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Prisma
Herzinfarkt: Elfmeterschießen als Risikofaktor
Douglas Carroll von der Birmingham University macht das Verlieren der englischen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1998 gegen Argentinien im Elfmeterschießen für Herzinfarkt-Fälle englischer Fans während des Spiels verantwortlich. Der Wissenschaftler stützt seine Erkenntnis auf Untersuchungen, die gezeigt haben, dass am Tag des Achtelfinales zwischen England : Argentinien (Spielstand nach 90 Minuten 2 : 2, Elfmeterschießen 3 : 4) bzw. an den zwei folgenden Tagen 25 Prozent mehr Menschen (insgesamt bezieht sich die Aussage auf 55 Personen) wegen eines Herzinfarktes in Krankenhäuser eingeliefert wurden als im Vergleichszeitraum der Jahre vor und nach der WM. Außerdem wurden laut Carroll nach dem Spiel England : Argentinien mehr Männer als Frauen eingeliefert. Die Zahl der Straßenunfälle sowie Schlaganfälle hätte hingegen nicht zugenommen.
Fußball spielt in Großbritannien bekanntlich eine wichtige Rolle. Es ist also nicht verwunderlich, dass eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Herzinfarktrisiko und Fußball zieht, von der Insel kommt. Zu einem entsprechenden Ergebnis könnte man allerdings sicherlich auch in Deutschland kommen, wenn man die Zahl der Herzinfarkte während und nach dem Endspiel der WM 2002 statistisch auswerten würde, auch wenn der Faktor "Elfmeterschießen" in diesem Fall nicht zum Tragen käme. Abgesehen davon: Konsequenzen sind aus der Studie natürlich nicht zu erwarten. Kaum ein Fan wird sich wohl mit dem Hinweis auf sein Herzinfarktrisiko das Fußball-Schauen verbieten lassen. Die FIFA nimmt die Veröffentlichung dennoch ernst. Ein Sprecher der FIFA erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "New Scientist", dass Elfmeterschießen nicht Herz schädigender sei als anderer tagtäglicher emotionaler Stress. Ja, wenn das so ist ... ral
Quelle: British Medical Journal 2002, Vol. 325, Nr. 7378, S. 1439 – 1442
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