BVA-Info

Zum Jahreswechsel: Aufbruch in eine neue Apothekenwelt – der Apotheker al

Der Wechsel in das Jahr 2000 nähert sich rasend schnell. Auch wenn streng genommen der Jahrtausendwechsel erst ein Jahr später stattfindet, so ist das Datum doch Grund genug, sich Gedanken über die nahe und ferne Zukunft der Apotheke und ihrer MitarbeiterInnen zu machen. Wie sieht die Apotheke im nächsten Jahrtausend aus? Welche Aufgaben muss sie erfüllen? Eine sehr interessante Zukunftsperspektive, die ich in einigen Punkten sogar für durchaus realistisch halte, fand ich unter der Rubrik "Berufswelt" aus der Zeitung "Die Welt" im Internet:

Im Jahr 2030 heißen ApothekerInnen "Health Coach" und sind fast nur noch als Lotsen im Gesundheitswesen und BeraterInnen tätig. Die Phase der Drugstore-Apotheken in Konkurrenz zum Internet ist vorbei, die "Health Coaches", zu denen natürlich auch die übrigen Berufsgruppen in der Apotheke gehören – vielleicht mit alternativen Bezeichnungen wie "Health Coach Assistent" –, beraten in erster Linie im Präventionsbereich und kümmern sich um eine möglichst gute Gesundheit der Bevölkerung.

Bevor man die Berufsbezeichnung führen darf, muss man Erfahrungen im medizinischen Bereich im Krankenhaus auf Station sammeln und einige Spezialkurse besuchen. Zur Beratung von Kunden/Patienten nimmt die/der Health Coach modernste Technik zu Hilfe, z. B. das große Telemedizin- Zentrum, um die Notwendigkeit einer Facharztbehandlung abzuklären. Arzneimittel werden zunehmend per Mikrochip verabreicht über ein Pflaster, so entfallen die Compliance-Probleme zum größten Teil. Kunden werden per E-Mail über den nächsten Gesundheitscheck informiert – eine elektronische Kundendabei ist selbstverständlich.

Auch ein persönliches Gesundheits- Gespräch können die Kunden jederzeit in Anspruch nehmen. Statt zum Arzt gehen die Versicherten erst einmal zum Health Coach, der alles Weitere veranlasst. ApothekerInnen arbeiten im Jahr 2030 nicht mehr als selbstständige Unternehmer, sondern als Angestellte der Krankenkassengesellschaft und sind sehr zufrieden mit diesem Status materieller Sicherheit.

Ist das für Sie die "Schöne neue Welt" von George Orwell, würde Ihnen diese Apothekenwelt gefallen oder ist Ihnen die Vorstellung zu sehr an den Haaren herbeigezogen? Ich kann mich schon mit den entscheidenden Komponenten wie Beratung in den Bereichen Prävention, Gesundheit, Therapiemöglichkeiten und Arzneimittel anfreunden. Es gäbe für den Berufsstand und alle Berufsgruppen in der Apotheke mehr Kompetenzen, mehr Selbstbewusstsein, weniger Abhängigkeit von den Arzneimittelverordnungen der Ärzte und eine ein- flussreichere Position im Gesundheitswesen. Was mir weniger gefällt, ist die Idee, vorher erst das "Tal der Tränen" der Drugstore-Apotheken und Internet- Lieferanten durchschreiten zu müssen, aber vielleicht lässt sich diese Phase umgehen oder möglichst kurz halten.

Obwohl ich keine Freundin der vielen neu-deutschen, sprich meist englischen, Bezeichnungen in unserer Sprache bin, gefällt mir das Wort "Health Coach" durchaus. Es bedeutet für mich so etwas wie "Gesundheits-Lotse", und ich wäre froh, meinen Lebensunterhalt auch durch den Erhalt von Gesundheit und nicht in erster Linie durch ein Andauern von Krankheit zu verdienen. Nur ein Wunschtraum oder eine Fata Morgana? Ich hoffe und glaube dies nicht! Die Apotheke wird in 30 Jahren sicher erheblich anders aussehen als zur Zeit.

ApothekerInnen und ihre MitarbeiterInnen haben eine breit angelegte und vielschichtige Ausbildung, deren Möglichkeiten im Moment nicht ausreichend genutzt werden. Das Denken in neuen Bahnen, Unkonventionalität und Einfallsreichtum, Erschließen neuer Arbeitsbereiche und konsequente Orientierung auf die Kunden/Patientenwünsche und -notwendigkeiten hin, allerdings mit dem nötigen Augenmaß und ohne sinnvolle Traditionen über Bord zu werfen, werden den Erfolg in der Zukunft im Wettbewerb mit anderen Anbietern ausmachen. Die "Welt" traut uns erfreulicherweise zu, dass wir das Rennen machen werden.

Fangen wir doch gleich im nächsten Jahr an, die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Entwickeln wir gerade auch als MitarbeiterInnen neue Ideen für unsere Apotheke, besprechen sie mit ChefIn und KollegInnen und sorgen wir dafür, dass die Apotheke dauerhaft zukunftsfähig wird. Initiative ist gefragt, nicht Abwarten, was andere mit uns vorhaben. Es geht nicht um Aktionismus um des Aktionismus willen, es geht um kreative Weiterentwicklung mit der Realisierungsmöglichkeit im Blickfeld. Sehen wir das Jahr 2000 als Zeichen zum Aufbruch in eine schöne, neue Apothekenwelt, die durchaus die guten Seiten der alten beinhalten darf und soll. Für die Weihnachtstage und den Jahreswechsel wünsche ich den LeserInnen der DAZ und des BVA-Infos alles Gute und hoffe auf eine interessante Zeit des Aufbruchs vom Jahr 2000 an.

Ihre Magdalene Linz

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