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Arzneimittel und Therapie
Kontrazeption: Hormonelle Verhütungsmethode für den Mann
Kondome werden nach wie vor ihren festen Platz bei der Verhütung haben, nicht zuletzt durch den zusätzlichen Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten, zu denen vor allem HIV und Hepatitis gehören. Sie kommen daher in erster Linie für jüngere Leute oder für Personen ohne festen Partner in Betracht.
Die Sterilisation ist eine irreversible Methode der Empfängnisverhütung, und ist daher nur Männern zu empfehlen, die mit ihrer Partnerin die Familienplanung abgeschlossen haben oder aus anderen Gründen keine Kinder zeugen möchten. Bei der Sterilisation des Mannes wird ein Teil der Samenleiter entfernt, der Eingriff wird als Vasektomie bezeichnet. Der Coitus interruptus, eine der ältesten Verhütungsmethoden, steht auf Grund der geringen Sicherheit und Akzeptanz außer Diskussion.
Hormonelle Verhütungsmethode für den Mann
Gemeinsam mit der Firma Organon entwickelt die Schering AG eine Verhütungsmethode für den Mann, die auf kombinierter Anwendung eines Testosteronderivats und eines Gestagens basiert. Bei dem Testosteronderivat handelt es sich um Testosteronundeconat, abgekürzt TU.
Weil oral verabreichtes Testosteron bei der ersten Leberpassage verstoffwechselt wird und damit unwirksam ist, soll das Testosteronderivat in Form einer Injektion im Abstand von drei Monaten angewendet werden. Die Firma Organon steuert das gestagenhaltige Implantat mit dem Inhaltsstoff Etonogestrel bei, das bereits seit 1999 auf dem Markt ist.
Das Implantat – 4 cm lang mit einem Durchmesser von 2 mm – ist in der Kanüle eines sterilen Einweg-Applikators (Implanon®) derzeit für die hormonelle Verhütung von Frauen zugelassen. Die Kombination aus der Spritze und dem Implantat zielt auf eine verminderte oder ganz aufgehobene Spermienproduktion im Hoden.
Bei der Entwicklung der Testosteronspritze die in der kombinierten Therapie mit dem Implantat angewendet werden soll, hat es sich die Schering AG zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2009 ein marktreifes Produkt vorzulegen.
Wirkprinzip von Hormonspritze und Implantat
Mit der kombinierten Gabe der Testosteronspritze und des Etonogestrel-freisetzenden Implantats wird durch zwei unterschiedliche Angriffspunkte die Spermiensynthese vermindert. Das im Unterhautfettgewebe freigesetzte Gestagen vermindert die körpereigene Testosteronproduktion und damit in der Folge die Spermienproduktion.
Eine ausreichend hohe Konzentration an Testosteron im Hoden ist eine Voraussetzung für die Spermiensynthese. Der Testosteronmangel betrifft aber nicht nur den Hoden, sondern es kommt auch zu einem Mangel des Androgens im Blut. Da es dadurch zu unerwünschten Wirkungen kommt, wie verminderte Libido und Potenz, muss Testosteron substituiert werden.
Zu diesem Zweck wurde die Testosteroninjektion entwickelt, die neben der Substitution zusätzlich auch in die Regulierung der Spermiensynthese eingreift. Die Injektion von Testosteron täuscht dem System des Hypothalamus und der Hypophyse eine ausreichend hohe Testosteronbildung im Hoden vor. Im Sinne einer negativen Rückkopplung wird die Ausschüttung von LH (Luteinisierungshormon) gebremst und die Testosteronproduktion im Hoden gesenkt. Die Folge ist eine verminderte Spermienbildung.
In klinischen Studien zeigte sich, dass es drei Monate nach einer Testosteroninjektion zu einer deutlichen Verringerung der Spermien im Ejakulat kommt. Nach sechs Monaten, also nach Verabreichung einer zweiten Testosteronspritze, ging bei 75 Prozent der männlichen Probanden die Spermienmenge gegen Null.
Gottwald wies darauf hin, dass für eine sichere Empfängnisverhütung das Ejakulat nicht völlig frei von befruchtungsfähigen Spermien sein muss. Der Befund des Spermatogramms gibt Aufschluss über die Anzahl, Beweglichkeit und Gestalt der Spermien des Ejakulats.
Bei einer Normozoospermie liegen 20 bis 120 Mio Spermien/ml vor, während die Verminderung der Spermienzahl in verschiedene Schweregrade eingeteilt wird bis zum völligen Fehlen von Spermien, der Azoospermie. Sind jedoch nur einige wenige Spermien im Ejakulat enthalten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung äußerst gering, denn der Vorgang der Befruchtung ist äußerst komplex und störanfällig ist.
Dazu werden Eingriffe in den Reifungsprozess der Spermien vorgenommen, der im Nebenhoden stattfindet. Andere Ansätze betreffen die Verschmelzung der Ei- und Samenzelle, bei dem es sich um einen bislang nur wenig erforschten Prozess handelt.
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