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- DAZ 39/2006
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Die Seite 3
Protestieren ist nicht des Apothekers Ding. Die Protestveranstaltung auf dem Apothekertag hat's gezeigt. "Entre nous" waren wir im schönen großen holzgetäfelten Saal und haben uns dort schöne Botschaften um die Ohren gehauen und dieselben mit Trillerpfeifen vollgepfiffen. Nur draußen in der bösen, feindlichen Welt, da hat's niemand gehört. Kein Berichtchen oder Filmchen darüber in ARD, ZDF oder irgendeinem gekauften Nischensender. Also, das lassen wir in Zukunft lieber, die Kosten für die Event-Agentur können wir uns sparen. Oder war's nur eine bayerische Gaudi? Dann wär's auf der Wiesn noch zünftiger gewesen. Nehmen wir's als Übung, wenn denn der Ernstfall doch noch kommen sollte, die ABDA ihre Strategie der Eskalation wahrmachen sollte, und wir in Berlin auf dem Gendarmenmarkt die Filzpantoffeln ausziehen und richtig Protest machen.
Im Gegensatz dazu hat der Apothekertag schöne gerade Furchen gepflügt, wie unser ABDA-Präsident immer zu sagen pflegt – ganz unter dem Motto: Die Zukunft wird pharmazeutisch entschieden, der Apotheker als pharmazeutischer Dienstleister und Heilberufler.
Hätte nur die ABDA das schon mal ein paar Jährchen früher gemacht. So richtig, mit Esprit und Nachdruck und Herzblut. Dann wären wir heute nicht da, wo wir sind. Dann hätten uns die Öffentlichkeit und die Medien vielleicht schon deutlicher als unverzichtbar und als dringend notwendig für unser Gesundheitssystem wahrgenommen, und dann würden vielleicht auch Politik und Krankenkassen davon überzeugt sein, dass wir echte Leistungserbringer sind, die ihr Geld wert sind.
Damals, es war anno 1993, als in Deutschland die ersten Diskussionen um die pharmazeutische Betreuung aufkamen, damals hätte die Kehrtwende weg vom ersetzbaren Kaufmann und hin zum unersetzlichen Heilberufler noch gelingen können. Nur leider, leider ging da kein Ruck durch unsere Reihen, oder unsere Berufsvertretung konnte nicht vermitteln, dass wir mit pharmazeutischen Dienstleistungen und der Betreuung von Patienten noch eine Chance haben.
Ist es jetzt zu spät? DocMorris ante portas und ein Gesundheitsreformgesetz, das uns stranguliert, im Nacken – die Ausgangsposition ist nicht die beste. Da wird es nicht leicht sein, die Kolleginnen und Kollegen von der Notwendigkeit der pharmazeutischen Zukunftsaufgaben zu überzeugen. Zumal die Politik uns mehr und mehr eine Krämerrolle zuweist: der Apotheker als Discounter, der Billig-arzneimittel verhökern und sich im Wettbewerb über den günstigsten Preis messen soll. Und einige Apotheken fahren bereits auf dieser Schiene ab: Apotheken, die mit Billigpreisen werben, sind im Kommen, sogar Apothekenkooperationen und -gruppierungen sind mit dabei: in Hamburg ist der Preiskampf ausgebrochen – Ulla und Biggi wird's freuen. Ist es eine Frage der Zeit, wann in diesen Läden dann auch Bade-Flipflops, Sonnenbrillen und Fotoapparate auftauchen?
Andererseits, kann man das dem einen oder anderen verdenken? Aus dem Rx-Sortiment zieht man, politisch gewollt, keine Gewinne mehr, das OTC-und das Randsortiment müssen die Apotheke tragen. Da kann man froh sein, dass wir großflächig noch nicht auf dem Niveau von Drugstores angekommen sind. Was aber, wenn sich dieses Krämerkarussell weiterdreht? Wenn uns die Politik noch mehr belastet über Zuzahlungsdumping, Rabattverhandlungen und Kostendämpfungsbeiträge? Wie viele Apotheken werden dann noch die ethische Seite mittragen können und "gerade Furchen" pflügen? Lieber in den pharmazeutischen Dienstleistungen untergehen als in schnödem Randsortiment-Mammon überleben?
Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt und dass die Billigpreiskämpfe nur eine Momentaufnahme sind. In der pharmazeutischen Schiene sehe auch ich die einzige Daseinsberechtigung des Apothekers in der Zukunft. Denn für die kaufmännische Schiene brauchen wir keine Apotheker, das könnten Betriebswirte mit Zusatzausbildung oder Schmalspurapotheker von der Fachhochschule genauso.
Ich bin überzeugt: Die Gesellschaft braucht den Apotheker, den Pharmazeuten, zu seiner Zukunft gehören die Klinische Pharmazie, die Pharmazeutische Betreuung und pharmazeutische Dienstleistungen. Das sind wir unserem Gesundheitswesen schuldig! Der Apothekertag versuchte hier, die Weichen zu stellen.
Peter Ditzel
Gerade Furche
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