Arzneimittel und Therapie

Neue Therapiekonzepte: Beim Mammakarzinom

Ein neuer Therapieansatz zur Behandlung des Mammakarzinoms ist die hochdosierte Chemotherapie mit Stammzell-Support.

Der Intensivierung der Dosis von Chemotherapie-Regimen sind durch ansteigende Organ- und Myelotoxizität Grenzen gesetzt. Erst als man in den 90er Jahren hämatopoetische Wachstumsfaktoren wie Filgrastim zur Verfügung hatte, konnte man insgesamt höhere Dosen der Zytostatika pro Zeiteinheit (Dosisintensivierung) applizieren. Noch höhere Dosen konnte man erst dann anwenden, als sich die Technik der Knochenmark-Transplantation in den Kliniken etabliert hatte.
Dazu werden vor Beginn der Hochdosischemotherapie sogenannte pluripotente Stammzellen aus dem Knochenmark asserviert, kryokonserviert und in der Phase der zytostatischen Behandlung der Patientin wieder reinfundiert. Gewonnen werden die Stammzellen seltener durch Knochenmark-Biopsie, sondern vielmehr aus dem peripheren Blut, nachdem sie durch Gabe von Filgrastim mobilisiert und aus dem Knochenmark "ausgeschwemmt" wurden. Die Separationstechnik ist heute die Apherese, eine Art Dichtegradienten-Zentrifugation.
Durch die Reinfusion der autologen Stammzellen wird eine komplette Rekonstitution des Knochenmarks gewährleistet und die durch die Chemotherapie induzierte Neutropenie mit der Gefahr massiver Infektionen bis hin zur tödlichen Sepsis sowie die Thrombozytopenie mit der Gefahr unstillbarer Blutungen verhindert.
Zytostatika mit hoher Myelotoxizität sind beispielsweise Alkylantien wie Cyclophosphamid, Thiotepa und Carboplatin. Sie sind häufig fester Bestandteil von Zweier- und Dreierkombinationen in den Chemotherapie-Regimen. Andere Substanzen, die durch hohe Organtoxizität in ihrer Dosierung limitiert sind, wie die Anthracycline, lassen sich nicht in der Hochdosischemotherapie verwenden, da die Organtoxizität, z.B. die pulmonale oder kardiale Toxizität, nicht zu beherrschen ist.
Die Patientinnen erleben durch die stammzellengestützte Hochdosischemotherapie gegenüber der konventionelle dosierten Therapie deutlich mehr komplette und partielle Remissionen. In Phase-III-Studien mit der stammzellengestützten Hochdosischemotherapie erreichte man 5-Jahres-Überlebensraten von 25 % bis 45 %.
Als adjuvante Therapie prüft man die stammzellengestützte Hochdosis-Chemotherapie auch bei Hochrisikopatientinnen mit mehr als neun befallenen Lymphknoten. Bei diesen Frauen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate zur Zeit bei etwa 30 %. Die ersten Ergebnisse mit der Hochdosistherapie sind zwar positiv, jedoch müssen noch große prospektive, randomisierte Studien die Überlegenheit der Hochdosistherapie bestätigen. Solche Studien werden 1998 und 1999 abgeschlossen sein. Bis dahin gilt die adjuvante Hochdosis-Chemotherapie als experimentell und darf nur im Rahmen von Studien eingesetzt werden.







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