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Integrierte Zwickmühlen
Bald ist es soweit: Der Integrationsvertrag mit der Barmer Ersatzkasse geht am 1. März an den Start. Dann können sich Patienten bei ihrem Hausarzt und ihrer Hausapotheke einschreiben. Sie willigen damit ein, dass er ihr Lotse im Gesundheitssystem sein soll, alle Überweisungen und Behandlungsschritte veranlassen soll und zudem ihr Präventionsmanager ist, was immer das sein mag – Mindestlaufzeit zwölf Monate. Der Hausarzt stellt dem Patienten ein "Einschreiberezept" aus zur Vorlage in einer Apotheke, die an diesem Vertrag teilnimmt.
Mit der Einschreibung in die Hausapotheke verpflichtet sich der Patient, alle seine Arzneimittel dort zu beziehen – Mindestlaufzeit zwölf Monate. Vom Hausapotheker kann der Patient – auf den ersten Blick – einiges verlangen, bei genauem Hinsehen allerdings kaum mehr, als ein guter Apotheker jedem seiner Patienten angedeihen lässt. Denn eine gute beratungsstarke Apotheke hat dies bereits heute alles in ihrem Programm, angefangen bei den Medikationsprofilen über diverse Arzneimittel- und Gesundheitschecks bis hin zum Home Service und zu den 3% Rabatt aufs Randsortiment und die freiverkäuflichen Arzneimittel (nicht die apothekenpflichtigen OTCs).
Was meinen Sie: Wie wird sich der Integrationsvertrag entwickeln, Hopp oder Flop? Zahlreiche unserer Kolleginnen und Kollegen haben bereits die erforderlichen Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen durchlaufen, um am Integrationsvertrag teilzunehmen. Dennoch, die Zahl der Kritiker dieses Vertragswerks scheint zu wachsen. Sie sind sich noch unschlüssig, ob sie sich der Werbekampagne für die Barmer – wie es manche sehen – unterwerfen sollen. Sie sehen im Integrationsvertrag eine Benachteiligung im Vergleich zu den Ärzten, denen z. B. mehr Honorar zur Verfügung steht. Sie sehen darin Augenwischerei für ihre Patienten und verweisen darauf, dass in erster Linie die Barmer davon profitiert, zum Beispiel von Einsparungen, die Ärzte und Apotheker für sie erbringen.
Stellt sich also die Frage: mitmachen oder nicht? Macht man mit, unterwirft man sich den vertraglichen Bindungen, man muss alle Leistungen anbieten, nimmt man nicht daran teil, riskiert man, dass sich der eine oder andere Patient in der Nachbarapotheke verirrt und sich dort einschreibt. Der ist dann für die eigene Apotheke verloren, denn "Fremdgehen" ist dem eingeschriebenen Patienten eigentlich verboten, außer in Notfällen (Kontrollen oder Strafen sind allerdings nicht angedroht).
Dem aktiven Apotheker stellen sich aber noch weitere Fragen – die Teilnahme am Barmer Integrationsvertrag ist nicht einzige Möglichkeit, aktiv zu werden. Es gibt in manchen Bundesländern auch die BKK-Hausapotheken. Um eine solche zu werden, muss man, vereinfacht gesprochen, ähnliche Kriterien wie bei der Barmer erfüllen. Soll er, muss er zusätzlich auch hier teilnehmen?
Darüber hinaus wird man mit der Möglichkeit konfrontiert, sich beim "deutschen Partnernetzwerk öffentliche Apotheken", kurz pro-DSA.com einzuschreiben und mitzumachen. Die pro-DSA will sich als zweite relevante Vertragsebene für Verträge mit Krankenkassen positionieren. Als Mitgliedsapotheke bei pro-DSA lassen sich gleich drei Verträge mit einem Schlag abschließen: einen Vertrag zur hausarztbasierten Versorgung mit der Barmer, einen Partnerapotheken-Vertrag mit der BKK, IKK und LKK Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz sowie einen Versandhandelsvertrag mit den letztgenannten Partnern.
Außerdem bemüht sich pro-DSA darum, durch Vereinbarungen mit der Industrie Herstellerrabatte für die Krankenkassen zu generieren, die anteilig (Apotheken sollen ein Drittel der Herstellerrabatte erhalten) über die Umsatzmeldungen der Rechenzentren rückerstattet werden sollen. Solche Rabatte können in Zukunft eine Rolle spielen. Denn selbst der ABDA-Präsident fordert, dass die Krankenkassen sich Rabatte direkt vom Hersteller holen sollten und nicht von den Apotheken.
pro-DSA setzt sich zusätzlich dafür ein, Versandhandel nicht über überregionale und internationale Versandapotheken laufen zu lassen, sondern über die Mitgliedsapotheken im nahen Umfeld des Versicherten; es geht dabei also eher um die Zustellung per Apothekenbote.
Wie geht die Entwicklung weiter? Kommt nach der Kooperationitis im letzten und vorletzten Jahr nun die Integrationitis? Wo muss ich mich als Apotheker überall einschreiben, mit wem kooperieren, welchem Einkaufsverbund sollte ich beitreten, welcher Marketinggesellschaft? Soll ich nun die Allerweltshausapotheke für alle Kassen werden? Schließlich ist alles auch eine Frage der Kosten, die monatlich anfallen. Die Entscheidung werden Sie alleine treffen müssen. Einzelkämpfer werden es in Zukunft aber sichtlich schwerer haben.
Peter Ditzel
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