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Deutscher Apothekertag: ABDA warnt vor übereilten Reformen
Zugleich machte Wolf deutlich, dass die Apotheker die Chancen der Reform von 2004 nutzen - etwa indem sie ihre Kompetenzen in die Integrierte Versorgung einbringen. Bevor die künftige Bundesregierung weitere Reformen in Angriff nimmt, sollte man der letzten "Zeit zur vollen Entwicklung geben", forderte Wolf.
Der ABDA-Präsident legte den Journalisten im Vorfeld des Deutschen Apothekertages dar, dass die Apotheker durch die Umstellung ihres Honorarsystems und den Verzicht auf ihre Ausgleichszahlung im vergangenen Frühjahr erheblich zur Entlastung der GKV beigetragen haben. Das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) wirke und müsse nun weiter umgesetzt werden. "Momentan benötigen wir keine Reform auf der Ausgaben–seite", so der ABDA-Präsident. Die Weiterentwicklung der Strukturen müsse evolutionär erfolgen - hierfür stehe die Apothekerschaft jederzeit zur Verfügung. Eine Finanzreform sei hingegen notwendig, erklärte Wolf. Dabei sei er sich bewusst, dass dies auch mit einer Überprüfung des Leistungsgeflechts einhergehen muss: "Die Kooperationen zwischen Ärzten, Krankenhäusern, Versicherten, Apothekern und anderen Anbietern stecken noch in der Erprobungsphase."
Kassen sollen Verträge besser nutzen
So monierten Wolf und ABDA-Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Seitz, dass die meisten Krankenkassen noch nicht die Möglichkeit nutzen, –direkt mit Arzneimittelherstellern Rabattverträge zu schließen. Dabei unterstützen die Apotheker derartige Verträge: Sie verstehen sich als pharmaökonomische Mittler zwischen –Patient, Industrie, Arzt und Krankenkasse, erläuterte Wolf. Bei der ABDA hat man kein Verständnis für Kassenchefs, die Apotheker und die ihnen gewährten Naturalrabatte kritisieren, aber nicht bereit sind, selbst Rabattverträge mit Herstellern zu schließen. Rabatte seien etwas ganz Normales im täglichen Geschäftsleben, erklärte Wolf. Für die Forderung der Krankenkassen, die Aut-idem-Regelung abzuschaffen, haben die Apotheker daher ebenfalls nur ein begrenztes Verständnis.
Allerdings räumte Seitz ein, dass die Regelung "zu starr" sei, da sie lediglich auf die drei - zum jeweiligen Zeitpunkt - preisgünstigsten Arzneimittel abhebe. Diese Regelung sollte auch nach Auffassung der ABDA flexibilisiert werden - beispielsweise im Rahmen der Erweiterung von Verträgen zur Integrierten Versorgung.
Apotheker und Ärzte: Zusammenarbeit forcieren
Wolf machte deutlich, dass Apotheker viel tun können, um die Arzneimittelversorgung sicherer zu machen. Als freie Heilberufler seien sie unabhängig von der Industrie und könnten sich als "glaubwürdiger Medikationsmanager profilieren". Voraussetzung für diese Unabhängigkeit sei jedoch, dass der uneingeschränkte Mehrbesitz auch weiterhin verboten ist. Wolf begrüßte, dass die Apotheker seit dem GMG aktiv an der Integrierten Versorgung teilnehmen können. Das Barmer-Hausarzt-Hausapotheken-Modell sei ein erster Schritt in diese Richtung.
Der ABDA-Präsident hob positiv hervor, dass mit solchen Verträgen erstmals die Zusammen–arbeit zwischen Apothekern und Ärzten institutionalisiert werden konnte. Nun müsse es noch Verbesserungen an der Schnittstelle zwischen ambulantem und stationärem Bereich geben. Häufig werde die Medikation im Krankenhaus komplett umgestellt - eine Tatsache, über die Arzt und Apotheker reden müssen, so Wolf. Auch für Seitz ist die neue Zusammenarbeit mit den Ärzten "ein Weg, der klar in die Zukunft weist".
Telematik: Allein der Patient entscheidet
Was die für das kommende Jahr geplante Einführung der elektronischen Gesundheitskarte und des elektronischen Rezepts betrifft, so gibt sich die ABDA ebenfalls optimistisch. Sie setzt sich insbesondere dafür ein, dass der Patient im gesamten Prozess der –Datenspeicherung und -übermittlung Herr seiner Daten bleibt. Auch wenn der Versandhandel mit Arzneimitteln durch das elektronische Rezept theoretisch einfacher wird, befürchtet Wolf nicht, dass diese Vertriebsform an Bedeutung gewinnen wird. Er vertraut auf die Apothekenkunden: Solange sicher gestellt ist, dass diese ihre Entscheidungsmacht behalten und nicht von ihren Krankenkassen zu Versandapotheken gelenkt werden, sieht der ABDA-Präsident die Apotheke vor Ort nicht bedroht.
Bescheidene Forderungen an die Politik
Insgesamt zeichneten Wolf und Seitz das Bild eines zuversichtlichen Berufsstandes, der zwar in den letzten beiden Jahren finanzielle Einbußen hinnehmen musste, aber auch bereit ist, neue Aufgaben zu übernehmen. Die Forderungen an die Politik seien daher überschaubar, sagte Wolf. So sollte die künftige Bundesregierung darüber nachdenken, den Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel auf ein europäisches Maß von sieben Prozent zu reduzieren. Zudem müsse die Politik sicherstellen, dass Arzneimittel nur in Apotheken abgegeben werden dürfen. Wem der Wettbewerb um Leistung und Qualität in der Arzneimittelversorgung wichtig sei, müsse einheitliche Apothekenabgabepreise sicherstellen. Wolf bot dem neuen Bundestag hierbei die "konstruktive und kritische Mitarbeit" der ABDA an.
Apotheker - Partner der Patienten
Der diesjährige Deutsche Apothekertag fand unter dem Motto "Apotheker - Partner der Patienten" statt. Er –hatte auch das Ziel, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie breit das Leistungsspektrum des Heilberufs Apotheker ist. Die drei Arbeitskreise der Hauptversammlung befassten sich mit der Nutzenbewertung von Arzneimitteln, Fragen der Pharmakovigilanz sowie den Zukunftsaufgaben der Apotheker. Zu diesen Themen wurden auch Fachleute außerhalb der Apothekerschaft als Referenten und Diskussionsteilnehmer gewonnen - so etwa Dr. Rainer Hess, der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Dr. Stefan Etgeton vom Verbraucherzentrale Bundesverband und Ulrich Weigeldt vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
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