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Aktionstag für junge MS-Kranke
Ursula Späth, Schirmherrin der AMSEL, berichtete, dass es oft für die Betroffenen sehr schwer ist, direkt nach der Diagnose Multiple Sklerose Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe aufzunehmen. Umso wichtiger sei es, so Frau Späth, sachlich, kompetent und auch unverbindlich Informationen anzubieten, um die vielen auftauchenden Fragen zu beantworten.
Und hier bieten die zahlreichen Apotheken die besten Möglichkeiten, denn sie sind oft der erste Anlaufpunkt für Betroffene, die mit ihrem Rezept und Fragen zu Arzneimitteln, zur Krankheit und ihren Behandlungsmöglichkeiten den Arzt verlassen und ganz konkrete Hilfe suchen. Mit der Kooperation zwischen LAV und AMSEL, die in Deutschland einmalig ist, beschreiten die zahlreichen Apotheken in Baden-Württemberg neue Wege, um die MS-Kranken zu unterstützen. Diese Zusammenarbeit sollte auch eine Vorbildfunktion für andere Gruppen haben, so die Schirmherrin.
In Deutschland leben rund 120 000 Menschen mit der Diagnose Multiple Sklerose, jährlich kommen 3000 bis 4000 dazu. Damit zählt die Multiple Sklerose zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen in der Bundesrepublik. Mit der Entwicklung von verfeinerten Diagnosemöglichkeiten wie der Kernspintomographie, kann die Krankheit immer früher erkannt und behandelt werden. Dadurch werden zunehmend auch jüngere Menschen mit dieser Diagnose konfrontiert, darunter 250 Kinder pro Jahr.
Der AMSEL-Vorsitzende Peter Koch betonte die spezielle Lage der jungen MS-Kranken, die mit der Diagnose einer Krankheit konfrontiert werden, die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft nicht heilbar ist. Gerade diesen jungen Menschen hat die AMSEL das Jahr 2002 gewidmet. An einem bundesweiten Aktionstag soll ganz gezielt mit Workshops und Rahmenveranstaltungen, mit Plakataushängen, Broschüren und Flyern die Gelegenheit geboten werden, sich zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.
Christof Mühlschlegel, Mitglied im Vorstand des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg, hob hervor, dass diese jungen MS-Kranken aus der Kundenlandschaft in der Apotheke herausstechen, denn sie sind deutlich jünger als der normale Durchschnittskunde. Umso schwieriger ist es für sie, diese Krankheit mit ihren Folgen zu akzeptieren. Und damit muss auch das Umfeld dieser jungen Menschen umgehen – Freunde, Verwandte, Nichtbetroffene, die über diese Krankheit nichts oder nur wenig wissen.
Die Erkrankung ist ja nicht auf den ersten Blick erkennbar, der häufig unsichere Gang wecke im Umfeld eher andere Assoziationen und führe oft zu einer Stigmatisierung in der Gesellschaft. Die Kooperation des LAV mit der Selbsthilfegruppe soll daher in erster Linie sensibilisieren, die Betroffenen und darüber hinaus das gesamte gesellschaftliche Umfeld. Hierfür wurde eine firmenneutrale, verständliche Broschüre entwickelt, die die Grundlagen der Multiplen Sklerose erklärt und therapeutische Ansätze erläutert. Sie kann bundesweit beim LAV Baden-Württemberg bestellt werden.
Mühlschlegel hob die Bedeutung der Apotheken als Multiplikator und Drehscheibe für Hilfestellungen und Dienstleistungen hervor, die aber einen persönlichen Kontakt mit den Betroffenen voraussetzen. Er erteilte dem Versandhandel von Arzneimitteln eine klare Absage. Versandhandel spare kein Geld, sondern, so Mühlschlegel, er vernichte gewachsene und sinnvolle Versorgungsstrukturen. Die öffentliche Apotheke sei nun einmal schneller, näher und persönlicher.
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