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- AZ 47/2003
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Kommentar
Im Hausapotheken-Fieber
Als der Landesapothekerverband Niedersachsen im vergangenen Jahr mit der Betriebskrankenkasse auf Landesebene sein Hausapothekenmodell als Versuchsballon startete, blickte man gespannt darauf, wie sich denn dieses Projekt entwickelt. In erster Linie war es gedacht für eine intensivere Versorgung von chronisch Kranken und für das Führen von Arzneimitteldossiers. Auch in Schleswig-Holstein regte sich von Verbandsseite verstärkt Interesse an der Zusammenarbeit mit Krankenkassen. Die Idee führte bereits zur Gründung des Hausapothekenverbands, einer Arbeitsgemeinschaft der Verbände von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Anfang November schloss der Deutsche Apothekerverband mit der Barmer-Ersatzkasse den ersten bundesweiten Kooperationsvertrag, wonach sich eine teilnehmende Barmer-Service-Apotheke verpflichtet, bestimmte Leistungen zu erbringen und Anforderungen zu erfüllen √ zum Beispiel muss sie den Barmer-Versicherten günstige Dienstleistungen anbieten und Rabatte auf apothekenübliche Waren gewähren. Was auf Landesebene euphorisch begann, könnte auf Bundesebene Probleme bereiten: möglicherweise steht dieser Vertrag auf rechtlich unsicheren Füßen. Denn nach Auffassung des Juristen von Apotheker Frensemeyer darf der Deutsche Apothekerverband nur Rahmenverträge mit den Spitzenverbänden der Krankenkassen schließen. Man habe den Vertrag nicht zuletzt deswegen rasch abgeschlossen, kontert der DAV, da bereits andere Apothekerkooperationen ihre Fühler in Richtung Barmer ausgestreckt hätten. Wären sie zum Zug gekommen, hätten nur die Apotheken dieser Kooperation mitmachen können. Unabhängig davon, wie dieser sich anbahnende Rechtsstreit ausgehen wird - der Vertrag wird auch in Apothekerkreisen kritisch gesehen. Für mich stellt sich die Frage: Welche Vorteile ergeben sich für meine Apotheke, wenn ich Barmer-Service-Apotheke bin - und mein lieber Kollege im Wettbewerb ebenfalls? Wie geht das Hausapotheken-Fieber weiter? Schließen weitere Landesverbände Verträge mit anderen Krankenkassen? Wird der DAV auch mit den Spitzenverbänden der Krankenkassen Verträge abschließen können? Sind wir dann am Schluss alle die AOK-LKK-BKK-IKK-VdAK-AEV-Knappschafts-Service-Apotheken? Und was hat es uns dann gebracht? Zugeständnisse an die Kassen und noch mehr Rabatte für die Versicherten? Peter Ditzel
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