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- DAZ 43/1997
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Editorial
Der Deutsche Apothekertag 1997 ist zu Ende. Die Bilanz: eine nette (Vorwahlkampf-) Rede eines strahlenden Gesundheitsministers, politische Streicheleinheiten für die Apotheker, eine solide Grundsatzrede des ABDA-Präsidenten und eine ebenso ordentliche Zusammenfassung der berufspolitischen Lage vom ABDA-Sprecher. Ansonsten: kaum Neues, hier ein wenig Europa, dort ein wenig Apothekenbetriebsordnung mit Versand- und Botendienst, dazu ein artiger Überblick zur Frage der Strukturverträge und der Apotheker als Kooperationspartner. Das einzig neue Thema war die Darstellung der beruflichen und verbandspolitischen Situation angestellter Apothekerinnen und Apotheker. Immerhin, die ABDA hat die Angestellten entdeckt. Alles in allem also Hausmannskost, wenig gewürzt, ohne Pep und keine Gaumenfreuden.
Dabei hatte sich der Apothekertag 97 einen so griffigen Leitsatz gegeben: "In die Zukunft investieren". Was hätte man sich da alles darunter vorstellen können! Allein bei den Wörtern Zukunft und Investieren - das klingt doch irgendwie nach mehr, positiv und vorwärts. Das klingt auch nach Aufzeigen von Perspektiven, nach Alternativen, nach Aufbruchstimmung. Aber das war in Düsseldorf nicht so recht zu sehen. Statt dessen Unwägbarkeiten mit Europa, nebulöses Wir-müssen-bei-Strukturverträgen-Mitmachen (aber was und wie?) und Unausgegorenes bei konkreten Punkten wie dem Boten- und Zustelldienst durch die Apotheke. Wo liegt da die Zukunft? Wo gilt es hier zu investieren?
Naja, vielleicht sollte man so nette Slogans von Kongressen und Tagungen eh nicht allzu ernst nehmen, sondern sie eher als hübsche Worthülsen betrachten. Dennoch, es wäre durchaus angebracht gewesen, sich um die zukünftige Position des Apothekers in unserem Gesundheitswesen intensiver und konkreter Gedanken zu machen. Das hätte anfangen können bei der Apothekerausbildung, die zur Reform ansteht, bei Themen wie Klinische Pharmazie, Pharmakoökonomie und Pharmakoepidemiologie, und noch lange nicht enden müssen bei Vorschlägen, wie sich die Apotheker im einzelnen bei Strukturverträgen und in die Kooperation mit Ärzten einbringen können.
Und warum denn nicht mal Brainstorming betreiben? Und warum werden Andersdenkende ausgeschlossen? Auch wenn z. B. die "Oberender-Apotheker", die sich selbst als "progressiv" bezeichnen, nicht unbedingt die gängige ABDA-Richtung vertreten: Warum setzt man sich nicht mal mit deren Thesen auseinander? Warum durften sie nicht auf der Expopharm präsent sein? Hat die ABDA immer noch Angst vor "Oppositionellen"? Ist man sich seiner eigenen Zukunftskonzepte nicht sicher?
Ein Meilenstein wie so mancher früherer Apothekertag war der diesjährige also sicher nicht; aber es muß eben auch Pflastersteine auf dem Weg in die Zukunft geben.
Der Deutsche Apothekertag 1997: Hausmannskost - also kein Fast Food, aber auch nichts für Feinschmecker. Dennoch: Schauen Sie mal rein in unsere Berichterstattung. Unsere Kommentare und Randnotizen bringen die Würze.
Ihr Peter Ditzel
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