Kommentar

Versandhandel aus dem Osten

Insider haben sie schon seit längerem prophezeit, jetzt - pünktlich mit der EU-Osterweiterung - ist sie da: die Versandapotheke im Osten. Die "Centrum-Apotheke" unmittelbar an der deutschen Grenze in Tschechien (in Decin bei Dresden) wird gesteuert von einem "Versandhaus für Gesundheit" (VfG) mit Sitz in Leipzig. Werden jetzt Deutschlands Versicherte von West (DocMorris) und Ost (Centrum-Apotheke) in die Zange genommen und mit billigen Arzneimittelangeboten gelockt?

Nach eigenen Angaben soll das Start-up-Unternehmen VfG, das im Januar dieses Jahres gegründet wurde, bereits eine intensive Zusammenarbeit mit einer großen deutschen Betriebskrankenkasse haben. Noch ist das Angebot der Centrum-Apotheke bescheiden, derzeit werden nur etwa 80 nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel zu verbilligten Preisen angeboten (z. B. 100 Aspirin Tabletten für 9,79 Euro), man will das Angebot jedoch "sorgfältig" ausbauen. Die Arzneimittel enthalten deutsche Beipackzettel, so heißt es, zu Fragen soll ein deutscher Apotheker im Team der tschechischen Apotheke Auskunft geben. Die Lieferung erfolgt per DHL kostenfrei, wenn der Bestellwert über 50 Euro liegt, unter 25 Euro werden 4,90 Euro Versandkosten berechnet.

Welche Rolle das Leipziger VfG genau bei dieser Versandapothekenkonstruktion spielt, geht aus den im Internet zu findenden Angaben nicht hervor. Ist es der deutsche Stützpunkt der tschechischen Versandapotheke oder wird das VfG mit weiteren osteuropäischen Apotheken zusammenarbeiten? Müssen wir bald mit weiteren Versandapotheken aus dem Osten rechnen mit Sitz an der deutschen Grenze, z. B. in Polen? Haben sich unsere Gesundheitspolitiker die tolle Versandapothekenwelt so vorgestellt? Werden solche Versandapotheken mit ihren Billigangeboten bei OTC-Arzneimitteln dazu führen, dass der von Politikern ersehnte Preiswettbewerb (besser Preiskampf) bei OTCs nun doch in Deutschland ausbricht?

Ich denke, so schnell wird das nicht kommen, die Kunden stimmen mit den Füßen ab und gehen in Ihre Apotheke. Selbst wenn ein Arzneimittel in Tschechien ein paar Euro günstiger angeboten wird: die Versandkosten machen einen Einkauf erst ab 50 Euro lukrativ. Und wer einmal mit Kopfschmerzen sechs Tage auf sein Päckchen aus Decin gewartet hat, geht doch lieber gleich zu seiner Hausapotheke.

Peter Ditzel

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