Arzneimittel und Therapie

HIV: Verbreitung unter dem Einfluß neuer Arzneistoffe

Derzeit infizieren sich täglich weltweit etwa 8500 Menschen neu mit dem HI-Virus, davon etwa 40% Frauen und 1000 Kinder.

Als Todesursache nimmt AIDS unter den Infektionskrankheiten hinter der Tuberkulose und der Malaria derzeit mit jährlich 1,5 Millionen Toten weltweit noch den dritten Platz ein, doch ist die Tendenz steigend.
In einigen afrikanischen Staaten ist die Hälfte der Bevölkerung infiziert. Die größte relative Steigerung bei den Infektionsraten weisen Asien und Osteuropa auf. Dagegen ist die Zahl der AIDS-Ausbrüche in den USA rückläufig. Während in New York Anfang 1996 noch täglich 20 Menschen an AIDS starben, waren es Ende 1996 "nur" noch 10 Tote. Dieser Erfolg wird außer den ab Mitte 1996 zugelassenen ersten Proteaseinhibitoren auch dem schon vorher verfügbaren Lamivudin zugeschrieben. Da diese Arzneimittel in Entwicklungsländern unerschwinglich sind, kann dort eine solche Entwicklung wie in den USA nicht erwartet werden.
Doch sollten sich die Daten aus den USA mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf Deutschland übertragen lassen. In Deutschland dürften nach den neuesten Schätzungen etwa 50000 bis 60000 HIV-Infizierte leben. Jährlich kommen etwa 2000 Infizierte hinzu. Die Infektionsrate der Frauen ist mit 17 bis 20% etwa stabil, während in manchen Entwicklungs- und Schwellenländern der Anteil der Frauen deutlich steigt. Ebenfalls im Gegensatz zu den Entwicklungsländern infizieren sich in den Industrieländern nur noch sehr wenige Kinder mit HIV. Denn unter einer antiretroviralen Therapie der Schwangeren und bei Entbindung durch Kaiserschnitt beträgt das Risiko einer Übertragung der Infektion auf das Kind deutlich unter 5%. Die Schwangerschaft ist kein Promotor der AIDS-Infektion; sie stellt somit für eine infizierte Schwangere kein zusätzliches Risiko dar. Bei den infizierten Kindern sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Für Kinder, die schon bei der Geburt AIDS-Symptome zeigen, ist die Prognose schlecht. Bei den übrigen Kinder läßt sich mit der antiretroviralen Therapie der Ausbruch der Krankheit dagegen für lange Zeit verhindern. Viele im Mutterleib infizierte Kinder sind mittlerweile über 10 Jahre alt und zeigen keine AIDS-Symptome.

Insgesamt belegen die epidemiologischen Daten der Industrieländer, daß die antiretrovirale Pharmakotherapie die AIDS-Mortalität senkt. Da auch die Zahl der opportunistischen Infektionen deutlich zurückgeht, verbessert sich die Morbidität ebenfalls. Das längere Überleben der Patienten darf nicht mit einer Heilung von AIDS verwechselt werden. Doch vergrößert jede Lebensverlängerung für die Betroffenen die Chance, weitere Therapiefortschritte zu erleben.





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