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Kommentar
Versandhandel: Pieck kämpft wieder für die Apotheken
Der Vortrag von Schorn beinhaltete eine Kernthese, die dieser auch in den anschließenden Debatten mit dem Publikum immer wieder wie eine Litanei herunterbetete. Die These lautet, dass der Versandhandel im Rahmen der Europäischen Union (EU) ohnehin kommt und es von daher besser sei, an dieser Entwicklung mitzuwirken statt eine unkonstruktive Verweigerungshaltung zur Schau zu stellen.
Schorn beschwerte sich über das Verhalten der Standesvertretung und warf ihr vor, streckenweise unseriös zu diskutieren: "Politiker und Kassen hören schon gar nicht mehr zu, wenn Apotheker ihre Meinung sagen." Als der Berater der Ministerin darauf hinwies, dass der Versandhandel in einigen Mitgliedstaaten der EU in Verbindung mit E-Commerce bereits heute schon zulässig und sicher sei, ging ein empörtes Raunen durch das Publikum. Schorn reagierte spontan und sagte: "Wenn jetzt im Zusammenhang mit DocMorris Fehler auftauchen, ja, umso besser – wir können dann die Fehler als Hinweis für Verbesserungen betrachten."
Die Ansicht, dass für die Krankenkassen erhebliche Kostenersparnisse mit dem Versandhandel einhergehen, teilt Schorn nicht. Allerdings sieht er die potenzielle Aufhebung des Versandhandelsverbotes als Gegengewicht zum E-Commerce aus dem Ausland und als Maßnahme zur Abwehr des grauen Marktes.
Schorn bezeichnete die Behauptung, dass DocMorris nur sechs Prozent Mehrwertsteuer nach niederländischem Recht zahle als Falschaussage und behauptete, dass DocMorris den deutschen Steuersatz zahle. Diese Aussage wurde jedoch von der im Publikum anwesenden Steuerberaterin und Geschäftsführerin der Treuhand Hannover, Frau Hasan-Boehme widerlegt. Sie wusste, dass der holländische Versandhändler aufgrund seiner Bestell-Konstruktion tatsächlich nur sechs Prozent an das niederländische Finanzamt zahlt. Bei den meisten Teilnehmern des Seminars löste der Vortrag des Referenten Unmut aus, auch wenn dieser behauptete es gehe ihm darum, "die Apotheke für die Zukunft fit zu machen."
Pieck beklagt Rendite-Situation
Rechtsanwalt Dr. Johannes Pieck machte deutlich, dass der Gesetzgeber nicht einfach nach dem Muster argumentieren könne, es gäbe bereits signifikante Verstöße gegen das Versandhandelsverbot, also müsse man es gleich aufheben. Vielmehr befand Pieck die Position der ABDA als richtig, die ein System verteidige, das optimal funktioniere: "Natürlich passt den Politikern der Widerstand der ABDA nicht." Pieck benannte auch den Kern der Problematik und erklärte, "dass der Versandhandel die Rendite-Situation der Apotheker zerstört", zumal 20 Prozent der Versicherten 80 Prozent der Medikamentenkosten verursachten und somit die Rosinenpickerei durch den Versandhandel vorprogrammiert ist.
In Wahrheit sei die Diskussion um den Versandhandel ohnehin nur ein Vorwand für die Krankenkassen, um Macht zu gewinnen. Obwohl sich Pieck auch unter anderen politischen Konstruktionen wie die der derzeitig regierenden rot-grünen Regierung im Hinblick auf Versandhandel eher skeptisch zeigte, riet der Rechtsanwalt den Apothekern, den Kampf nicht aufzugeben. Schließlich seien gegen DocMorris mehrere Verfahren anhängig und die letzte Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof noch nicht gefallen.
Der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Rudolf Mattenklotz, stellte modellhafte Regelungen anderer Länder (Niederlande, Schweiz) vor und zeigte, wie Sanicare, das Gesundheitszentrum in Bad Laer bereits heute ähnlich wie eine Versandapotheke funktioniert. Eine ausführliche Berichterstattung finden Sie in der aktuell erscheinenden Ausgabe der DAZ vom Donnerstag, den 27 Juni 2002.
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