Selbstmedikation

Fragen an Apotheker Dr. Wolfgang Kircher: Strukturiert beraten mit Frageschemata

DAZ:

Wie gehen Sie vor, wenn Sie Naratriptan für eine Empfehlung in der Selbstmedikation in Erwägung ziehen?

Kircher:

Die Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe eines Naratriptan-Präparates im Rahmen der Selbstmedikation muss strukturiert erfolgen. Ein derartiges Vorgehen nach Flussdiagrammen oder Frageschemata bei der pharmazeutischen Beratung wird etwa in den entsprechenden Leitlinien zur Qualitätssicherung der Bundesapothekerkammer und verschiedenen Handbüchern für die Beratung im Rahmen der Selbstmedikation vorgegeben. Zumindest sollte sich die beratende Person an derartigen Schemata inhaltlich orientieren, wobei selbstverständlich auch darin nicht genannte patienten- und situationsbedingte Aspekte zu berücksichtigen sind.

DAZ:

Wie bewerten Sie den Beratungsleitfaden der Herstellerfirma?

Kircher:

Wenn die Firma GlaxoSmith–Kline einen Beratungsleitfaden für die erstmalige Abgabe des seit dem 1. Juni 2006 aus der Verschreibungspflicht entlassenen Wirkstoffs Naratriptan herausgibt, erscheint mir dies im Interesse einer Struktur der Beratung durchaus begrüßenswert. Der Leitfaden erleichtert insbesondere das Selektieren von Patienten, bei denen eine Triptan-Gabe kontraindiziert ist. Bei der im Leitfaden genannten Frage an den Kunden nach Symptomen, die bei ihm simultan mit den Kopfschmerzen auftreten und die unter anderem eine Selbstbehandlung ausschließen (doppeltes Sehen, Bewusstseinsstörung u.a.m), sind die Erläuterungen zum Fragebogen, die ebenfalls zur Verfügung gestellt werden, hilfreich. Hier findet man die Liste mit Ausschlusssym–ptomen, die so leicht abgefragt werden können. Begrüßenswert sind auch die von GaxoSmithKline angebotenen Trainingsseminare.

DAZ:

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Kircher:

In der bis jetzt noch kurzen OTC-Praxis mit Naratriptan waren in unserer Apotheke vor allem solche Kunden an Formigran® interessiert, die Naratriptan oder andere Triptane bereits auf ärztliche Verschreibung erhalten hatten, aus unterschiedlichen Gründen im Moment aber über kein entsprechendes Rezept verfügten. Das Bearbeiten des Beratungsleitfadens kann in derartigen Fällen verkürzt oder patientenbezogen modifiziert werden.

Bei interessierten Migränepatienten, denen bisher kein Triptan verordnet wurde, erleichtert das Vorliegen einer Kundendatei mit Medikationshistorie und gelisteten vaskulären Risikofaktoren ebenfalls die OTC-Beratung zu Naratriptan. Auch die zeitliche "Reichweite" einer gekauften Packung lässt sich in diesem Fall einfach kontrollieren. Aber auch ohne Vorinformationen erscheint das komplette Abklären der Bedarfssituation für Naratriptan im Rahmen der pharmazeutischen Betreuung problemlos möglich.

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