niedrigere Sechs-Jahres-Mortalität

Rosuva- schlägt Atorvastatin

12.12.2024, 10:45 Uhr

Welches Statin schneidet besser ab: Rosuva- oder Atorvastatin? (Foto: Stepan Popov/AdobeStock)

Welches Statin schneidet besser ab: Rosuva- oder Atorvastatin? 
(Foto: Stepan Popov/AdobeStock)


In einer aktuellen Beobachtungsstudie verglichen Wissenschaftler Rosuva- mit Atorvastatin anhand von zwei Datenbanken aus China und dem Vereinigten Königreich. Rosuvastatin scheint überlegen, unter anderem mit Blick auf die Gesamtmortalität. Nur in Bezug auf die Entwicklung von Typ-2-Diabetes schneidet Atorvastatin besser ab [1]. 

Rosuvastatin und Atorvastatin gehören zu den am häufigsten verschriebenen Statinen zur Senkung des Low-Density-Lipoprotein(LDL)-Cholesterols und zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse. In diversen klinischen Studien wurde belegt, dass unter Rosuvastatin verschiedene Blutfettwerte wie LDL-Cholesterol- und Triglycerid-Spiegel stärker gesenkt werden [2, 3]. Jedoch wird die Gabe von Rosuvastatin mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und Nierenschwäche in Verbindung gebracht.

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Nicht klar war bisher, ob relevante Unterschiede zwischen den beiden Statinen hinsichtlich der allgemeinen Sterblichkeit sowie der Häufigkeit unerwünschter Nebenwirkungen bestehen [4]. In einer kürzlich veröffentlichten Beobachtungsstudie aus China wurde nun die Gesamtmortalität als primärer Endpunkt unter Berücksichtigung klinischer Daten aus zwei großen Datenbanken näher untersucht. Dabei wurden auch Nebenwirkungen sowie die Entwicklung von Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenerkrankungen analysiert.

Insgesamt wurden Daten von 239.970 Patienten aus der chinesischen Datenbank Clinical Renal Data System und von 45.710 Patienten aus der Biobank des Vereinigten Königreichs einbezogen. Diese umfassten 16 Krankenhäuser in China (Daten von 2012 bis 2022) und 22 Gesundheitszentren im Vereinigten Königreich (Daten von 2006 bis 2010). Die Patienten hatten ein Durchschnittsalter von 66 Jahren, und es wurden nur die eingeschlossen, die entweder Rosuva- oder Atorvastatin als erste Therapie erhielten. Zu den sekundären Endpunkten gehörten schwere unerwünschte kardiale Ereignisse, Leberkomplikationen, die Entwicklung von neuem Typ-2-Diabetes, chronische Nierenerkrankungen und andere, Statin-bedingte Nebenwirkungen. 

Rosuvastatin überlegen 

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, dass Rosuvastatin die Blutfettwerte stärker senkt als Atorvastatin. Die Sechs-Jahres-Inzidenz der Gesamt­mortalität war bei Patienten unter Rosuvastatin nach Auswertung beider Datensätze etwas niedriger als unter Atorvastatin (2,57 vs. 2,83 pro 100 Personenjahre nach der chinesischen Datenbank und 0,66 vs. 0,9 pro 100 Personenjahre nach der Biobank des Vereinigten Königreichs), jedoch waren diese Unterschiede nicht statistisch signifikant. Die Einnahme von Rosuvastatin war mit einem geringeren  
Risiko für die Entwicklung von schweren unerwünschten kardialen Ereignissen und Leberkomplikationen verbunden. Im Gegensatz dazu wurde anhand der Daten der Biobank ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes unter Rosuvastatin festgestellt. Es konnte kein Unterschied bei der Entwicklung neu einsetzender chronischer Nierenerkrankungen oder in der Häufigkeit Statin-bedingter Nebenwirkungen zwischen den beiden Statinen beobachtet werden. 
 

Besserer kardiovaskulärer Schutz durch Rosuvastatin?

Die Autoren der Studie führen die geringere Mortalität unter Rosuvastatin auf dessen stärkeren kardiovaskulären Schutz zurück, der möglicherweise durch den pleiotropen Effekt des Statins bedingt ist. Dieser beschreibt die Fähigkeit eines Arzneimittels, auf verschiedene Zielstrukturen einzuwirken und dabei unterschiedliche Wirkungen zu erzielen. Es wurde gezeigt, dass  
Rosuvastatin Entzündungsmarker und das C-reaktive Protein, das bei Entzündungen im Blut ansteigt, stärker reduziert als Atorvastatin [5, 6]. Die Unterschiede bei den Leberkomplikationen könnten durch die höhere Lipophilie von Atorvastatin erklärt werden. Im Gegensatz zu Rosuvastatin, das Carrier-vermittelt aufgenommen werden muss, kann Atorvastatin aufgrund seiner höheren Lipophilie passiv in Hepatozyten diffundieren, was zu einer verstärkten hepatischen Aufnahme und dadurch zu mehr Nebenwirkungen führen könnte [7]. 


Literatur 
[1] Zhou S et al. Comparative Effectiveness and Safety of Atorvastatin Versus Rosuvastatin: A Multi-database Cohort Study. Annals of Internal Medicine 2024, DOI: 10.7326/M24-0178 
[2] Nicholls SJ et al. Meta-analysis of Comparative Efficacy of Increasing Dose of Atorvastatin Versus Rosuvastatin Versus Simvastatin on Lowering Levels of Atherogenic Lipids (from VOYAGER). The American Journal of Cardiology 2010;105(1):69-76 
[3] Stender S et al. Comparison of rosuvastatin with atorvastatin, simvastatin and pravastatin in achieving cholesterol goals and improving plasma lipids in hypercholesterolaemic patients with or without the metabolic syndrome in the MERCURY I trial. Diabetes Obes Metab 2005; 7(4):430-8 
[4] Naci H et al. Comparative benefits of statins in the primary and secondary prevention of major coronary events and all-cause mortality: a network meta-analysis of placebo-controlled and active-comparator trials. European Journal of Preventive Cardiology 2013;20(4):641-657 
[5] Werida R I. Khairat and N.F. Khedr Effect of atorvastatin versus rosuvastatin on inflammatory biomarkers and LV function in type 2 diabetic patients with dyslipidemia. Biomedicine & Pharmacotherapy 2021;135:111179 
[6] Ridker PM et al. Rosuvastatin to prevent vascular events in men and women with elevated C-reactive protein. N Engl J Med 2008;359(21):2195-207 
[7] Schachter M Chemical, pharmacokinetic and pharmacodynamic properties of statins: an update. Fundamental & Clinical Pharmacology 2005;19(1):117-125 
 


Isabelle Klein


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