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- DAZ 2/2001
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Die Seite 3
Als Hofnarr hat er, Johannes Pieck, sich selbst bezeichnet - auf dem letzten Apothekertag in Köln, als er sein Ausscheiden aus der ABDA ankündigte mit einer hintergründigen Zeichnung, auf der ein König und sein Hofnarr im Gespräch vertieft abgebildet waren, und die als Titel "Wie sagen wir's unserem Volke" trägt. Mit diesem Bild hatte er durchaus eine Art der Selbstdarstellung gewählt, die seine Position als Sprecher der ABDA-Geschäftsführung und Hausjurist - und die Art, wie er sie zu sehen pflegte und ausfüllte - trefflich umschrieb. Ein Hofnarr durfte schon immer ein wenig mehr aus dem Rahmen tanzen als andere Bedienstete des Königs. Aufgabe des Hofnarrs war es, dem König und seinem Volke einen Spiegel vorzuhalten und auf Missstände hinzuweisen auf eine Art, die deutlich, vielleicht auch zum Teil ein wenig übertrieben war, zum Nachdenken anregte, durch närrisches Beiwerk aber dennoch nicht verletzte oder sogar komisch und lustig erscheinen konnte. Prinzipiell eine taktisch und strategisch sinnvolle Rolle.
Jetzt allerdings ist der ABDA-Hofnarr doch zu sehr aus der Reihe getanzt. Mit seinen Insider-Äußerungen, die in dem Satz "Apotheken sind ersetzbar, der Arzt nicht" gipfelten, Äußerungen, die er in einem Hintergrundgespräch mit seinem Duz-Freund und Ressortleiter der Rheinischen Post machte und die dieser zur Schlagzeile in eben dieser Zeitung erhob.
Wie konnte dies passieren? Wer Pieck kennt, weiß, dass er ein Meister der Eloquenz ist, der gekonnten und ausgefeilten Formulierung, die nach allen Seiten, juristisch und politisch, abgewogen ist. Das Gespräch mit dem Journalisten der Rheinischen Post, Klaus Heinemann, war ein Hintergrundgespräch, das dazu bestimmt war, für Pieck eine Laudatio zum Geburtstag, eine Eloge für seine 34-jährige Tätigkeit bei der ABDA und für seine Verdienste zu verfassen. In einem Gespräch mit einem befreundeten Journalisten darf man schon mal offen reden, darf man schon mal die eine oder andere kritische Äußerung machen, die so nicht für die Außenwelt bestimmt ist. Dass eben dieser Journalist beim Zusammenschreiben der Gesprächsnotizen und beim Verfassen der Lobeszeilen für Pieck auch daran dachte, wie er eine aus der Sicht eines Tageszeitungsjournalisten griffige und knackige Überschrift formulieren kann, ist aus seiner Sicht vielleicht verständlich. Nicht jedoch, wenn man in die Überlegung mit einbezieht, dass dieser Journalist ein Kenner der Materie ist, die internen gesundheits- und berufspolitischen Probleme und Schwierigkeiten der Darstellung von Apothekerinnen und Apotheker kennt, und seine bisherigen Veröffentlichungen über diesen Beruf der ABDA sogar eine Auszeichnung wert waren, nämlich die Verleihung der Ehrennadel der Deutschen Apotheker (die Laudatio der ABDA für Heinemann ist nachzulesen in DAZ 2000, Nr. 4, S. 153). Wenn Journalist und Ressortleiter Heinemann ein profunder Kenner der Szene ist, hat er wissen müssen, dass eine Äußerung von Pieck wie "Apotheken sind ersetzbar, der Arzt nicht", zur Schlagzeile erhoben, Johannes Pieck und der Berufsgruppe, für die Pieck tätig ist, den Apothekerinnen und Apothekern, schadet. Zumal diese Schlagzeile eine wesentlich andere Färbung bekommt, wenn sie im Kontext Piecks weiterer Äußerungen gelesen und nicht aus dem Zusammenhang gerissen wird. O-Ton Pieck im Zusammenhang mit Betrügereien von Ärzten und Apothekern: "Das, was zur Zeit in unserem Bereich geschieht, ist gefährlicher als Betrügereien von Ärzten. Ärzte kann man nicht abschaffen, Apotheker aber sehr wohl."
Die Lust dieses Journalisten an einer plakativen Schlagzeile hat das Ansinnen, nette Worte zum 65. Geburtstag zu schreiben, ins Gegenteil verkehrt. Ob man als verantwortungsvoller Journalist, der seinen Gesprächspartner gut kennt und dessen Äußerungen einzuordnen weiß, solche Sätze aus dem Kontext reißen darf, ist mehr als fraglich. Wie war das doch mit der Ehrennadel?
Das Apothekerhaus in Eschborn bebte in der vergangenen Woche. Da versucht man jahrelang, mit millionenschweren Imagekampagnen, mit Botschaften zu den ethischen Ansprüchen des Apothekers, mit Hinweisen auf die pharmazeutische Betreuung und auf neue Fächer wie Klinische Pharmazie die Notwendigkeit und Unverzichtbarkeit der Apotheke hervorzuheben - und dann erscheint die Äußerung eines der ranghöchsten ABDA-Mitarbeiters, die quasi aussagt, dass alle diese Anstrengungen eh für die Katz sind, da Apotheken ersetzbar sind. Verständlich, wenn Eschborn darüber nachdenkt, die für Pieck bereits angesetzten Abschiedsfeierlichkeiten und Einladungen rückgängig zu machen. Auf der anderen Seite: Pieck hat sich 34 Jahre lang unermüdlich für diese Organisation, für den Apothekerberuf, für Apothekerinnen und Apotheker eingesetzt. Er hat unzählige juristische Gefechte durchgestanden und unser heutiges Apothekensystem verteidigt und bewahrt. Und er hat sein Bedauern über diese Formulierung ausgedrückt. Er hat trotz seiner offenen Worte zu einem Tageszeitungsjournalisten eine würdige Abschiedsfeier verdient.
Peter Ditzel
Der Hofnarr
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