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- AZ 10/2004
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Großbritannien: Neuer Arbeitsalltag für britische Apotheker?
Forderungen nach verstärkten Sicherheitsvorkehrungen bei der Abgabe und Verabreichung von Medikamenten sind britischen Apothekern nicht neu. Ernsthafte Überlegungen, wie das Gesundheitswesen dem generellen Arzneimittelmissbrauch effektiver entgegentreten kann, werden jedoch erst seit bekannt werden des Falles Dr. Harold Shipman angestellt. Der Mediziner Shipman wurde im Jahr 2000 wegen fünfzehnfachen Mordes an Patienten verurteilt, die er durch injizierte Überdosen Heroin getötet hatte. Vom Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses unter Richterin Janet Smith erwarten Regierung wie Apotheker und Mediziner nun Empfehlungen, die im Interesse von Sicherheit und Transparenz wirksame Neuerungen im Apothekenwesen vorsehen.
Lückenlose Kontrolle und zentrales Alarmsystem
Was an Vorschlägen zu erwarten ist, scheint indessen ein offenes Geheimnis. Der Ausschuss, so betonen Beobachter, setzt auf eine lückenlose Medikamenten- und Drogenkontrolle ab Werk. Den Apothekern soll dabei die eingehende Prüfung von Verschreibungen zukommen, wobei die Aufnahme einer Fülle von Informationen auf den Rezeptbögen angestrebt wird. Diese reichen von Angaben über familiäre oder freundschaftliche Bindungen zwischen dem verschreibenden Arzt und seinem Patienten bis hin zur Identitätsprüfung der das Medikament in Empfang nehmenden Person.
Einen großen Stellenwert misst der Ausschuss vor allem der Prüfung alter Medikationsprotokolle über das so genannte System N3 bei, welches als zentrale Datenbank allen Apothekern über Computer zugänglich gemacht werden soll. Anhand der für jeden Patienten archivierten Aufzeichnungen sollen Unregelmäßigkeiten oder Widersprüche ausgemacht werden. Daneben wird der Ausschuss die Einrichtung eines zentralen Alarmsystems empfehlen. Dieses soll Apotheker warnen, sobald Rezepte eingereicht werden, die von Personen mit fehlender oder entzogener Lizenz ausgestellt wurden. Voraussetzung wird wiederum der Zugriff auf die einzurichtende Datenbank über Computer sein.
Zu hohe Investitionen
Hier setzt nun die Kritik vieler Apotheker ein, unter ihnen John D'Arcy vom Apothekerverband, der National Pharmaceutical Association. Der Ausschuss dürfe die technische Ausstattung der Apotheken nicht überbewerten, so D'Arcy. Da regelmäßig nur ein einziger Computer pro Laden vorhanden sei, könnte der Geschäftsbetrieb nur durch die Anschaffungen weiterer Geräte aufrecht erhalten werden. Dies stelle jedoch eine finanzielle Belastung dar, die viele Unternehmer hart träfe. Zudem wäre nicht geklärt, wer die Entwicklung und Einrichtung der zentralen Register finanziere.
Viele Apotheker sehen noch ein weiteres Problem, das nicht weniger schwer wiegt. Umstrukturierungen kosten generell Geld, sei es aufgrund vieler Arbeitsstunden zur Einrichtung neuer Systeme oder durch Störungen in den Geschäftsabläufen. Der für den Juli angekündigte Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses wird dennoch mit Interesse erwartet. Ob das Papier noch für die eine oder andere Überraschung gut sein wird, bleibt abzuwarten. An Vorschläge zur Finanzierbarkeit der Neuerungen glaubt hingegen kaum jemand.
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