BVA-Info

Licht am Ende des Tunnels

2003 wehte ein kalter Wind durch die deutschen Apotheken. Daran konnte auch der heiße "Jahrhundertsommer" nichts ändern. Das Beitragssatzsicherungsgesetz stürzte die Apothekenleiter in Panik und verunsicherte die Angestellten. Angst um den eigenen Arbeitsplatz ging um. Wer keine Kündigung bekam, musste immerhin mit Stunden- oder Gehaltskürzungen rechnen.

Dabei setzten die Chefs nicht selten unfaire Druckmittel ein. Manche verstießen sogar gegen arbeitsrechtliche bzw. tarifvertragliche Bestimmungen. Ein neuer Tarifvertrag wurde von den Arbeitgebern trotz der von uns angebotenen Härtefallklausel abgeblockt – und damit neben der überfälligen Gehaltserhöhung auch zukunftsweisende Elemente wie das flexible Arbeitszeitkonto.

Mit dem Ringen um die Gesundheitsreform kam für uns Angestellte die nächste Sorge: Wie groß würden die Umwälzungen im Apothekenbereich sein? Ich nenne hier nur die Stichworte Versandhandel mit Arzneimitteln und Fremd- und Mehrbesitz von Apotheken.

Arbeitslosigkeit: Wir sind über den Berg

Jetzt zum Jahresende lässt sich zumindest so viel sagen: Es hätte schlimmer kommen können. Arbeitsplatzverluste in Höhe von 10 000 bis 20 000, wie sie die ABDA prophezeit hatte, sind glücklicherweise ausgeblieben. Im Juli stieg die Zahl der arbeitslosen Apothekenangestellten immerhin auf die Rekordmarke von 8079. Das waren rund 2300 mehr als der Höchststand im letzten Jahr.

Für die Betroffenen ohne Zweifel bitter, aber kein Pfund, mit dem man angesichts der generellen Lage am Arbeitsmarkt bei den verantwortlichen Politikern hätte wuchern können. Im Herbst sanken die Arbeitslosenzahlen wieder, blieben aber deutlich über dem Vorjahresniveau.

Angestellte profitieren von der Liberalisierung

Die im GKV-Modernisierungsgesetz enthaltenen Änderungen, die ab Januar 2004 in Kraft treten, sind für uns Angestellte ein Grund für verhaltenen Optimismus. Mit der Einführung von Zweigstellen gibt es erstmals echte Aufstiegschancen in öffentlichen Apotheken – nicht nur für Approbierte. In solchen größeren Betrieben werden sich auch der Kündigungsschutz und die Mitbestimmungsmöglichkeiten verbessern.

Das Kombimodell zur Preisbildung rezeptpflichtiger Arzneimittel wird sich für die Mehrzahl der Apotheken wirtschaftlich positiv auswirken. Dafür werden wir aber über Wochen und Monate täglich mit der Verunsicherung und dem Ärger der Patienten über die steigende finanzielle Belastung konfrontiert.

Soziale Netze werden schwächer

Als Versicherte sind wir ja auch persönlich von der höheren Selbstbeteiligung betroffen. Und auf uns als ArbeitnehmerInnen kommen weitere Änderungen zu, die gerade aus Gewerkschaftssicht vielfach schmerzhaft sind.

Bei Redaktionsschluss war noch nicht entschieden, welche Maßnahmen aus dem Hartz-Reformpaket umgesetzt werden und wie – und auch nicht, welche Zugeständnisse die rot-grüne Regierung im Vermittlungsausschuss bezüglich Tarifautonomie, Kündigungsschutz und Mitbestimmung zu machen bereit ist.

In jedem Fall müssen wir uns auf mehr soziale Kälte gefasst machen. Insbesondere ältere und Langzeit-Arbeitslose werden in Zukunft wohl schneller als bisher von Armut und dem Verlust der Alterssicherung bedroht sein.

Guter Start ins Jubiläumsjahr

Kein Wunder also, dass der BVA gerade in diesem Jahr besonders aktiv in der Berufspolitik und besonders gefragt bei der Rechtsberatung war. In harten Zeiten erinnern sich viele wieder daran, dass Gewerkschaften kein "Schnee von gestern" sind. Zumindest dann nicht, wenn sie kein so obsoletes Bild abgeben, wie es die IG Metall in diesem Jahr bot ... Der BVA konnte deshalb viele neue Mitglieder gewinnen. Das freut mich besonders, weil es eine gute Ausgangsbasis für unser Jubiläumsjahr 2004 ist.

Im Juni 1954 wurde in Hamburg der "Bundesverband der Angestellten in Apotheken" gegründet, hervorgegangen aus der "Tarifgemeinschaft Deutscher angestellter Apotheker". Das Lebensgefühl zu dieser Zeit, die Sorgen und Nöte der Bevölkerung sind mir durch aktuelle Filme wie "Das Wunder von Lengede" und "Das Wunder von Bern" nahe gebracht worden.

Wenn Ihnen das ähnlich ging, ist Ihnen vielleicht auch die eine oder andere Begebenheit aus vergangenen BVA-Tagen wieder eingefallen. Unsere "Dachboden AG", die mit den Vorbereitungen für eine BVA-Jubiläumsschrift beschäftigt ist, freut sich über jede Anekdote, jedes Bild oder Dokument, die den Arbeitsalltag von Apothekenangestellten und die beruflichen Licht- und Schattenseiten während der ersten BVA-Jahrzehnte illustrieren.

2004 wird also ein wichtiges Jahr für den BVA. Ein Jahr der Rückbesinnung und der Weichenstellung für die Zukunft. Dazu gehört auch der Abschluss eines neuen Gehalts- und Rahmentarifvertrages. Vor dem Hintergrund der neuen Gesetzeslage streben wir deutliche Verbesserungen für alle Angestellten an. Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit, einen harmonischen Jahresausklang und ein glückliches, erfolgreiches Jahr 2004.

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