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DAZ aktuell
Schöne Bescherung! (Glosse)
Es weihnachtet sehr und draus' vom Walde her kommen Geschenke, die keiner von uns haben will: tolle Rabatte für Krankenkassen, keine Gebühren für Patienten, endlich Rezeptabgabe in der Drogerie, Schluss mit den Pfründen einer profitorientierten Zunft!
Fröhliche Weihnachten, liebe Kolleginnen und Kollegen, Zeit für Besinnlichkeit und innere Einkehr, gell? Immer mehr von uns sind schon in die innere Emigration gegangen, das Elend dieser unserer kleinen Apothekenwelt ist langsam nicht mehr anzusehen. Da dürften auch die auf dem Schlachtfeld der Großen Koalition ausgetragenen vorweihnachtlichen Streitereien nicht viel dran ändern. Es sei denn, am Scheinheiligen Abend käme es zur Offenbarung: nix geht mehr. Das wär' für unsereins eine unverhoffte Bescherung, für das System, die Koalition und die Gesellschaft aber wohl ein Desaster. Denn wie ungerecht einseitig die Geschenke auch verteilt werden sollen – unser deutsches Gesundheitssystem muss sozial ausgewogen reformiert werden, da führt kein Weg dran vorbei, soll er nicht direkt ins Chaos führen! Nichtsdestotrotz sollten wir aber nicht nur dem Genuss von Gänse- und Schweinebraten frönen – nach uns die Sintflut! – sondern den Schwung aus diesem WM-Jahr mitnehmen ins Neue. Wir haben gute Ansätze gezeigt, nach Jahrzehnten der Rumpel-Apothekerei: raus auf die Straße, endlich! Flagge gezeigt, der Öffentlichkeit deutlich gemacht: so nicht! Wir lassen ein Apothekensystem nicht wehrlos kaputtmachen, das zu den besten der Welt gehört, nur weil ratlose Politiker auf Aktionismus machen müssen, um ihre Pfründe zu bewahren! Leider ist im Advent aber wieder das alte Leiden offenbar geworden: die Angst vor der eigenen Courage, das Zurückzucken im falschen Moment. Deutschlandweit Streiken? Ja, vielleicht, irgendwann, schau'n mer mal … das war wieder nix! Wir hätten nachlegen müssen, noch vor der Bescherung. Leider Chance wieder vertan. Vielleicht geht noch was im Winter, wenn sich die Koalitionäre tatsächlich so blockieren, dass alles neu verhandelt werden muss. Dann müssen wir da sein, hellwach, liebe DAZ-Leser, und alle Bedenken über den Tresen werfen und handeln. Unsere allerallerletzte Gelegenheit, statt mit unproduktivem Gejammer unsere Zukunft mit klaren Argumenten doch noch zu retten. Damit 2007 ein Gutes Neues Jahr wird – auch für Sie!
Lutz Bäucker, Lutz Bäucker ist Apotheker, Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und DAZ-Korrespondent
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