteren Zyklus 5-Fluorouracil behandelt. Drei Tage später entwickelte er laut Ärztekommission eine ausgeprägte Leuko- und Thrombozytopenie und verstarb trotz maximaler Therapie nach drei Wochen an einer Sepsis. Weitere Fallberichte sind dokumentiert, teils ebenfalls mit letalem Ausgang.

Brivudin hemmt 5-FU-Abbau

Ein Metabolit von Brivudin hemmt als Nukleosid-Analogon die Dihydropyrimidin-Dehydrogenase irreversibel [3]. Dieses Enzym reguliert den Metabolismus natürlicher Nukleoside und damit auch von Pyrimidin-­Derivaten wie 5-Fluorouracil (5-FU), einem als Antimetabolit wirkenden Zytostatikum. Die Folge: 5-FU akkumuliert und wirkt verstärkt toxisch. Die gleichzeitige Anwendung ist daher strengstens verboten. Die Prodrugs Capecitabin, Tegafur (Hartkapseln) und Flucytosin, ein Antimykotikum, werden zu 5-FU metabolisiert und sind damit ebenfalls absolut kontraindiziert. Die volle Enzymaktivität der Dihydropyrimidin-Dehydrogenase ist erst nach 18 Tagen wiederhergestellt. Mit Sicherheitszuschlag darf daher frühestens vier Wochen nach Beendigung einer Brivudin-Therapie ein 5-FU-haltiges Arzneimittel oder Derivat angewendet werden [5]. Bei irrtümlich gleichzeitiger Anwendung soll der Patient stationär aufgenommen werden und laut Fachinformation alle Maßnahmen zur Verhütung systemischer Infektionen und Dehy­dratation ergriffen werden. Eine sofortige Beratung über beispielsweise die Giftnotrufzentrale wird empfohlen, von einem spezifischen Antidot ist nicht die Rede. Symptome einer Intoxikation seien Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und in schweren Fällen Stomatitis.

Beratung auf einen Blick

  • 800 mg Aciclovir wird in der Standard-Dosis fünfmal täglich alle vier Stunden für fünf bis sieben Tage zum Essen eingenommen. Bei Niereninsuffizienz ist eine Dosisanpassung erforderlich. Patienten sollten auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
  • 125 mg Brivudin wird in der Standard-Dosis einmal täglich für sieben Tage eingenommen. Der Wirkstoff ist bei Niereninsuffzienz Mittel der ersten Wahl und bei einer Komedikation mit 5-Fluorouracil (auch topisch), Tegafur, Flucytosin, Capecitabin für vier Wochen absolut kontraindiziert

Vermeidbares Risiko

Die Bekanntgabe der Arzneimittelkommission wurde 2006 mit dem Beisatz „UAW – Aus Fehlern lernen“ publiziert. Kritische Arzneistoffkombinationen stellen vermeidbare Risiken dar, sodass im Verlauf der letzten Jahre mehrere Risiko-minimierende Maßnahmen ergriffen wurden: Einerseits weist nicht nur die Gebrauchs- und Fachinformation von Brivudin-haltigen Arzneimitteln deutlich auf die Interaktion hin, andererseits warnt auch die Tablettenschachtel von Zostex® auffällig. Ein Rote-Hand-Brief folgte im August 2012 [7], eine weitere Drug-Safety-Mail der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) folgte im Jahr 2019, und mit Blaue-Hand-Material steht behördlich genehmigtes Schulungsmaterial zur Verfügung. Ärzte finden eine einseitige Checkliste [9], in der relevante Indikationen wie systemische Krebs-Chemotherapie, antimykotische Therapie ebenso wie eine topische Therapie im Rahmen der Behandlung einer aktinischen Keratose abgefragt werden. Optisch auffällig wird auf die vierwöchige Wartezeit mit Hinweis auf potenziell tödliche Interaktion hingewiesen.

Blaue Hand verweist auf Antidot

m Fall von Brivudin bietet das Blaue-Hand-Material Informationen, die über die Fachinformation hinausgehen: Die Checkliste für Ärzte weist auf das Notfall-Antidot Uridintriacetat hin und nennt für weitere Informationen den Link zur Drug-Safety-Mail von 2019 der AkdÄ. Uridintriacetat ist ein Pyrimidinanalogon und könne laut AkdÄ bei einer 5-FU- oder Capecitabin-­Überdosierung bzw. -Toxizität eingesetzt werden. Es sei in Europa nicht zugelassen, allerdings bestehe gemäß § 73 Abs. 3 des Arzneimittelgesetzes die Möglichkeit des Einzelimports. Zudem weist die AkdÄ darauf hin, dass gegebenenfalls – gemäß rechtlicher Vorgaben – eine vorrätige Lagerung in Krankenhausapotheken möglich sei oder Uridin als Rezeptursubstanz vorrätig gehalten und bei Bedarf individuell als Rezeptur hergestellt werden könne. Zusätzlich hilft eine Patientenkarte [10]. Patienten sollen darin Start- und Enddatum der Therapie eintragen. Die Karte sollen sie bis vier Wochen nach Ende der Behandlung ständig bei sich tragen und bei jedem Arzt- und Apothekenbesuch vorlegen. Die Karte informiert in kompakter Form über die kontraindizierten Wirkstoffe und mögliche Symptome einer Intoxikation. Ein spezieller Hinweis für den Arzt verweist zudem auf das Antidot und weiterführende Informationen. Das offizielle Blaue-Hand-Material fasst somit nicht nur relevante Informationen der Fachinformation zusammen, sondern stellt auch im Notfall einen echten Mehrwert dar.

Die Blaue Hand 

Seit 2016 unterstützt die sogenannte Blaue Hand als offizielles und behördlich genehmigtes Schulungsmaterial die Sicherheit und Anwendung besonders beratungsintensiver Arzneimittel. Das auffällige Symbol der blauen Hand wurde an das Design des Roten-Hand-Briefs angelehnt und soll damit optisch von Werbematerialien abgrenzen. Die Inhalte werden vom Hersteller zur Verfügung gestellt und von der zuständigen Behörde geprüft. Anschließend werden die Blaue-Hand-Materialien sowohl auf der Homepage vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als auch vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zum Download zur Verfügung gestellt. Teilweise erreichen die Materialien die Apotheke auch per Post, E-Mail oder über den pharmazeutischen Großhandel. Darüber hinaus können Apothekenmitarbeiter das Schulungsmaterial direkt über die ABDA-Datenbank² der Apotheken-Software herunterladen [6].

Vorsorge besser als Nachsorge

Hierzulande steigt aufgrund der zunehmenden Zahl der Menschen mit alters-, krankheits- oder therapiebedingten Einschränkungen des Immunsystems das Populationsrisiko für Zoster- und Post-Zoster-Neuralgie stark an. Dies führt in vielen Fällen zu einer Herabsetzung der Lebensqualität. Seit 2013 existiert mit Zostavax® ein attenuierter Lebendimpfstoff, seit März 2018 mit Shingrix® ein rekombinanter, adjuvantierter Subunit-Totimpfstoff in Deutschland zur Verhinderung des Herpes zoster und der Post-Zoster-Neuralgie. Letzterer enthält neben einem Adjuvans als Immunverstärker das VZV-spezifische Antigen VZV-Glykoprotein E und löst eine nachweisbare zelluläre und humorale Immunantwort aus. In zwei Zulassungsstudien an insgesamt fast 30.000 Personen überzeugte eine Wirksamkeit von ≥ 90% gegenüber Herpes zoster und von ≥ 89% gegenüber chronischen Schmerzen und Post-Zoster-Neuralgie [2]. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt aufgrund der hohen Schutzwirkung auch in höheren Altersklassen und der längeren Schutzdauer ausschließlich die Impfung mit dem Totimpfstoff [12].

Shingrix® ist zugelassen für Erwachsene ab einem Alter von 50 Jahren sowie ab einem Alter von 18 Jahren, sofern ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster vorliegt. Das übliche Impf­schema beträgt zwei Impfdosen im Abstand von zwei Monaten. Es liegen keine Daten vor, ob Auffrischungsimpfungen nach Abschluss der Grundimmunisierung erforderlich werden [13].

Laut Robert Koch-Institut (RKI) stellt die postherpetische Neuralgie (PHN) mit zwölf bis 20% der Erkrankten die häufigste Komplikation dar. Ohne Impfung würden 33 von 100 Erwachsenen im Laufe ihres Lebens an Herpes zoster erkranken im Vergleich zu nur drei von 100 Geimpften. Völlig vermeiden kann eine Impfung Herpes zoster nicht. Laut Hochrechnungen des RKI werden aber selbst bei einer Impfquote von nur 35% bei Erwachsenen ab 60 Jahren immerhin 8% der Herpes-Zoster-Fälle und 9% der PHN-Erkrankungen verhindert [12].

Literatur

[1] Ratgeber des Robert Koch-Instituts zu Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster), Informationen bereitgestellt vom RKI, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html, Stand: 01. August 2017

[2] AWMF S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzoster-Neuralgie, 2019, gültig bis 05/2024, https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-023l_S2k_Diagnostik-Therapie-×Zoster-Postzosterneuralgie_2020-09-abgelaufen.pdf Abruf am 23. Oktober 2024

[3] Herdegen T et al., Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, 3. Auflage 2014, Thieme-Verlag

[4] Fachinformation zu Aciclovir-ratiopharm® 400-mg-Tabletten von Ratiopharm, Stand November 2020, www.fachinfo.de/fi/detail/011761/aciclovir-ratiopharm-200-mg-400-mg-800-mg-tabletten, Abruf: 23. Oktober 2024

[5] Fachinformation zu Zostex® von Berlin-Chemie AG, www.fachinfo.de/fi/detail/006967/zostexr, Stand Februar 2021, Abruf: 23.10.2024

[6] Potenziell tödliche Wechselwirkung zwischen Brivudin (Zostex®) und 5-Fluoropyrimidinen, Bekanntgabe der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Stand: 07. Juli 2006, www.akdae.de/arzneimittelsicherheit/bekanntgaben/newsdetail/potenziell-todlich-verlaufende-wechselwirkung-zwischen-brivudin-zostexr-und-5-fluoropyrimidinen-uaw-aus-fehlern-lernen

[7] Wichtige Informationen zum bereits bekannten Risiko von potenziell tödlichen Wechselwirkungen zwischen dem Virustatikum Brivudin (Zostex®) und antineoplastisch wirksamen 5-Fluoropyrimidinen (5-Fluorouracil, Capecitabin, Floxuridin, Tegafur) oder antimykotisch wirksamen 5-Fluoropyrimidinen (Flucytosin). Information von Berlin Chemie AG, Rote-Hand-Brief vom 27.08.2012

[8] Information zu Brivudin und 5-Fluoropyrimidinen: Potenziell tödliche Interaktion, Drug-Safety-Mail der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Stand: 06. März 2019, www.akdae.de/arzneimittelsicherheit/drug-safety-mail/newsdetail/drug-safety-mail-2019-11

[9] Harmonisierte Checkliste für verschreibende Ärzte zu Brivudin, behördlich genehmigtes Schulungsmaterial, online verfügbar über Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/Schulungsmaterial/_functions/Schulungsmaterial_Formular.html?nn=926366, Abruf 23. Oktober 2024

[10] Harmonisierte Patientenkarte bei Einnahme von Brivudin, behördlich genehmigtes Schulungsmaterial, online verfügbar über Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/Schulungsmaterial/_functions/Schulungsmaterial_Formular.html?nn=926366 , Abruf: 23. Oktober 2024

[11] Fachinformation zu Verrumal® von Almiral Hermal GmbH, Stand Juli 2020, www.fachinfo.de/fi/detail/002258/verrumal, Abruf: 23. Oktober 2024

[12] Faktenblatt des Robert Koch-Instituts zur Herpes-zoster-Impfung: „Kurz und Knapp: Faktenblätter zum Impfen“, Erscheinungsdatum 1. Februar 2024, www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Faktenblaetter/Zoster.html?nn=2375548, Abruf: 23. Oktober 2024

[13] Fachinformation Shingrix® Pulver und Suspension zur Herstellung einer Injektionssuspension von GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, Stand der Information: Oktober 2023, www.fachinfo.de/fi/pdf/021976/shingrix-pulver-und-suspension-zur-herstellung-einer-Injektionssuspension


Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.