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Die Seite 3
Für den 22. Juni ist in diesem Jahr der Tag der Apotheke angesetzt. Ja, während der turbulenten Tage der Fußball-Weltmeisterschaft. Was glauben Sie: Ist dies ein guter Termin für den Tag der Apotheke? Wird die Bevölkerung während dieser Zeit wissbegierig und aufmerksam die Aktivitäten der Apotheke verfolgen? Lassen sich die Bürger von den sicher zahlreich lancierten kleinen Artikelchen und Abdrucken in den Regionalblättern (stolz mit "Medienpräsenz" umschrieben), vom Schwarzwälder Boten bis zum Uckermark Kurier, dafür begeistern, dass die Apotheke auch Blasenpflaster, Dreieckstücher und Mullbinden verkauft? Und lassen sich "gerade die jungen, aktiven Menschen", denen die vielfältigen Angebote der Apotheke nahegebracht werden sollen (so die Intention der ABDA), derart von dem Fußballgeschehen ablenken, dass das Thema Sportverletzung und Apotheke nachhaltig in den Köpfen verankert wird? Da ist ein bisschen Skepsis angebracht.
Haben Sie schon mal die Aktions-CD zum Tag der Apotheke geöffnet, auf der Sie ein Grußwort des Präsidenten, eine "Erklärung" der Pressesprecherin und ein wenig Material zum Mitmachen für den Tag der Apotheke finden? Es soll diesmal anders sein, das Material, heißt es da in der "Erklärung", nämlich ein "modulares Kampagnensystem". Doch einen bedeutenden Unterschied zu früheren Materialpaketen zum Tag der Apotheke kann ich da nicht entdecken. Aufkleber, Pressetexte und Giveaways gab's doch schon früher. Rundfunkspots auch, und die Internetfilmchen mit den quälenden Schmerzschreien (soll ich lachen, soll ich weinen?) reißen das Kampagnensystem auch nicht in neue Höhen.
Unterstützend und Aufmerksamkeit schaffend sollen zudem zentrale Anzeigenschaltungen der –ABDA sein, die bundesweit auf den Tag der Apotheke hinweisen. Ja, sogar 1 (in Worten: eine) Anzeige soll in der BILD-Zeitung auf Seite 1 (neben dem gewissen Mädchen auf Seite 1?) erscheinen – wenn das mal keinen Erfolg bringt. Ich kann nur hoffen, dass man für diese Anzeige nicht das Postermotiv nimmt, das letzte Woche an die Apotheken verteilt wurde. Über Werbewirksamkeit von Motiven kann man sicher – wie über Geschmack auch – geteilter Meinung sein. Aber das Poster mit der Nahaufnahme eines Kickermännchens (ein solches soll es wohl darstellen) mit Verband um den Kopf, bei dem sich eine brutale Eisenschraube durch die kleine Brust bohrt, und einem roten Punkt auf dem Mund (fließt da schon Blut aus dem Mund?) assoziiert sicher nicht unbedingt sofort (und wenn nicht gleich, wann dann?) Sportverletzungen und den Besuch in der Apotheke, um Erste Hilfe bei Sportverletzungen aus der Apotheke zu bekommen. Ein solches Poster könnte schon eher Werbung für den Tag der Chirurgie, den Tag der Schwerverletzten oder den Tag der Schädeltraumatisierten machen. Gekrönt wird das geniale Poster durch seine retromäßig aufgemachte Grafik (ein Betrachter: So sind sie halt die Apotheker, immer leicht verstaubt) mit dem todsicher für jeden einfachen Menschen sofort und leicht erfassbaren Leitwort "Sportschmerzschlussaus". Das muss man erst mal zusammenbuchstabieren und dann umsetzen: Aha, das soll auf Sportverletzung und Apotheke hinweisen? Na, denn: Schluss, aus.
Da kann man nur hoffen, dass der Tag der Apotheke nicht ganz im WM-Fieber untergeht, die vielen Euro aus dem Etat unserer "Öffentlichkeitsarbeit" nicht ganz verpuffen und wenigstens ein bisschen von der Botschaft "Sportverletzung und Apotheke" in den Köpfen der Verbraucher hängen bleibt – ohne dass es zu Kopfschmerzen und Kopfverband führt.
Kopf hoch, liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht hilft es ja, dass am 22. Juni noch die Spiele der Vorrunde ausgetragen werden und mit Ausnahme von Tschechien gegen Italien nicht die heißesten Begegnungen auf dem Programm stehen. Nur dieser Umstand könnte noch verhindern, dass sich der Apothekenkunde erschrocken beim Anblick des Plakates die Augen reibt: Tag der was? Ach, Tag der Apotheke? Gibt es so was auch?
Sportschmerzschlussaus – wennSiewissenwasichmeine.
Peter Ditzel
Tag der was?
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