Kommentar

Rabattfeinde und -freunde

Wenn es um die Rabatte geht, die die Kassen von den Apothekern erhalten, dann können sie nicht genug bekommen. Erhält aber ein Apotheker Rabatte von Firmen, dann wird polemisiert, was das Zeug hält. BKK-Chef Schmeinck hat mit professoraler Unterstützung durch Regierungsberater Lauterbach - wieder einmal - zum Kampf gegen die Naturalrabatte aufgerufen. Naturalrabatte verändern das durch staatliche Preisbindung festgelegte Gewinngefüge, poltert Schmeinck. Folglich will er die Abgabevergütung von 8,10 Euro pro Arzneimittel senken oder die Einkaufsvorteile anrechnen und an die Kassen weiterleiten lassen.

Seltsame Welt. Meine Herren Rabattgegner, bitte vergessen Sie nicht: Der Apotheker ist auch Vollkaufmann, er führt ein Kleinunternehmen mit Verantwortung für Mitarbeiter. Er muss als Kaufmann Einkaufsvorteile wahrnehmen, sonst wäre er ein schlechter Kaufmann. Warum vergessen Kassenvertreter, dass sie zu den großen Nutznießern von Rabatten gehören? Immerhin erhalten sie von den 8,10 Euro satte 2 Euro Rabatt, also fast 25 Prozent - und das auf das gesamte Kassensortiment. Solche Rabatte kann ein Kaufmann nur gewähren, wenn er irgendwo günstig einkauft. Außerdem - die ABDA hat es vorgerechnet - mit dem Kassenabschlag von 2 Euro werden weit mehr Rabatte abgeschöpft als die Apotheken von den Firmen erhalten.

Als Alternative sähe ich nur, die Einkaufsrabatte ganz abzuschaffen und die Abgabevergütung anzuheben. Aber das passt dann wohl weniger zu der von allen Parteien ausgerufenen Parole "mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen". Zudem sieht das Gesetz selbst Rabattverhandlungen zwischen Krankenkassen und Pharmaherstellern vor - eine Möglichkeit, von der bisher nur die Barmer in größerem Umfang Gebrauch macht. Warum nehmen das die Betriebskrankenkassen nicht wahr? Schickt man hier lieber die Versicherten zur niederländischen Versandapotheke nach Venlo?

Eigentlich ist die Rabattdiskus–sion ein nur lästiges und wenig sinnvolles Geplänkel. Denn: Das richtige Sparen bei Arzneimitteln beginnt in dem Moment, wo der Arzt das Rezept ausstellt. Hier spielt die Musik.

Peter Ditzel

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